In Vorarlberg wird deutlich mehr Kokain genommen als noch 2020, regional stieg zudem der Methamphetaminkonsum. Das geht aus dem aktuellen abwasserbasierten Drogenmonitoring hervor. Am häufigsten wurden Nikotin und Alkohol nachgewiesen, Cannabis ist die häufigste illegale Droge. Erstmals erfasste die Studie auch Schmerzmittel und Psychopharmaka. Die Daten sollen laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) in die neue Psychiatrie- und Drogenstrategie einfließen.
Wie bereits 2020 ließ das Land im Juli 2024 in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Vorarlberger Umweltinstitut sieben Tage lang Abwasser aus Kläranlagen analysieren, an die 400.000 Vorarlberger – also 97 Prozent der Bevölkerung – angeschlossen sind. Nummer eins der Suchtmittel in Vorarlberg ist weiter Nikotin: Laut Abwasseranalysen konsumieren derzeit rund 20 Prozent der Vorarlberger Nikotinprodukte. Auf Platz zwei folgt Alkohol: Im Schnitt konsumierten die Vorarlberger laut der Studie 7,5 Tonnen Ethanol pro Tag. Beide Werte verdeutlichten die weite Verbreitung der beiden Drogen, so Philipp Kloimstein, Primar des Suchtkrankenhauses Maria Ebene.
Er sah das Bild aus dem klinischen Alltag bestätigt. Unter Beobachtung steht die Entwicklung beim Kokain: Im Vergleich zu 2020 nahm der Kokainkonsum laut der Studie um 70 Prozent zu. Insgesamt ließ sich eine jährliche Kokainkonsummenge von 309 Kilogramm hochrechnen. Vorarlberg sei hier im Nahfeld der Hochburg Zürich zu betrachten, zudem handle es sich bei der Zunahme bei der leistungssteigernden Droge um einen europaweiten Trend, so Kloimstein. Eine starke Zunahme, aber auf niedrigem Niveau, war auch bei Methamphetaminen zu beobachten.
Mit 65 Dosen pro 1.000 Personen pro Tag ist THC (Tetrahydrocannabinol – Wirkstoff in der Hanfpflanze) die am häufigsten konsumierte illegale Droge, hier sei nach der Teillegalisierung in Deutschland kein Anstieg erkennbar. Noch vor Cannabis rangiert das Schmerzmittel Paracetamol, auch das Antidepressivum Venlafaxin nahm einen Spitzenplatz ein. Es sei daher davon auszugehen, dass es viele Personen mit psychischen Problemen in eine Behandlung schafften und gut versorgt seien. Studienleiter Herbert Oberacher hielt fest, generell sei der Drogenkonsum im urbanen Gebiet deutlich höher als im ländlichen Raum. Der Tourismus sei kein Treiber, ein möglicher Zusammenhang lasse sich nur bei Methamphetamin beobachten.
Landesrätin Rüscher betonte, gerade wegen der aufgekommenen neuen Formen des Nikotinkonsums müsse man verstärkt auf Prävention setzen, vor allem bei jungen Menschen. Für Alexandra Kargl, Vorständin der Sozialabteilung, kann mit Suchtprävention nicht früh genug begonnen werden, sie verwies auf zahlreiche Beratungs- und Behandlungsangebote. In der Weiterentwicklung der Versorgung will Rüscher etwa beim Übergang von der stationären in die ambulante Versorgung besser werden.
(APA/red.)