In immer mehr Staaten wird derzeit eine Lungenkrebs-Früherkennung mit Niedrig-Dosis-Computertomografie für langjährige Raucher etabliert. Das fehlt in Österreich noch völlig. Ein Plädoyer für die Lungenkrebs-Früherkennung hielt anlässlich der „Gesundheits-Metropole Wien“-Veranstaltung des „Urban Forum“ und der Praevenire-Gesundheitsinitiative der Wiener Pneumologe Arschang Valipour.
Seit bereits 15 Jahren ist in der Wissenschaft bekannt, dass eine jährliche Low-Dose-Computertomografie bei Rauchern mit mehr als 20 Pack-Years (eine Packung Zigaretten pro Tag bzw. Äquivalent) und im Alter über 55 die Lungenkrebs-Sterblichkeit radikal senken kann. „Das hängt vom Tumorstadium ab. Bei uns werden Lungenkrebserkrankungen nur zu 25 Prozent in den noch heilbaren Stadien I und II entdeckt, 27 Prozent erst im Stadium III und 47 Prozent im fortgeschrittenen Stadium IV“, sagte Valipour, Chef der auf Pneumologie spezialisierten Abteilung an der Klinik Floridsdorf.
„Das heißt, dass die meisten Patienten zu spät kommen. Eine Niedrig-Dosis-Computertomografie ist in einer Minute erledigt“, erklärte der Experte. Aus einer britischen Studie im Zuge des dort etablierten nationalen Lungenkrebs-Früherkennungsprogramms gibt es ausgesprochen gute Zahlen zu den Vorteilen solcher Projekte: Im Vergleich zu keiner Früherkennung lässt sich die Lungenkarzinom-Mortalität um 45 Prozent senken, die Sterblichkeit aus allen Ursachen sogar um 48 Prozent. Bei in Österreich jährlich derzeit rund 4.000 Lungenkrebs-Todesfällen wäre ein solcher Erfolg phänomenal und würde auch die gesamte Krebsstatistik mit einem Schlag dramatisch verändern.
In Großbritannien, Deutschland, Ungarn und Polen gibt es bereits nationale Lungenkrebs-Früherkennungsprogramme. In den USA beträgt mit absolvierten Früherkennungsuntersuchungen bei langjährigen Rauchern die Fünf-Jahres-Überlebensrate mit einem solchen Karzinom bereits 45 Prozent, ohne diese Tests liegt sie nur bei 20 Prozent.
Ein solches Programm würde sich auch ökonomisch rechnen. Laut einem Bericht belgischer Health-Technology-Assessment-Experten betragen die jährlichen Behandlungskosten für einen Patienten im fortgeschrittenen Stadium IV eines Lungenkarzinoms rund 88.000 Euro. Im Stadium I mit einem chirurgischen Eingriff zur Entfernung des Tumors und damit Heilbarkeit liegen die Kosten bei rund 11.000 Euro. In Wien, so Valipour, wird derzeit daran gedacht, zumindest ein Pilotprojekt für die Niedrig-Dosis-Computertomografie für Risikopersonen zu etablieren. Von ähnlichen Plänen wird seit Jahren auch aus Tirol berichtet.
(APA/red.)