Wie Serviceroboter dazu beitragen können, MitarbeiterInnen in Gesundheitseinrichtungen bei ihrer Arbeit zeitlich und körperlich zu entlasten – und damit die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Der akute Personalmangel im Gesundheitswesen und der daraus resultierende Zeitmangel haben deutliche Folgen: Die Pflegekräfte arbeiten am Limit. Sie benötigen Entlastung bei Routinetätigkeiten wie Transportaufgaben oder Dokumentation. Serviceroboter können dabei eine Lösung sein.
Dr.-Ing. Dipl.-Inf. Birgit Graf
ist Gruppenleiterin Haushalts- und Assistenzrobotik des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart. Im Bild mit MobiKa, dem robotischen Serviceassistenten.
www.ipa.fraunhofer.de/pflegeunterstuetzu
Wenn Transportroboter Wäsche oder Essen an die Einsatzorte bringen, bleibt der Pflegekraft mehr Zeit für Bewohner oder Patienten. In großen Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten werden Transportroboter bereits häufig genutzt. In kleineren Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Rehabilitationszentren war ein wirtschaftlicher Einsatz bis vor Kurzem jedoch nicht möglich. Die Flure sind eng und der Roboter muss sich auch unter nicht eingewiesenen Personen sicher bewegen können. Deshalb entwickelten Experten des Fraunhofer IPA zusammen mit Partnern einen intelligenten, autonom navigierenden Pflegewagen. Der Wagen stellt den Pflegekräften notwendige Pflegeutensilien automatisch vor dem Zimmer bereit. Am Touchscreen können sie verbrauchtes Material oder ausgeführte Tätigkeiten schnell und einfach dokumentieren. Anfang dieses Jahres präsentierte das Institut einen weiteren Transportroboter, der besonders kompakt, flexibel und wendig ist. Als Unterfahrschlepper konstruiert, kann er mit seinem Fahrgestell unter verschiedene gebräuchliche Pflegewagen oder Container fahren, diese anheben und autonom bis zum Patienten- oder Bewohnerzimmer bringen, wo die Inhalte benötigt werden.
MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen benötigen Entlastung bei Routinetätigkeiten wie Transportaufgaben oder Dokumentation. Serviceroboter können dabei eine Lösung sein.
Weiteres Potenzial bieten Serviceroboter, die bei körperlich belastenden Aufgaben unterstützen können. Ob beim Anheben des Bewohners zum Wechseln der Bettwäsche, beim Umsetzen auf einen Rollstuhl oder beim Baden: Das Heben und Bewegen von Personen ist ein elementarer Bestandteil des Alltags in Gesundheitseinrichtungen. Bisher kommen hier des Öfteren unterschiedliche Liftersysteme zum Einsatz, wie z.B. Hänge-, Gurt- oder Badelifter. Diese Geräte muss das Personal jedoch oft erst aus einem anderen Raum holen. Aus Zeitmangel werden Personen deshalb doch oft manuell bewegt. Um hier für Verbesserungen zu sorgen, haben Experten am Fraunhofer IPA das „Elevon“-Konzept entwickelt. Es beschreibt einen multifunktionalen Personenlifter, den Pflegekräfte elektronisch anfordern können. Der Lifter fährt dann selbstständig dorthin, wo er gebraucht wird. Zudem werden mittlerweile auch erste Exoskelette, also körpergetragene Systeme mit Kraftunterstützung, in der Pflege getestet.
Neben den Servicerobotern, die primär mit dem Personal interagieren, gibt es für Pflege- und Rehaeinrichtungen auch Assistenzroboter, die direkt mit Bewohnern kommunizieren. Diese Systeme können insbesondere dann eingesetzt werden, wenn das Personal mit Versorgungstätigkeiten in den Zimmern beschäftigt ist. Neben allgemeinen Interaktionsfunktionen, die Roboter wie der am Fraunhofer IPA entwickelte mobile Kommunikationsassistent MobiKa ermöglichen, ist z.B. das regelmäßige Anbieten von Getränken besonders wichtig, um eine Dehydration der Bewohner zu vermeiden. Diese Tätigkeit ist für die Pflegekräfte sehr zeitaufwendig. Der robotische Serviceassistent (siehe Bild) kann einfach mit mehreren Tabletts befüllt werden. Der Roboter fährt selbstständig zu den Bewohnern im Aufenthaltsraum, diese können über einen Touchscreen auswählen, was sie gerne haben möchten.
Serviceroboter können einen signifikanten Beitrag leisten, Pflegekräfte zu entlasten. Noch handelt es sich bei den Robotersystemen um Prototypen. Aber es ist absehbar, dass erste Produkte in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen werden.