Rezertifizierung als Motor für Verbesserung

Lesedauer beträgt 4 Minuten
Autor: Elke Haber

Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt setzt mit der vierten pCC-KTQ-Rezertifizierung ein Zeichen für Kontinuität, Patientensicherheit und gelebte Qualitätskultur.

Fachexperten im Qualitätsmanagement kennen die He­rausforderung: Zertifizierungs- und Rezertifizierungsprozesse sind komplex, ressourcenintensiv und gleichzeitig Motor für kontinuierliche Verbesserung. Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt kann auf eine erfolgreiche 13-jährige Praxis der kontinuierlichen externen Qualitätsüberprüfung zurückblicken. Dieser Erfahrungsbericht soll praxisnah aufzeigen, worauf es bei der Planung, Durchführung und nachhaltigen Integration dieser notwendigen Prozesse ankommt, insbesondere im klinischen Umfeld.

Es muss wirken. Die Frage nach dem „richtigen“ QM-System ist irrelevant. Wichtig ist, wie durch das QM mehr Effekt in zentralen Bereichen erzielt werden kann.

Relevanz der Zertifizierung im Gesundheitswesen

Gemäß der K-KAO sind Träger von Krankenanstalten verpflichtet, die Qualität der medizinischen Versorgung nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Das schließt die struktur-, prozess- und ergebnisbezogene Qualitätssicherung ein. Zertifizierungsverfahren wie KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) setzen genau hier an: Sie bewerten nicht nur einzelne Fachbereiche, sondern das gesamte System – vom stationären Aufenthalt bis hin zu Entlassungsprozessen. Diese prozessorientierte Betrachtung trägt maßgeblich dazu bei, Schwachstellen zu identifizieren und den Qualitätsstandard systematisch zu verbessern. Die erfolgreiche Umsetzung eines Zertifizierungsprozesses erfordert eine fundierte und strukturierte Vorbereitung. Zwei wesentliche Schritte sind für den Zertifizierungsprozess notwendig:

  1. Selbstbewertung:
    Das Krankenhaus führt eine systematische Analyse des eigenen Qualitätsmanagementsystems durch. Dabei werden Stärken, Schwachstellen sowie Verbesserungspotenziale identifiziert. Die Ergebnisse dieser KTQ-Selbstbewertung sind eine entscheidende Grundlage für die Vergabe des Zertifikats und dokumentieren den aktuellen Stand der Qualitätssicherung im Haus.
  2. Präsentation des aktuellen Routinebetriebs:
    Hier wurden sämtliche Prozesse, die in den letzten drei Jahren neu implementiert, angepasst oder optimiert wurden, durch die betroffenen Mitarbeiter präsentiert. Dabei stehen insbesondere folgende Aspekte im Fokus:
    – Prozessdokumentation: Nachweis, welche (neuen) Prozesse im Krankenhaus eingeführt/abgeändert wurden.
    – Qualifikation und Schulung: Maßnahmen zur gezielten Weiterbildung der Mitarbeitenden, z. B. im Risikomanagement, der QM-Prozessentwicklung oder anderen Fachbereichen.
    – Förderung der Prozessverantwortlichen: Kontinuierliche Einbindung, Unterstützung und Qualifizierung der Verantwortlichen, um die nachhaltige Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements zu sichern.

Der Prozess wird zusätzlich durch externe Experten begleitet, die die Abläufe evaluieren. Die regelmäßige Überprüfung sowie die kontinuierliche Optimierung der Prozesse tragen dazu bei, die hohe Qualität im Haus zu sichern. Die Vielzahl erfolgreich erarbeiteter Zertifikate durch externe Qualitätsprüfungen – etwa im Bereich Wund-, Venenzentrum, Hernienkompetenzzentrum, „Aktion Saubere Hände“, altersfreundliche Gesundheitseinrichtung, die Zertifizierung „Beruf und Familie“, das NestorGold-Gütesiegel oder die CFE-Zertifizierung – haben das Gesamtsystem Krankenhaus zusätzlich gestärkt und weiter reifen lassen. Die Verbesserung der Qualität in den verschiedenen Qualitätskategorien seit 2012 bis heute wird in den erreichten %-Werten deutlich.Die kontinuierliche Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung hoher Qualitätsansprüche im Krankenhaus stehen vor vielfältigen Herausforderungen.

  1. Wachsender Anspruch an Mitarbeitende
    Das hohe Qualitätsniveau trägt das Team aus Mitarbeitenden an der Basis, den Prozesseignern (wie Hausleitung und Primarärzten) sowie den Verantwortlichen im Qualitätsmanagement. Diese Akteure sind die Impulsgeber für kontinuierliche Verbesserungen. Mit den Zertifizierungsmaßnahmen steigen die Anforderungen an die Mitarbeitenden.
  2. Motivation und Engagement
    Die Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich ständig weiterzuentwickeln, ist grundsätzlich hoch. Dennoch besteht die Herausforderung darin, diese Motivation dauerhaft aufrechtzuerhalten.
  3. Bürokratischer Aufwand und Dokumentation
    Die zunehmenden regulatorischen Vorgaben sowie die internationale Standardisierung führen zu wachsendem Dokumentations- und Nachweisaufwand.

