Kosmetische Produkte haben einen signifikanten Einfluss auf die Luftqualität. Wie die ETH Lausanne in einer Studie nachwies, können sie in Innenräumen mit Ozon chemischen Reaktionen eingehen und Partikel bilden, welche tief in die Lunge eindringen. Welche gesundheitlichen Folgen das hat, kann die Forschung nicht beantworten. Die Wissenschafter wüssten noch nicht, welchen Einfluss die tägliche Aufnahme dieser Partikel hat, schrieb die Hochschule am Donnerstag.
Die Studie, welche im Journal „Environmental Science & Technology Letters“ veröffentlicht wurde, basiert auf einer Analyse von Produkten „bekannter Marken“, die überall in Europa erhältlich sind. Die Lausanner Forscherinnen und Forscher untersuchten den Angaben zufolge einen Deodorant-Roller, ein Deodorant-Spray, eine Handcreme, ein Parfüm und ein Trockenshampoo. Die Datenauswertung dauerte zwei Jahre.
In einem ersten Test verwendeten die Forschenden die Produkte unter normalen Bedingungen in geschlossenen Räumen ohne Ozon. Dabei setzten die Kosmetika über 200 flüchtige organische Verbindungen frei. Die am häufigsten nachgewiesenen Moleküle waren Ethanol und Monoterpene, die üblicherweise in diesen Produkten verwendet werden.
Im zweiten Versuch setzten die Forschenden Ozon bei. Dieses reaktive Gas ist während des Sommers in Europa in der Atmosphäre weit verbreitet. In geschlossene Räume dringt es durch Fenster oder Türen ein. Auch in den Räumen selbst kann es entstehen, etwa aus Laser- oder 3D-Druckern.
Die Reaktion mit dem Ozon setzte nicht nur neue flüchtige organische Verbindungen frei, sondern auch neue Partikel vor allem aus dem Parfüm und dem Spray. Die ETH Lausanne schrieb von Konzentrationen, die in stark verschmutzten Gebieten wie etwa der Innenstadt von Zürich zu finden sind.
Einige Moleküle würden neue Partikel bilden, die zu neuen Feinpartikeln gerinnen, welche leicht in die Lungen gelangen, erklärte Studienleiter Dusan Licina, Direktor des Human-oriented Environmental Laboratory (Hobel) der ETH Lausanne in Freiburg. „Wir verstehen die Auswirkungen dieser Schadstoffe auf die Gesundheit noch nicht richtig, dabei können sie schädlicher sein, als wir denken“, ließ sich Dusan in einer Aussendung zitieren. Auf diesem Gebiet seien neue toxikologische Studien erforderlich.
Um die Auswirkungen von Kosmetika auf die Luft in Innenräumen zu minimieren, schlägt die ETH Lausanne in der Studie eine bessere Belüftung und Luftreinigungssysteme für Ozon vor. Dusan empfiehlt zudem, die Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und auf natürliche Alternativen zu setzen, die Duftverbindungen mit einer geringeren chemischen Reaktivität enthalten. Sinnvoll wäre auch eine Sensibilisierung des Personals, das mit gefährdeten Gruppen wie Kindern und älteren Menschen arbeitet.
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(APA/sda/red.)