Bioresonanz-Messungen: Nutzlos, nicht nachvollziehbar und potenziell betrügerisch

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Autor: Donau-Universität Krems

Bioresonanz-Geräte versprechen, Gesundheitsprobleme oder auch Mangelerscheinungen innerhalb von Minuten feststellen zu können, ganz ohne Blutabnahme. Dass das funktionieren kann, ist wissenschaftlich widerlegt. Das Geschäftsmodell dahinter ist fragwürdig, dennoch werden diese Geräte weiterhin eingesetzt.

Bioscan“ oder „Vieva Vital Analyser“ – diese klingenden Namen bezeichnen Geräte, die Bioresonanz-Messungen durchführen. Sie setzen sich aus einem metallbeschichteten Stab und einem Kästchen zusammen, die über ein Kabel miteinander verbunden sind. An das Kästchen ist ein Computer angeschlossen. Die Untersuchung geht dann sehr einfach: Eine Person hält den Stab rund zwei Minuten in der Hand. Daraufhin zeigt der Computer mehr als 200 Zahlenwerte an. Sie sollen einen Überblick über den Gesundheitszustand dieser Person geben.

Eine Sitzung mit dem „Bioscan“ oder dem „Vieva Vital Analyser“ versteht sich als Alternative zu Blutuntersuchungen im Labor und medizinischen Tests, deren Auswertung noch dazu Zeit erfordert. Das klingt verlockend, aber: Bei einer Bioresonanz-Messung ist nicht nachvollziehbar, was genau gemessen wird. Die Maßeinheiten für die Testergebnisse fehlen. Damit ist unklar, ob es sich hier um Mengenangaben oder andere physikalische Größen handelt. Die Methode ist unglaubwürdig und wirft zudem zahlreiche Fragen auf.

Messen, was es gar nicht gibt

Die Erzeuger des „Bioscan“ etwa erklären die Funktion ihres Geräts damit, dass es mittels „elektromagnetischer Skalarwellen“ das „magnetische Feld von Körperzellen“ misst. Diese Technik soll auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Physik, Chemie und Elektrotechnik beruhen. „Skalarwellen“ sind in der Physik jedoch unbekannt. Die Behauptungen hinter dem Mechanismus vergleichbarer Produkte sind ebenso wenig plausibel. Trotzdem werden auch in österreichischen Apotheken noch immer Bioresonanz-Messungen angeboten (1). Der Preis dafür beträgt bis zu 60 Euro pro Sitzung.

Experimente sprechen dagegen

Zwei Forscher und Mediziner aus Deutschland (2) haben die Versprechen von Bioresonanz-Geräten experimentell überprüft. Die Ergebnisse zeigen wenig überraschend, dass mit einer Bioresonanz-Messung weder ein Mangel an Mineralstoffen oder Vitaminen noch andere Gesundheitsprobleme nachgewiesen werden können. So war ein schwer kranker Krebspatient dem „Vieva Vital Analyser“ zufolge völlig gesund. Bei einem Mann, dessen Prostata entfernt worden war, lagen zwei von drei Prostata-Messwerten im Normalbereich. Sogar für eine Leiche ergab eine Bioresonanz-Messung 200 Werte, die genau denen eines gesunden Menschen entsprachen. Im Rahmen dieser Experimente kamen der „Bioscan“ und der „Vieva Vital Analyser“ auch bei sechs gesunden Personen zum Einsatz. Nach jeder Person mussten die Geräte auch ein feuchtes Putztuch oder eine rohe Leberkäsemasse analysieren. Die Ergebnisse unterschieden sich nicht stark voneinander, egal ob es sich um einen Menschen, ein Tuch oder den Leberkäse handelte.

Verlässlichkeit der Ergebnisse nicht überprüfbar

Der „Bioscan“ und der „Vieva Vital Analyser“ sind nicht die einzigen Bioresonanz-Messgeräte, die vorgeben, Mangelerscheinungen und Gesundheitsprobleme auswerten zu können. Auch der „Quantum Resonance Magnetic Analyser“, „GEMRA“, das „Bio Quantum Analyse System“ und der „Quantum Resonance Magnetic Analyzer“ versprechen ganz Ähnliches. Auch eine intensive Recherche in medizinischen Forschungsdatenbanken ergab für all diese Geräte keine einzige Studie, in der überprüft wurde, ob die Messungen verlässlich sind. Man kann daher nicht davon ausgehen, dass die Produktbehauptungen zutreffen. Das ist nur durch einen Vergleich mit anerkannten Messmethoden möglich.

Wegen Betrugs verurteilt

Zum wissenschaftlichen Widerspruch und der grundlegenden Fragwürdigkeit bei Bioresonanz-Messungen kommt ein weiterer Aspekt: Ein deutsches Gericht kam in diesem Jahr zu dem Schluss, dass der „Bioscan“ die Behauptungen aus der Werbung nicht erfüllen kann (3). Zwei Geschäftsführer des Unternehmens sowie die Vertriebsleiterin wurden daher wegen Betrugs verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Fall wird die Gerichte weiterhin beschäftigen, wobei der neue Termin noch nicht festgelegt ist.

Literatur:

1) Ärzte Steiermark. Skalar-Physik misst Geisteskraft. Oder auch nicht. Ärztekammer Steiermark. [Online-Beitrag. Abgerufen am 29. 8. 2022 unter https://www.aekstmk.or.at/507?articleId=8546].
2) Dorsch & Kolt (2019). Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden – der Leberkäse-Test. Allergo Journal, 28(4), 22-30.
3) Ulrich Hagmann. Harte Strafen wegen Betrugs mit pseudomedizinischen Messgeräten. [Online-Beitrag auf BR24 vom 28.05.2022, aktualisiert am 24.06.2022. Abgerufen am 29.08.2022 unter https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/harte-strafen-wegen-betrugs-mit-pseudomedizinischen-messgeraeten,T78ttcO].

Autorin:

Mag. Edeltraud Günthör, MA
Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei Cochrane Österreich
Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation
Universität für Weiterbildung Krems
edeltraud.guenthoer@donau-uni.ac.at

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