Suchtkranke mit Opioid-Abhängigkeit bekommen nun seit kurzem ein Gegenmittel für den Fall einer Überdosis von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) erstattet. Das bestätigten die ÖGK und der Dachverband der Sozialversicherungsträger (SV) auf APA-Anfrage. Dabei handelt es sich um einen speziellen Nasenspray mit dem Opioid-Antidot Naloxon. „Nyxoid kann nun in Österreich seit März 2024 auf Krankenkassen-Kosten verschrieben werden“, so der Dachverband.
Die Kosten werden laut ÖGK bei Indikation übernommen. Das Medikament könne Patientinnen und Patienten verschrieben werden, die über eine entsprechende Schulung zur korrekten Anwendung des Sprays verfügen. „Die Personen können den Spray bei sich tragen und ihr Umfeld informieren, damit dieses im Falle eines Notfalles den Spray an den zumeist bewusstlosen Patientinnen und Patienten anwenden kann“, teilte der Dachverband mit.
Die Schulungen finden laut ÖGK unter anderem bei den verschreibenden Ärzten oder den ausgebenden Stellen statt. Entsprechende Projekte dafür gibt es jedoch auch in mehreren Bundesländern wie Tirol, Vorarlberg oder Wien. In den Suchthilfeeinrichtungen der Bundeshauptstadt werden die Schulungen seit 2019 angeboten. Das Angebot auf freiwilliger Basis in Form einer zweistündigen Einheit richte sich dabei an Klientinnen und Klienten „mit einem besonders riskanten Konsum“, wie der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen Ewald Lochner der APA erklärte. Diese würden stets in den Suchthilfeeinrichtungen der Stadt darauf hingewiesen. Im Zuge der Schulungen werde dann das Spray mit Einweghandschuhen und einer Infokarte zur Anwendung ausgegeben.
„Ziel ist, die Zahl der drogenbezogenen Todesfälle in Wien zu verringern“, sagte Lochner. „Wir sind darum froh, wenn die Leute zu uns in die Schulungen kommen.“
Opioide wie Heroin, Methadon oder Fentanyl können bei einer Überdosis im schlimmsten Fall zum Tod durch Atemstillstand führen. Naloxon hebt die Wirkung solcher Drogen jedoch ganz oder teilweise auf. „Zur Anwendung kommt Naloxon, wenn gewisse Leitsymptome auf eine Opioidüberdosis hindeuten wie Bewusstlosigkeit, Atempausen bzw. Sinken der Atemfrequenz, stecknadelkopfgroße Pupillen“, heißt es dazu von der Wiener Berufsrettung. „Es wird dann verabreicht, wenn es durch die Überdosierung zu einer unzureichenden Spontanatmung oder einem Atemstillstand der Patientinnen und Patienten kommt.“ Derzeit stattet auch die Polizei Bedienstete auf Dienstellen mit Schwerpunkt auf Bekämpfung der Drogenkriminalität mit Naloxon aus.
In Österreich gelten laut den jüngsten Zahlen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) aus den im Februar präsentierten Drogen- und Suchtberichten rund 35.000 bis 40.000 Personen als opioidabhängig. Etwas mehr als die Hälfte davon befindet sich in Behandlung. Opioide sind nach wie vor für den Großteil der drogenbezogenen Todesfälle in Österreich verantwortlich. Häufig werden sie in Kombination mit anderen Substanzen wie Benzodiazepinen eingenommen. Der Mischkonsum gilt als besonders riskant.
(APA/red.)