WHO: Weltweites Pandemieabkommen ist unterschriftsreif

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Autor: Scho

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die WHO-Mitgliedsstaaten auf einen Pandemie-Vertrag geeinigt, mit dem die Welt besser auf Gesundheitskrisen vorbereitet werden soll. Nach gut drei Jahren Verhandlungen und zuletzt nächtelangen Diskussionen in Genf stimmten die Unterhändler in der Nacht auf Mittwoch einem Vertragstext zu. Er soll beim Jahrestreffen der 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai in Genf verabschiedet werden.

„Nach mehr als drei Jahren intensiver Verhandlungen ist den WHO-Mitgliedsstaaten ein großer Schritt nach vorn gelungen in ihren Bemühungen, die Welt sicherer vor Pandemien zu machen“, teilte die Organisation mit. „Die Nationen der Welt haben heute in Genf Geschichte geschrieben“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Mitglieder hätten bewiesen, „dass die Nationen in unserer gespaltenen Welt immer noch zusammenarbeiten können“.

Der rechtsverbindliche Pakt soll die Welt besser auf den Kampf gegen neue Krankheitserreger vorbereiten. Er gilt als Reaktion auf die Corona-Pandemie, die von 2020 bis 2022 Millionen von Menschen das Leben kostete. Die Vereinbarung gilt auch als ein wichtiger Sieg für die globale Gesundheitsorganisation. Ihr drohen drastische Kürzungen, sollte die US-Regierung von Donald Trump weniger Geld zur Verfügung stellen.

Die USA haben sich seit dem Regierungswechsel in Washington nicht mehr an den Verhandlungen beteiligt. Trump ordnete den Austritt aus der WHO an, der im Jänner 2026 wirksam wird. Der nun ausgehandelte Vertrag gilt aber ohnehin nur für Länder, deren Parlamente ihn ratifiziert haben. Die WHO kann auch nach Inkrafttreten keine Lockdowns, Reisebeschränkungen oder Impfungen anordnen. Nötig sind 60 Ratifizierungen, was einige Jahre dauern könnte.

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Welt nach der Ratifizierung viel besser auf eine weitere Pandemie vorbereitet sein wird und diese besser und gerechter überstehen wird“, sagte Gian-Luca Burci, Professor im Zentrum für globale Gesundheit der Genfer Universität Graduate Institute, der Deutschen Presse-Agentur.

Was der Vertrag neu regelt:

  • Prävention
    Länder verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden. Den Europäern war es ein Anliegen, dass auch Antibiotika-Resistenzen bekämpft werden.
  • Lieferketten
    Was im Falle einer Pandemie gebraucht und geliefert wird, soll für alle Länder gleichermaßen zugänglich sein. Gesundheitspersonal soll zuerst versorgt werden. In der Corona-Pandemie hatten Länder Masken oder Impfstoffe gehortet und teils die Ausfuhr verhindert. Während in reichen Staaten schon die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in armen Ländern noch auf die erste Spritze.
  • Forschung und Entwicklung
    Wichtige Informationen wie die DNA-Sequenz über Pathogene sollen frei ausgetauscht werden, damit Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können. Im Gegenzug sollen Pharmaunternehmen der WHO zehn Prozent ihrer Produktion als Spende zur Verteilung in ärmeren Ländern abtreten (Pabs-System). Weitere Produktionsanteile sollen zumindest günstig zur Verfügung gestellt werden. Die Modalitäten müssen noch ausgehandelt werden und sollen in einem Anhang zum Vertrag stehen.
  • Technologietransfer
    Firmen sollen ihr Know-how zur Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen teilen, auch um Produktionen in anderen Ländern zu ermöglichen. Den europäischen Unterhändlern war es wichtig, dass die Beteiligung der Firmen freiwillig bleibt.

Der Text hat viele schwammige Formulierungen. Verpflichtungen gelten etwa „je nach nationalen Gesetzen“, bei Auflagen gibt es Einschränkungen wie „in gegenseitigem Einvernehmen“. „Der Vertrag ist ein Anfang und kein Ende“, sagt Burci dazu. Mit einem solchen Abkommen entwickle sich eine Dynamik, wie etwa beim 2005 in Kraft getreten WHO-Vertrag zur Tabakkontrolle. Zudem gebe es Druck, weil Länder bei Vertragsstaatenkonferenzen alle paar Jahre aufzeigen müssen, wie sie vorankommen.

Die medizinische Leiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Maria Guevara, lobte das Vertragswerk trotz Kompromissen und teils schwammiger Sprache. Sie betrachtet es als „starkes Signal der globalen Solidarität“.

(APA/dpa/Reuters/red.)

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