Bayer-Chef Bill Anderson wirbt bei Investoren um Geduld bei seinen Plänen für den Pharma- und Agrarkonzern. „Es wird keine schnelle Lösung innerhalb eines Jahres sein, und es wird schwierige Momente geben“, sagte Anderson laut der veröffentlichten Rede zur virtuellen Hauptversammlung. „Aber ich bin überzeugt, dass es einen Weg gibt, die Wende bei Bayer zu schaffen – und genau diesen Weg gehen wir.“
Anderson bekräftigte, dass er zunächst keine Aufspaltung des Konzerns plant: „Um eine bessere Performance zu erreichen, ist es vorerst das Beste, unsere derzeitige Struktur beizubehalten und unsere operativen Probleme zu beheben.“
Anderson hatte auf dem Kapitalmarkttag im März Forderungen mancher Investoren nach einer Aufspaltung zunächst auf die lange Bank geschoben. Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer Aufspaltung des Konzerns laute „nicht jetzt“, damit sei aber nicht „niemals“ gemeint, hatte er erklärt. Bayer werde aber für alles offenbleiben. In den kommenden zwei bis drei Jahren wolle sich der Vorstand darauf konzentrieren, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen, die rechtlichen Risiken zu reduzieren, die Verschuldung von zuletzt 34,5 Mrd. Euro zu senken und sein neues Organisationsmodell – das mit einem erheblichen Personalabbau verbunden ist – weiter einzuführen.
Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann sagte, das Gremium erwarte von dem Vorstand eine Verbesserung der Performance in allen Bereichen. „Wachstum und Profitabilität müssen besser sein als beim Wettbewerb“, hieß es in seiner Rede zur Hauptversammlung. Anderson zufolge werden sich einige der vom Vorstand ergriffenen Maßnahmen sofort in den Finanzergebnissen niederschlagen, andere dürften mehr Zeit in Anspruch nehmen. „Sicher ist jedoch, dass diese Maßnahmen die Grundlage für unseren langfristigen Erfolg sind.“
Anderson muss den Konzern, der vor einem hohen Schuldenberg und einem Verlust von fast drei Mrd. Euro im vergangenen Jahr steht, aus einer tiefen Krise führen. Sein Vorgänger Werner Baumann, von dem er 2023 das Ruder übernahm, hatte Bayer mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto eine Klagewelle wegen des Unkrautvernichters ins Haus geholt und viel Vertrauen verspielt. Anderson unterstrich, dass Bayer alle möglichen Mittel in Betracht ziehe, um die Rechtsstreitigkeiten zu beenden. „Wir haben unsere Strategie erweitert und betrachten unterschiedliche Ansätze und Alternativen.“ Der Konzern wolle gleichzeitig amerikanische Landwirte unterstützen, die besorgt seien, „dass ihr Zugang zu wichtigen, sicheren Pflanzenschutzmitteln gefährdet ist“.
Bayer bekräftigte die im März veröffentlichten Jahresziele. Auch wenn der Konzern für die Agrarsparte Crop Science und das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health einen verhaltenen Jahresstart erwarte, sei der Vorstand zuversichtlich für das Gesamtjahr. Der Free Cashflow soll sich auf zwei bis drei Mrd. Euro verbessern, nachdem er 2023 um knapp 58 Prozent auf 1,311 Mrd. Euro gesunken war. Das Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen dürfte zwischen drei und neun Prozent zurückgehen.
(APA/Reuters/red.)