So sollen EEG-Daten besser verwertbar werden

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Autor: Michaela Endemann

Der DICOM-Standard für Bilddatenmanagement ist in der Radiologie und in anderen medizinischen Bereichen (Kardiologie) zu finden. Ein vergleichbares Format für EEG-Daten fehlt bisher.

Das Elektroenzephalogramm (EEG) wird vor allem bei Epilepsie, Schlaganfällen und einer Vielzahl an neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Die erhobenen Daten verbleiben meist in einem proprietären Format am EEG-Gerät oder in ebenfalls herstellergebundenen Archiven. Dadurch ist es nicht möglich, EEG-Daten digital zwischen Gesundheitsdienstleistern zu übertragen. Erste Schritte zu einem standardisierten Austauschformat und dem Austausch selbst wurden in Österreich gesetzt. Der Verein DICOM-Austria hat sich an der Entwicklung des DICOM-EEG-Standards beteiligt. Implementiert wurde der IT-Standard erstmals an der Klinik Hietzing in Wien.

Gemeinsame Vorgaben. Heimische Kliniken und Vereine arbeiten an einer Standardisierung der EEG-Datenformate.

DICOM-EEG entsteht

Silvia Winkler, Vorsitzende des Technischen Komitees des Vereins DICOM Austria, ist sowohl an der Erarbeitung des Standards als auch in der klinischen Einführung und Erprobung beteiligt. „Die Unterstützung durch die International Federation of Clinical Neurophysiology zeigt uns, dass der Bedarf eines solchen Dateiformates auch aus medizinischer Perspektive gegeben ist“, so Winkler. Und sie verweist dabei auf Christoph Baumgartner, Abteilungsleiter der Neurologischen Abteilung der Klinik Hietzing, der sich stark in das Projekt eingebracht hat. Im Dezember 2018 wurde die DICOM Working Group 32 unter österreichischer Beteiligung gegründet. DICOM-EEG, für IT-Techniker in Form von DICOM Waveforms, ist aus Vorarbeiten zweier FFG-Projekte entstanden. Die Entwicklung des Datenformats war die erste He­rausforderung. Die zweite bestand in der Einführung des neuen Standards in einem bestehenden klinischen Setting.

In einem „Proof of Concept“ wurde das Projekt „EEG2DICOM“an der Neurologischen Abteilung der Klinik Hietzing aufgesetzt, um die ersten Schritte in der praktischen Anwendung des Standards zu gehen. Dazu Clemens Lang, Assistenzarzt an der Klinik Hietzing und technischer Projektmitarbeiter: „Die Knackpunkte waren die Schnittstellen zur Überführung der Daten vom proprietären Hersteller-EEG-Archiv ins zentrale DICOM-Archiv des Wiener Gesundheitsverbundes sowie die Einbindung der EEG-Daten in die verbundweite elektronische Patientenakte.“ Abteilungsvorstand Baumgartner ist überzeugt: „Der DICOM-EEG-Dateistandard wird die Patientenversorgung signifikant verbessern.“

Gute Aussichten

Mit der Einführung eines DICOM-EEG-Standards erschließen sich weitere Anwendungsgebiete für klinische Routine-EEGs, Elektromyogramme, Elektrooculogramme, Schlaf-EEGs und Monitoring der Patientenlage. Weitere Projekte an der Klinik Hietzing beschäftigen sich mit der Datenübertragung beim Heimmonitoring von Epilepsiepatienten und mit der Frage, wie EEG-Daten aus dem Krankenwagen ins KIS übertragen werden könnten. „Die Standardisierung und Interoperabilität von neurophysiologischen Dateiformaten zeigen uns neue klinische Anwendungsfälle auf, wie wir den Standard weiterentwickeln können“, sagt Winkler. So soll es in Zukunft möglich sein, Annotierungen zum EEG in strukturierter, einheitlicher Form mit dem EEG zu speichern und zu versenden. Dies sei ein wichtiger Schritt in Richtung standardisierte EEG-Befunde. 

Quellen und Links zum Weiterlesen:

DICOM Austria
www.dicom-austria.at

FFG Projekt Digital EPI
www.projekte.ffg.at

FFG Projekt EmErGency
www.projekte.ffg.at