Krebsforschung: MedUnis Wien, Graz, Innsbruck bilden Netzwerk

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Autor: Scho

Die Relevanz der Erkrankungen zeigte erneut der jüngste „Krebsreport“, demzufolge bis zum Jahr 2030 die Zahl der Krebskranken in Österreich geschätzt auf 460.000 steigen wird. Nun präsentierten die Medizinischen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) eine neue Initiative: Im „Austrian Comprehensive Cancer Network“ (ACCN) will man die Expertise der Krebsforschung sowie zu Diagnose, Therapie und Patientenversorgung bündeln.

Das Fachwissen stammt dabei aus den Comprehensive Cancer Centers (CCC) in Wien, Graz und Innsbruck – diese symbolisieren quasi die Verbünde von Kliniken und medizinischen Universitäten an den jeweiligen Standorten. Mit dem ACCN werde keine weitere Verwaltungseinheit geschaffen, es gehe vielmehr um den Ausbau des Austausches, der Zusammenarbeit, den gemeinsamen Aufbau von und Zugriff auf Patientenregisterdaten sowie die breitere Nutzung von Biodatenbanken, aus denen wichtige Rückschlüsse auf Diagnose und Therapie gezogen werden könnten, sagten die drei anwesenden CCC-Leiter bei der Projektpräsentation im Vorfeld des Weltkrebstags am 4. Februar.

Krebs sei unverändert die zweithäufigste Krankheit in Österreich. „Mit dem ACCN wollen wir die Forschung in den Fokus rücken“ und damit etwa auch dazu beitragen, dass man Krebserkrankungen früher erkennt sowie die Lebensrealität von Betroffenen verbessern kann, sagte Polaschek, der sich selbst als „Schirmherr“ der Initiative bezeichnete. Der Minister verwies u.a. auf entsprechende Initiativen auf EU-Ebene, etwa die „EU Cancer Mission“, im Rahmen derer bis 2030 mehr als drei Millionen Leben gerettet werden sollen und vor allem auch die Lebensdauer und -qualität von Erkrankten verbessert werden soll. In Europa verlieren laut Statistik 1,3 Mio. Menschen jedes Jahr ihr Leben durch Krebs.

In der EU-Initiative geht es auch darum, die Vernetzung und die Zusammenarbeit im Bereich der Krebsforschung zu stärken, etwa auf nationaler Ebene durch Netzwerke, wie es das ACCN nun darstellt. Durch seine Gründung sei man frühzeitig gut aufgestellt, mehr nationale, aber auch vor allem auch europäische Fördermittel zu lukrieren.

Bessere Vernetzung, keine neuen Strukturen – stehend von links nach rechts: Bundesminister Martin Polaschek, Philipp Jost (Medizinische Universität Graz); Maria Sibilia (Medizinische Universität Wien), Dominik Wolf (Medizinische Universität Innsbruck), Shahrokh Shariat, (Medizinische Universität Wien)

„Krebs arbeitet im Netzwerk“, sagte Dominik Wolf, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin – Onkologie an der MedUni Innsbruck sowie Leiter des CCC Innsbruck. Eine weiter forcierte Vernetzung von Forschung und auch klinischer Expertise komme damit der Krebsprävention, der Diagnose und Therapie, aber auch der Verbesserung der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zugute.

Philipp Jost, Leiter des CCC Graz und der klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Graz, verwies auf die Möglichkeit, nun auch z.B. die Versorgung und Therapie an allen Standorten „gleich gut“ stattfinden zu lassen, „klinisch relevante Fragen“ noch besser mit der Grundlagenforschung teilen zu können sowie klinische Studien über das ACCN mehr vereinheitlichen und schneller, kosteneffizienter durchführen zu können. Ein Beispiel für den Mehrwert des neuen Netzwerks sei etwa im Bereich der „Präzisionsonkologie“ erwartbar, also der „zielgerichteten Therapie von Patienten über Tumormerkmale“: Hier gebe es eine Reihe von Initiativen, die Merkmale von Biomarkern individueller Patienten für Therapieentscheidungen nutzen.

Digitales Tumorboard

Neben der Harmonisierung von Krebsbiobanken gehe es etwa auch um den Aufbau eines „digitalen Tumorboards“, erklärte Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien und AKH Wien sowie Leiter des CCC Wien, das im Jahr 2010 als erstes der drei beteiligten Zentren gegründet wurde.

Tumorboards bieten dabei den behandelnden Ärzten eine Art Plattform, um Therapieansätze unter Beteiligung verschiedener Fachrichtungen zu eruieren und zu planen. „Lokale Tumorboards“ gebe es bereits, über das ACCN könne der Kreis der Expertise noch vergrößert und bei sehr komplexen Fragestellungen sowie Therapieentscheidungen genutzt werden, so die Experten – letztlich zum großen Vorteil von Patientinnen und Patienten.

Akademische Interaktion habe es natürlich bisher auch schon gegeben, so die Experten, allerdings stehe das ACCN für ein Bekenntnis, dies weiter auszubauen und zu systematisieren. Auch wolle man die Zusammenarbeit nicht nur auf die drei teilnehmenden MedUnis beschränken, sondern auch verstärkt andere Einrichtungen und Interessensvertreter mit der Initiative ansprechen und einbinden.

(APA/red.)

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