Der Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI ist endgültig fix. Die Vamed AG hat am Montagabend vom Closing des Deals berichtet. 70 Prozent gehen an PAI, 30 Prozent bleiben bei der deutschen Fresenius. Der Plan war im Mai angekündigt worden und sorgte zum Teil zu politischer Kritik – vor allem aber zu gewerkschaftlichem und betriebsrätlichem Widerstand. Zum Verkaufspreis herrscht Stillschweigen.
Von den 21 Vamed-Standorten in Österreich, die zum Verkauf an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI standen, werden nun sieben vorerst aber doch nicht verkauft. An allen betroffenen Standorten sei die öffentliche Hand beteiligt und habe Vorkaufsrechte, die sie eventuell nützen könnte, heißt es in einem Bericht des Ö1-Morgenjournal des ORF Radio am Donnerstag. Für die übrigen Standorte war der Verkauf am Montag fixiert worden.
Neben den zwei bereits bekannten Standorten – der Kinderkrebseinrichtung im Pongau in Salzburg und das Anton-Proksch-Institut – werden auch die Standorte Kapfenberg, Gmundnerberg, Enns sowie Eggenburg und die dazugehörige Rehaklinik in Gars am Kamp nicht verkauft, zählte Vamed-Konzernbetriebsratschef Harald Steer gegenüber Ö1 auf. Zuvor hatte auch die Tageszeitung „Der Standard“ berichtet, dass sieben Kliniken nicht verkauft werden, nannte aber keine konkreten Standorte.
In Kapfenberg sei die Stadt derzeit in Verhandlungen mit der Vamed, zitiert Ö1 den Kapfenberger Bürgermeister Matthäus Bachernegg. Für ihn sei es denkbar, dass Kapfenberg von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch macht, denn das Reha-Zentrum sei wichtig für die Stadt und es dürfe keine Verschlechterungen für Mitarbeiter und Patienten geben. Auch Steer hoffe auf alternative Lösungen zu einem Verkauf an die Franzosen und appellierte an Bund und Gemeinden, sich an einen Tisch zu setzen und „gute Lösungen“ zu finden.
Der bisherige Vamed-Geschäftsbereich Health Facility Operations („HFO“) ist „nun eine eigenständige Unternehmensgruppe mit Fokus auf Gesundheitseinrichtungen im Post-Akut-Segment und einem Schwerpunkt im Bereich der Rehabilitation“, teilte die nunmehrige HFO-Gruppe mit. Mehrheitseigentümerin ist nun die PAI.
Der Betriebsrat des Gesundheitskonzerns Vamed hatte vor dem neuen Mehrheitseigentümer der Rehakliniken, PAI, massiv gewarnt. In den nächsten fünf Jahren würden Einsparungen bei Patienten und Mitarbeitern drohen, damit PAI das Geschäft dann gewinnbringend weiterverkaufen könne, so Vamed-Konzernbetriebsratschef Harald Steer im Sommer. „Denn das ist deren Geschäftszweck.“ Steer forderte die Bundesregierung und Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf, Alternativen zu prüfen.
Im Zuge der Vamed-Aufspaltung übernimmt PAI 70 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft, so HFO. Die restlichen 30 Prozent bleiben bei Fresenius. „Der Geschäftsbereich, zu dem auch spezialisierte Gesundheitsdienstleistungen in den Bereichen Prävention, Akutmedizin und Pflege gehören, betreut mit rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich rund 100.000 Patientinnen und Patienten in verschiedenen europäischen Ländern in der stationären und ambulanten Rehabilitation“, hieß es in der Vamed-Mitteilung am Montagabend.
Neben Betriebsrat und Gewerkschaft kam auch von der SPÖ Widerstand gegen den Verkauf. In Österreich sollten laut ursprünglichen Angaben der Gewerkschaft vida 3.500 Mitarbeiter in 21 Einrichtungen Teil des Pakets sein. Laut Aussendung der HFO-Gruppe handelt es sich nunmehr um 18 Einrichtungen – 13 stationäre und ambulante Reha-Einrichtungen, drei Pflegeheime, eine Akutklinik und eine Präventionsklinik. Die ORF-„ZiB1“ berichtete namentlich von zwei Einrichtungen, die nun nicht wie ursprünglich angedacht im Verkauf inkludiert seien. Es handle sich aufgrund von komplizierten Eigentümerstrukturen samt Vorkaufsrechten um eine Kinderkrebseinrichtung im Pongau in Salzburg und das Anton-Proksch-Institut in Wien.
Gelegenheit, „Stärken zu bündeln“
„Als eigenständiges Unternehmen haben wir die einzigartige Gelegenheit, unsere Stärken zu bündeln und unsere Position im post-akuten Gesundheitsmarkt weiter auszubauen“, so HFO-Gruppe-Chef Klaus Schuster in der HFO-Aussendung. „Die höchste Priorität haben dabei immer die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Patientinnen und Patienten.“ Man werde investieren und sisch um „innovative Lösungen“ für die Patientenversorgung bemühen. Insgesamt verfüge die Firma über 60 Einrichtungen und rund 13.000 Mitarbeitende in Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik.
Die Vamed verzeichnete 2023 einen Umsatz von 2,36 Mrd. Euro, schrieb aber rote Zahlen. Der operative Verlust (EBIT) betrug im Vorjahr 16 Mio. Euro. Fresenius war dadurch unter Zugzwang geraten.
Ein Konsortium der Baukonzerne Porr und Strabag hatte das Österreich-Kerngeschäft des heimischen Krankenhausbetreibers und Gesundheitsdienstleisters bereits im Mai um 90 Mio. Euro übernommen. Dabei ging es um Anteile an mehreren Thermen in Österreich (etwa Wien, Geinberg, St. Martins), die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) und das österreichische Vamed-Projektgeschäft.
Die Staatsholding ÖBAG gab ihren 13-Prozent-Anteil am Mehrheitseigentümer Fresenius ab. Seit 1996 hatte es eine Call/Put-Option gegeben, die im Juni umgesetzt wurde. Zum Kaufpreis herrschte auch hier Stillschweigen.
(APA/red.)