Der Durig-Böhler Gedächtnispreis der GÄV hat bereits lange Tradition: Seit über 40 Jahren wird er jährlich an MedizinerInnen vergeben, die an Vorarlberger Institutionen tätig sind und ihre Forschungsarbeit in einer international anerkannten Fachzeitschrift veröffentlichen konnten. Auch der seit dem Jahr 2004 bestehende Preis der Ärztekammer Vorarlberg wird an ÄrztInnen für publizierte wissenschaftliche Arbeiten, aber auch für Leistungen auf dem Gebiet der praktischen Medizin verliehen. Priv. Doz. Dr. Michael Osti, MBA, GÄV-Vize-Präsident und MR Dr. Burkhart Walla, Präsident der Ärztekammer Vorarlberg, haben die Auszeichnungen der letzten drei Jahre in feierlichem Rahmen persönlich an folgende PreisträgerInnen überreicht:
OA DDr. Peter Tschann, aktueller Preisträger für beide Auszeichnungen, konnte seine Forschungsarbeit im Bereich „minimal invasive Chirurgie“ im „International Journal of Colorectal Disease“ publizieren. Die wissenschaftliche Studie beschäftigt sich mit dem Vergleich von herkömmlich offen durchgeführten onkologischen Eingriffen und modifizierten minimal invasiven Methoden zur Behandlung des rechtsseitigen Dickdarmkrebses. Die onkologische Qualität sowie die Radikalität (Anzahl der entfernten Lymphknoten) war vergleichbar mit der herkömmlichen offenen Technik. „Die Vorteile der Knopflochchirurgie in Bezug auf die Krankenhausliegedauer und postoperative Komplikationen konnten wir klar hervorheben“, erläutert DDr. Tschann. „Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diese Technik eine sichere und effiziente Alternative zur herkömmlichen offenen Chirurgie bei onkologisch indizierten rechtsseitigen Dickdarmentfernungen darstellt.“
Impfansprechen nach mRNA COVID-19-Impfung bei KrebspatientInnen
Der Durig-Böhler Gedächtnispreis für 2021 wurde außerdem für eine weitere ausgezeichnete wissenschaftliche Leistung aus Vorarlberg vergeben: Dr. Magdalena Benda, Abteilung für Onkologie und Hämatologie (Innere Medizin II) am LKH Feldkirch, und Dr. Beatrix Mutschlechner, Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Endokrinologie (Innere Medizin I) am LKH Feldkirch, haben im Frühjahr 2021 die Nebenwirkungen und das Impfansprechen nach einer mRNA COVID-19-Impfung mit BioNtech/Pfizer bei 259 KrebspatientInnen untersucht. „Vor allem PatientInnen mit Bluterkrankungen – insbesondere mit chronischer lymphatischer Leukämie oder Lymphomen – zeigten ein hohes Risiko für ein geringes Impfansprechen. Durch eine laufende onkologische Therapie wird dieses Risiko zusätzlich erhöht“, so Dr. Mutschlechner. „Zusätzlich konnten Blutbestandteile identifiziert werden, welche schon vor der Impfung Hinweise auf das Impfansprechen geben können.“ Gehäufte Nebenwirkungen nach Impfung traten nicht auf. „Diese wissenschaftliche Arbeit hat auf eine Risikokohorte aufmerksam gemacht. In der klinischen Routine kann diesen PatientInnen nun eine individuelle Behandlungsstrategie angeboten werden“, bekräftigt Dr. Benda. Die Studie konnte im „British Journal of Haematology“ veröffentlicht werden.
DDr. Barbara Larcher, beschäftigt in der Abteilung für Innere Medizin I am LKH Feldkirch sowie am wissenschaftlichen Institut VIVIT (Institute for Vascular Investigation and Treatment), hat nachträglich den Durig-Böhler-Preis für das Jahr 2020 erhalten. Ihre prämierte Arbeit wurde im „The American Journal of Cardiology“ veröffentlicht und befasst sich mit der Stärke des Händedrucks. Dieser Parameter kann einfach und kostengünstig gemessen werden und ist ein gutes Schätzmaß für die gesamte Muskelkraft einer Person. „In einer großen Kohortenstudie des VIVIT-Instituts konnten wir zeigen, dass die Stärke des Händedrucks bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzerkrankung das Sterblichkeitsrisiko und das Risiko, Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu erleiden, vorhersagt. Dieses Resultat unterstreicht die Bedeutung von körperlicher Aktivität und Erhalt der Muskelkraft – gerade bei bereits erkrankten Menschen,“ klärt Preisträgerin DDr. Larcher auf.
Neuer Handlungsplan für Schädel-Hirn-Traumata bei Kindern
Den Preis der Ärztekammer Vorarlberg für das Jahr 2020 konnte Dr. Lukas Poyntner, HNO Abteilung am LKH Feldkirch in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugend-Heilkunde am LKH Feldkirch und der UFL Liechtenstein, entgegennehmen. Er untersuchte in seiner Publikation im „Pediatric Emergency Care“ milde Schädel-Hirn-Traumata (meist als Gehirnerschütterung oder Commotio bezeichnet). Diese sind häufige Unfallfolgen bei Kindern und Jugendlichen und führen zu zahlreichen Schädel-Röntgen, Computer-Tomographien und stationären Aufnahmen. „Um hohe Sicherheit zu garantieren und seltene bedeutende Verletzungen des Gehirns auszuschließen, haben wir die jungen PatientInnen bisher regelmäßig stationär aufgenommen. Jetzt steht uns eine neue wissenschaftlich gesicherte Handlungsanleitung zur Abklärung zur Verfügung“, informiert Dr. Poyntner. Ziel seiner Forschungsstudie war der Beweis, dass durch den neuen Handlungsplan eine Reduktion der stationären Aufnahmen erzielt wird. „Tatsächlich konnte die Zahl der stationären Aufnahmen sowie der Schädel-Röntgen verringert werden. Computer-Tomographien des Schädels wurden gleich häufig durchgeführt. Die Sicherheit des Handlungsplans konnte bewiesen werden, da es zu keinen Wiederaufnahmen kam“, freut sich der Facharzt für HNO.
Dr. Johanna Stark, Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus Zams, wurde mit dem Preis der Ärztekammer Vorarlberg für 2019 ausgezeichnet. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit zum Abschluss des Medizinstudiums erarbeitete sie eine Studie, bei der die Blutzuckerwerte aller Neugeborenen am Landeskrankenhaus Feldkirch im Jahr 2015 untersucht wurden. „Blutzucker-Normalwerte bei Neugeborenen sind nicht gut definiert. Niedrige Blutzuckerwerte werden bei gesunden Neugeborenen häufig gefunden und sind vermutlich harmlos. Sobald sich aber Symptome aufgrund von Zuckermangel zeigen, kann es bei Neugeborenen zu neurologischen Einschränkungen im weiteren Verlauf der Entwicklung kommen“, erklärt Dr. Stark. Anhand verschiedener medizinischer Leitlinien wurden Risikogruppen, die dafür besonders gefährdet sind, definiert. Niedrige Blutzuckerwerte waren in diesen Gruppen von Neugeborenen relativ häufig – es wurde aber rechtzeitig erkannt und behandelt. „Es wäre wünschenswert, wenn ein einheitliches Blutzuckerprotokoll etabliert wird“, empfiehlt die Ärztin. Die Ergebnisse der Studie wurden im „The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine“ 2020 veröffentlicht.