Positive Zwischenbilanz zum Test des e-Rezeptes

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Was kann das e-Rezept? Wie wird es von Patientinnen und Patienten angenommen? Wie wird es sich auf den Gesundheitsmarkt auswirken? Auf dem DMEA-Panel „e-Rezept und Medikation: Umsetzung und Erfahrung“ berichteten drei Akteure über ihre Erkenntnisse: die Gematik aus Herstellersicht, die Techniker Krankenkasse, die bereits 2018 ein eigenes Pilotprojekt gestartet hat, und NOVENTI, der größte Dienstleister für Apotheken in Deutschland.

Im Pilotprojekt der Techniker Krankenkasse sei es weniger um technische Aspekte gegangen, sondern um die Frage, wie Arztpraxen, Apotheken und Patientinnen und Patienten beim e-Rezept zusammenwirken und was die einzelnen Gruppen sich wünschen, berichtete Dr. Frank Verheyen, Leiter Arzneimittelmedizin bei der TK. Schnell habe sich herausgestellt: Vor allem für die Patienten stünden beim e-Rezept weniger gesundheitliche als Convenience-Aspekte im Vordergrund, also sich zum Beispiel auf Dienstreise ein Rezept vom Hausarzt nachschicken zu lassen.

„Unglaubliches Potenzial“ für die Krankenkassen

2019 startete die TK ihr Pilotprojekt in Hamburg-Wandsbek in kleinem Rahmen. Inzwischen läuft es bundesweit, andere Krankenkassen haben sich angeschlossen, bislang wurden rund 1600 e-Rezepte ausgestellt. Derzeit überarbeite die TK die Ausrichtung, sagte Verheyen. Geplant sei eine Anbindung an die Gematik-Anwendung. „Unglaubliches Potenzial“ liege aber vor allem in Richtung Arzneimittel-Therapiesicherheit: Mit der App könnten Warnhinweise für die Patienten über Wechselwirkungen ausgespielt werden. Oder die Patienten könnten in der App eigene Informationen etwa zu Allergien oder rezeptfrei gekaufte Medikamente hinterlegen. Außerdem könnte die Krankenkasse dort die Patienten informieren, wenn der Nachkauf ihres Medikaments anstehe oder die Grenze der Zuzahlung erreicht sei. Verheyens Fazit: „Wenn man es will, dann klappt es, und wenn es klappt, ist auch der Nutzen des e-Rezepts zu merken.“

Im Apothekenmarkt werde die Versandapotheke sich als „der große Profiteur“ des e-Rezepts erweisen, erklärte Carlos Thees, Client Liaison Manager bei NOVENTI. Denn die Versandlieferung werde damit erheblich einfacher, und schon jetzt seien die Apps der Anbieter „extrem convenient“ gestaltet. Inwiefern Vor-Ort-Apotheken in diesem Wettbewerb bestehen könnten, werde davon abhängen, ob auch sie die großen Vorteile des e-Rezepts für sich zu nutzen wüssten. Zum Beispiel indem sie echte Botendienste anbieten und dem Patienten die Medikamente sozusagen ans Bett liefern. Zugleich werde mit der Umstellung von Papier- auf elektronisches Rezept die Rate von Übermittlungsfehlern und der finanzielle Verlust durch fehlende Arztunterschriften sinken. Nachhaltig sei das e-Rezept ohnehin, betonte Thees: Bislang würden mehr als 680 Tonnen Papierrezepte pro Jahr verarbeitet und LKW-weise zwischen den verschiedenen Bearbeitungsstationen hin- und hergefahren.

Mehrfachverordnungen ab Herbst 2022 möglich

Eine positive Bilanz zog Hannes Neumann von der Gematik nach einem Dreivierteljahr Testphase. „Das Commitment der Krankenkassen ist klar und eindeutig“, sagte er. Etwa 60 Prozent der gesetzlichen Krankenversicherer hätten bereits ein e-Rezept abgerechnet. „Das ist sehr erfreulich.“ Bundesweit gebe es Cluster, in denen sich Hersteller und Verbände zusammentun und die Nutzung des e-Rezeptes voranbringen, vor allem im ländlichen Raum, aber auch in Leipzig und Berlin. Wichtig sei, dass die Arztpraxen aktiv werden, sagte Neumann. „Jeder, der die technischen Voraussetzungen hat, sollte das e-Rezept testen.“ Weder für Praxen noch für Apotheken sei eine Anmeldung nötig. „Wir regen dazu an, dass Ärzte und Apotheker vor Ort miteinander sprechen.“ So könnten die Praxen ihre Patienten gezielt in Apotheken schicken, damit alle das e-Rezept ausprobieren. Ab Herbst sollen auch Mehrfachverordnungen möglich werden, was für die Praxen eine Zeitersparnis bringen werde.

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