Der Tiroler Wissenschafter Florian Kronenberg ist von der baldigen Etablierung von Medikamenten zur Senkung des bisher nicht beeinflussbaren Lipoprotein(a)-Spiegels überzeugt. Dieser spielt etwa bei erhöhtem Herzinfarktrisiko sowie Schlaganfällen eine Rolle. Bis Ende 2025 würde es „erste stichhaltige Ergebnisse“ geben, eine beschränkte Zulassung dieser Medikamente sei Ende 2026 durchaus wahrscheinlich, sagte Kronenberg im APA-Gespräch.
„Solche Medikamente werden das medizinische Feld revolutionieren“, erklärte der Wissenschafter. Eine solche „Revolution“ sei vor allem deshalb aus medizinischer Sicht gewinnbringend und wünschenswert, weil jeder fünfte in der Bevölkerung einen hohen Lp(a)-Wert hat. Dieser Eiweißstoff könne im Blut gemessen werden, hohe Werte stünden mit einem höheren Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfällen in einem direkten Zusammenhang, so der Forscher. „Da dieser Wert genetisch bedingt ist, lässt er sich weder durch Sport noch durch Ernährung oder auf sonstige Weise senken“, betonte Kronenberg, der an der Medizinischen Universität Innsbruck tätig ist und dort mit seinem Team bereits seit mehr als 30 Jahren zum Thema Lp(a) forscht.
Die künftigen, neuartigen Medikamente, die etwa injiziert werden, setzten auf innovative Weise „gezielt an den Leberzellen an“, um dort direkt „in die Lp(a)-Produktionsmaschine“ einzugreifen. Diese Produktion werde mit dieser Methode „um bis zu 95 Prozent reduziert“ und somit der Lpa(a)-Spiegel dauerhaft und nachhaltig gesenkt. Das müsse man sich wie folgt vorstellen: „Es gibt einen Bauplan, den wir mit dem Medikament aber gewissermaßen unlesbar machen.“
Bis zur tatsächlichen Einführung dieser Medikamente, die Kronenberg zuerst für Patienten erwartet, die bereits einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hatten, sei es wichtig, den Lp(a)-Wert bei Patienten überhaupt erst zu bestimmen. „Das wird noch zu wenig gemacht und von routinemäßig kann schon gar keine Rede sein.“ Die Bestimmung sei jedenfalls deshalb von so großem Belang, weil sich bei einem hohen Lp(a)-Wert beispielsweise bei anderen, derzeit schon beeinflussbaren Risikofaktoren wie etwa hohem Cholesterin oder Bluthochdruck ansetzen ließe.
Das wirkliche Problem sei nämlich das Zusammenwirken von mehreren Risikofaktoren. Zudem ermögliche die Bestimmung des Lp(a)-Wertes, die nur einmal durchgeführt werden müsse, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen insgesamt gut abzuschätzen und zu prognostizieren. Das habe vor allem einen Vorteil: „Es lässt sich dann mit der Therapie anders ansetzen und viel gezielter vorgehen.“ Im Rahmen der derzeit so häufig diskutierten und anvisierten „personalisierten Medizin“ wäre dies ein weiterer, wichtiger Baustein, hielt Kronenberg fest.
(APA/red.)