Forscherinnen und Forscher der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz haben künstliche Nanofasern entwickelt, die helfen, beschädigte Nerven wiederherzustellen. Die künstlichen Fasern verbinden die beiden Nervenenden, geben den beschädigten Nervenzellen die Wachstumsrichtung vor und bieten ihnen Halt. Erste vielversprechende Ergebnisse zeigen, dass sich die Heilungschancen so deutlich erhöhen, berichtete die Universität in einer Presseaussendung.
Eine Beschädigung des Nervensystems kann zur Lähmung der Gesichtsmuskulatur, der Finger und Hände oder auch der Füße und Zehen führen. Betroffene leiden oft sehr lange darunter, mitunter ihr ganzes Leben lang. Schäden am peripheren – außerhalb des Gehirns und Rückenmarks gelegen – Nervensystem sind so einschneidend, weil die Nervenbahnen sich nur sehr langsam regenerieren. Bisher wurden Stücke von weniger wichtigen peripheren Nerven entnommen und in die Lücken der beschädigten Nervenbahnen eingesetzt. Dadurch wird aber der Spendernerv beschädigt, sodass immer noch Lähmungen und Gefühlsausfälle auftreten.
Sebastian Lifka (l.) und Institutsvorstand Werner Baumgartner (r.) – Unterstützung für beschädigte Nervenenden.
Mit Implantaten, die die Regeneration der Nerven unterstützen, soll die Lebensqualität dieser Patientinnen und Patienten erhöht werden. „Speziell bei schweren Defekten von Nervenbahnen brauchen die Nervenzellen gezielte Unterstützung, um die Unterbrechung zwischen den beschädigten Nervenenden zu überbrücken“, erklärt Sebastian Lifka vom JKU Institut für Medizin- und Biomechatronik und Erstautor des im Rahmen des Projekts entstandenen Papers. Den JKU-Forschenden ist es gelungen, die dafür nötigen Nanofasern mit einem speziellen Elektrospinning-Verfahren herzustellen. Bei Versuchen mit Maus-Schwann-Zellen zeigte sich, dass sich die Nervenzellen tatsächlich an den Fasern orientierten und gezielt in Faserrichtung wuchsen. „Die Tiere vermeiden mit dieser Struktur, dass sie an den eigenen Fäden festkleben“, so Univ.-Prof. Werner Baumgartner, der das Institut für Medizin- und Biomechatronik an der JKU leitet.
„Von ebenso großem Interesse wäre auch, diese Technologie auf das Zentralnervensystem, insbesondere bei PatientInnen mit Querschnittslähmungen, zu übertragen“, meinte Andreas Gruber, Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Kepler Universitätsklinikum. Vorerst ist klar: „Implantate aus gerichteten Nanofasern stellen einen vielversprechenden Ansatz dar, die Heilung von Verletzungen der Nervenbahnen zu beschleunigen und zu verbessern“, hofft Lifka auf verbesserte Behandlungsmethoden von Nervenverletzungen.
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(APA/red.)