Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.
Deutschland
Patientenlotsen in der Regelversorgung
Patientenlotsen bieten Hilfe und Beratung für chronisch kranke Menschen im Dschungel des Gesundheitswesens. Die deutsche Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, für Projekte wie die der Patientenlotsen einen „Pfad“ in die Regelversorgung schaffen zu wollen. Derartige Vorhaben werden über den Innovationsfonds gefördert. Bundesweit werden derzeit rund 50 Patientenlotsenprojekte gezählt. Erfahrungen der verschiedenen Lotsenmodelle zeigten, dass die Angebote stets die gesamte Situation der Betroffenen und nicht nur die gesundheitliche in den Blick nehmen. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management, Professor Peter Löcherbach, rief die Politik dazu auf, den Anspruch von Patienten auf „Wegleitung“ durch das Gesundheitssystem „jetzt endlich“ rechtlich einzulösen.
Schweiz
Neues ärztliches Abrechnungssystem ab 2025
In gut einem Jahr werden die Schweizer Ärztinnen und Ärzte nach dem neue Arzttarif Tardoc abrechnen. Der Berufsverband der Ärzteschaft FMH (Foederatio Medicorum Helveticorum) hat der neusten Version zugestimmt. Und sie ist auch mit der Forderung des Bundesrats einverstanden, dass die neuen Tarife unter dem Strich nicht zu Mehrkosten führen. Strittig sind aber nach wie vor die ambulanten Pauschaltarife, die aus Sicht der FMH zu umfangreich sind. Allerdings dürfte der Widerstand der FMH keinen großen Einfluss auf die Entscheidung haben, da ab nächstem Jahr nicht mehr mit einzelnen Verbänden, sondern mit der Organisation Ambulante Arzttarife (OAAT) verhandelt wird, in welcher die beiden Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse, der Spitalverband Hplus, die Medizinal-Tarif-Kommission MTK und die FMH zusammengeschlossen sind. Santésuisse und Hplus haben dem Pauschalsystem bereits zugestimmt.
Schweiz
Steigender Ausländeranteil in der Ärzteschaft
Mit 40.002 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten weist die Schweiz eine Ärztedichte von 4,6 pro 1.000 Einwohnern auf (OECD-Schnitt 4,0, Österreich 5,4). Nach Israel hat die Schweiz mit 39,5 Prozent aber den zweithöchsten Ausländeranteil aller OECD-Länder in der Ärzteschaft. 2015 hatten noch 31,5 Prozent ein ausländisches Arztdiplom, gegenüber 2021 beträgt die Steigerung 1,1 Prozent. Den Erfahrungen zufolge verlässt ein Großteil der aus dem Ausland kommenden Ärztinnen und Ärzte die Schweiz wieder nach einem mehr oder weniger langen Beschäftigungszeitraum, um sich im Heimatland oder woanders eine neue berufliche Herausforderung zu suchen. Um die Abhängigkeit des Schweizer Gesundheitssystems von ausländischen Medizinern zu reduzieren und die Versorgung aus eigenen Kräften abzusichern, wird eine Steigerung der inländischen Medizinabsolventen an den Universitäten von derzeit 900 auf 1.200 bis 1.300 für notwendig erachtet.
Quellen und Links:
Medinside. 02.11.2023
Schweizerische Ärztezeitung. 2023; 104(12):24-29
Dr. Heinz Brock
ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz.brock@weitmoser-kreis.at