Lieferketten nachhaltig gestalten

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Autor: Scho

„Das Phänomen der Lieferabrisse hatte sich bereits in der ersten Phase der Pandemie insbesondere bei Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) zunehmend verstärkt. Betroffen waren und sind aber nahezu alle Produktgruppen im Bereich Pharmaka und Medizinprodukte, speziell Erzeugnisse zur Wundversorgung, Antibiotika, Blutdrucksenker, Narkosemittel sowie Infusionslösungen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management und Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management (CKM) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er moderiert die Podiumsdebatte, bei der unter anderem Vertreter des Pharmahandels und Einkäufer aus Kliniken zu Wort kommen.

Lieferabrisse bei Medizinprodukten und Arzneimitteln seien jedoch kein neues, durch die Corona-Krise ausgelöstes Phänomen, wie von Eiff betont. Vielmehr hätten Lieferengpässe in den letzten fünf Jahren kontinuierlich zugenommen: „Bereits im Januar 2020, also vor Pandemie-Beginn, lagen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr als 300 Meldungen über Lieferengpässe bei Medikamenten vor. Dagegen wurden 2016 nur etwa 30 Meldungen abgegeben.“

Gravierende Lücken

Die Pandemie habe aber dann in erschreckender Deutlichkeit in mindestens drei Bereichen gravierende Strategie- und Organisationslücken im Versorgungsmanagement offenbart, so von Eiff: „Die im internationalen Vergleich niedrige Entwicklungs- und Wertschöpfungstiefe deutscher Unternehmen bewirkte eine wachsende Abhängigkeit von wenigen global operierenden Herstellern. Die Anfälligkeit globaler Lieferketten hatte massive Auswirkungen auf Lieferzuverlässigkeit und Produktqualität. Die Innovations- und Anwendungslücke bei Künstlicher Intelligenz (KI) und Digitalisierung von Geschäftsprozessen erzeugte einen Mangel an Reaktionsfähigkeit bei der bedarfsgerechten Verteilung knapper Medizinprodukte.“

Die med.Logistica sei die ideale Veranstaltung, „um sich auf aktuelle und künftige Herausforderungen des Beschaffungswesens vorzubereiten“, wie von Eiff unterstreicht. „Diese Ideenplattform bietet Krankenhausmanagern, Industriepartnern und Einkaufsgemeinschaften eine hervorragende Möglichkeit, konstruktive Vorschläge auszutauschen und neue Lösungen zu finden.“

Die Podiumsdiskussion „Engpassmanagement und Lieferabrisse: Wie kommen wir zu nachhaltigen Lieferketten?“ findet am 11. Mai 2022, 11.30 Uhr, statt. Die Teilnehmer sind: Karl-Heinz Berschet (PHOENIX Pharmahandel GmbH & Co KG), Lutz Heimann (Carl-von-Basedow-Klinikum Saalekreis gGmbH), Bünyamin Saatci (Prospitalia GmbH), Sven Mildahn (KLE Klinik & Engineering GmbH) und Lennart Eltzholtz (Sana Einkauf & Logistik GmbH).

Das Thema „Lieferabrisse: Ursachen und konkrete Maßnahmen zur Stabilisierung von Lieferketten“ wird auch ausführlich zur Diskussion gestellt in dem aktuell von Prof. von Eiff herausgegebenen Buch „Krisenresilienz: Wie Corona das Krisenmanagement im Gesundheitssystem verändert“ (medhochzwei-Verlag 2022).

Digitale und patientenorientierte Arzneimittellogistik

Am Nachmittag desselben Tages widmet sich Prof. von Eiff zudem im Programmblock „Arzneimittellogistik“ (14.30 Uhr) den Erfolgsfaktoren beim Einsatz elektronischer Versorgungsschranksysteme (EVS).

„Zirka 15.000 Patienten versterben jährlich in deutschen Krankenhäusern infolge eines Arzneimittelfehlers“, konstatiert von Eiff. „Von einer fehleranfälligen Medikationslogistik sind besonders Pflegekräfte betroffen, die ohnehin unter Arbeitsüberlastung leiden. In den besten internationalen Krankenhäusern bilden EVS bzw. Smart Cabinets das Rückgrat in einem auf Patientensicherheit, Personalentlastung und Wirtschaftlichkeit ausgelegten digitalisierten System der Arzneimittellogistik.“ In deutschen Kliniken sei dieser Organisationsansatz zur Arzneimittelversorgung von Stationen bisher nicht umgesetzt bzw. nur punktuell im Bereich der Betäubungsmittel-Verwaltung anzutreffen, sagt von Eiff. „Ausländische Krankenhäuser, die EVS eingeführt haben, berichten von deutlich weniger Medikationsfehlern in Verbindung mit einer hohen Akzeptanz durch das Pflegepersonal sowie einem Rückgang der Rate an ungeplanten Arzneimittelwirkungen von 3,5 auf 0,5 pro 1.000 Patienten.“ Hierauf wolle er auf der med.Logistica eingehen und die Funktionalität von EVS vorstellen.

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