Rückblickend stellt sich die Frage nicht mehr nach dem „richtigen“ QM-System, sondern vielmehr danach, wie durch das QM mehr Effekt in zentralen Bereichen erzielt werden kann. Ziel ist es, die Patientenbehandlung, Pflegequalität, Marketing, Wirtschaftlichkeit, Kundenbindung, Führung sowie vor allem die Patientensicherheit deutlich zu verbessern. Dabei soll das QM-System von den Mitarbeitenden nicht nur akzeptiert, sondern im Alltag aktiv gelebt werden. Ein wichtiger Aspekt ist die Weiterentwicklung der Teamstrukturen sowie die Förderung eines bewussten Verhaltens, gesteigerten Bewusstseins und Achtsamkeit. Viele dieser Anforderungen sind bereits in den Leitlinien und Leitbildern der Ordensgründer beider Orden verankert. Diese Stärken sollen erhalten und nach Möglichkeit weiter ausgebaut werden.

Vorteile der Kontinuität eines QM-Verfahrens

Die überaus positiven Ergebnisse aus Patientenbefragungen, die hohe Weiterempfehlungsrate sowie die Kennzahlen in Bereichen wie Hygiene, Behandlungsqualität, Patientensicherheit und Arzneimitteltherapiesicherheit bestätigen, dass das bestehende QM-Verfahren sehr erfolgreich arbeitet.

Eine langfristige Beibehaltung eines speziell auf das Gesundheitswesen abgestimmten QM-Verfahrens erleichtert die kontinuierliche Vermittlung der Grundanforderungen an alle Mitarbeitenden. Eine „Abkehr“ oder ein Wechsel des Systems kann dagegen zu Informationsverlusten führen und die Motivation der Mitarbeitenden beeinträchtigen. Das ist besonders vor dem Hintergrund personeller Fluktuation und Engpässe, die die Informationssicherheit ohnehin herausfordern, zu beachten.

– Die KTQ-Flaggschiff-Nummer pCC hebt die Trägerverantwortung hervor und stellt sie in den Fokus.
– Sowohl internationale als auch nationale Anforderungen an das Patientensicherheitsmanagement und das klinische Risikomanagement sind im KTQ-(pCC)-Verfahren in hoher Ausprägung berücksichtigt. Aktuelle Erkenntnisse werden systematisch in den entsprechenden Katalog integriert.
– Nach mehreren Re-Zertifizierungen ist der Aufwand für das Selbstbewertungsverfahren innerhalb des KTQ (pCC) deutlich reduziert worden, was die Effizienz der Prozesse steigert.

Fazit

Erfolg beim Zertifizierungs- und Rezertifizierungsprozess ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Verbesserungsweg. Eine strukturierte Vorbereitung, offene Kommunikation, engagierte Mitarbeitende sowie die Bereitschaft zur stetigen Weiterentwicklung sind die grundlegenden Bausteine. Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt zeigt, dass eine konsequente Qualitätspolitik – getragen von allen Mitarbeitenden – auch langfristig nachhaltigen Erfolg und Sicherheit für Patienten sowie Mitarbeitende schafft. Das Ziel ist eine lebendige Qualitätskultur, die Innovationen offen gegenübersteht und stets den Patienten im Mittelpunkt behält. 

Tipps für eine erfolgreiche Rezertifizierung

– Frühzeitig planen: Beginnen Sie mindestens ein Jahr vor der geplanten Rezertifizierung mit der Vorbereitung.
– Interne Audits und externe Gütesiegel: Nutzen Sie interne Audits, um die Prozesse kontinuierlich zu überprüfen und Lücken frühzeitig zu erkennen. Externe Auditprozesse für Gütesiegel in einzelnen Bereichen unterstützen die Aufrechterhaltung des ständigen Verbesserungsprozesses und geben frischen Input von außen.
– Qualitätskultur fördern: Motivieren Sie alle Mitarbeitenden, Qualität als gemeinsames Ziel zu verstehen.
– Externe Unterstützung: Ziehen Sie Experten, Auditoren hinzu, um die Vorbereitung effizient zu gestalten.
– Lernbereitschaft: Nutzen Sie die Rezertifizierungsphasen, um Prozesse zu verschlanken und den Aufwand zu reduzieren.

Autorin:
Mag. Dr. Elke Haber, StB, MBA
Kaufmännische Direktorin/ CSR-Managerin
Allgemeines öffentliches Krankenhaus der Elisabethinen Klagenfurt GmbH

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