Liebe Leserinnen und Leser,

Lesedauer beträgt 1 Minuten
Autor: Josef Ruhaltinger

irgendetwas ist an der aktuellen Knarzerei über das heimische Gesundheitssystem anders. Es hat eine neue Qualität. Pflegedienst, Ärzteschaft, sogar Patienten scheinen resigniert. Die vielen Vetoplayer, wie IHS-Ökonom Thomas Czypionka die Entscheidungsträger nennt, merken, dass es mit dem Ruf nach mehr Geld und der Schuldzuweisung an den anderen nicht mehr getan ist. Die über Jahrzehnte unterdrückten Defizite im Gesundheitssystem ploppen an die Oberfläche. Der burgenländische Landeshauptmann geht als aktueller Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz frontal auf die Ärztekammer los, bezichtigt sie „des Blockierens“ und fordert „Entmachtung“. Die Schnappatmung der Angesprochenen war weit über die Weihburggasse hinaus zu vernehmen. Bundesminister Johannes Rauch, bislang ohne Hoffnung im Dschungel der heimischen Gesundheitskompetenzen verirrt, hat sich vorgenommen, anlässlich des Finanzausgleichs den Gordischen Knoten der wechselseitigen Zuständigkeiten und Allianzen zu hinterfragen.

Die Stagnation sorgt in der Bevölkerung für Unruhe. Nicht das ewiggestrige Matschgern über die Götter in Weiß und Arzttermine um 200 Euro, sondern echte Sorge. Der Unmut weicht dem Zorn und äußert sich an allen Enden und Ecken. „Der Schmerzpegel wandert in den Bereich des Unerträglichen“, heißt es irgendwo in der Titelstory. Dass ein Umbau schwierig ist, wird uns seit 20 Jahren beigebracht. Das Pflegepersonal hat in Wirklichkeit bereits kapituliert. Sie sind die Schwächsten unter den Stützen, auf denen das System ruht. Und unter den Finanziers des Systems macht sich die Erkenntnis breit, dass Geld allein die Probleme nicht beseitigt. Die zweitmeisten Ärzte, die meisten Spitalsbetten, aber kein Termin beim Kinderarzt? Wer will da noch vom besten Gesundheitssystem der Welt reden? Eine echte Reform wird unter den Vetoplayern Verlierer produzieren. Na und?

Bleiben Sie uns gewogen

Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Weiterlesen

Haus Esther: Co-Creation und Kooperation für die bessere Versorgung alter Menschen

Ein der Stadt Graz gehörendes, nur zu einem geringen Teil genutztes Gebäude sollte für die Bündelung von Angeboten zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung besonders vulnerabler Bevölkerungsgruppen genutzt werden. Dies betrifft besonders alte und hochaltrige Mitbürgerinnen und Mitbürger. In der Stadt Graz sind dies rund 54.000 Personen in der Altersgruppe über 60, davon 13.000 über 80 Jahre.