Wiener Biotech-Firma treibt Lassa-Fieber-Impfstoffforschung voran

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Autor: Scho

Das im Jahr 2020 vom US-Pharmakonzern Merck, Sharp & Dohme (MSD) übernommene Wiener Biotech-Unternehmen Themis Bioscience treibt seine Arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das gefährliche Lassa-Fieber voran. Im Fachblatt „Lancet“ sind jetzt die Ergebnisse einer Studie der Phase I, erstmals mit Probanden, erschienen. Es gab positive Resultate.

Die auf der Basis von genetisch veränderten Masernviren geschaffene Kandidatvakzine wurde zwischen September 2019 und Jänner 2020 erstmals in einer klinischen Studie mit 60 Probanden untersucht. Je 24 erhielten eine niedrige bzw. eine höhere Dosis, die restlichen Studienteilnehmer ein Placebo injiziert. „MV-LASV (Kandidatvakzine; Anm.) zeigte ein akzeptables Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil. Die Immunogenität erschien durch eine bereits bestehende Immunität gegen den Vektor nicht beeinträchtigt. MV-LASV ist ein vielversprechender Kandidat für die Weiterentwicklung“, schrieben jetzt Roland Tschismarow und seine Co-Autoren in der britischen Medizinfachzeitschrift. Denkbar wäre, dass Menschen, welche eine Maserninfektion durchgemacht oder die Masern-Impfung erhalten haben, nur eingeschränkt auf die für die Lassa-Vakzine veränderten Masernviren-Vektoren reagieren würden. Das ist offenbar nicht der Fall.

Themis Bioscience wurde 2009 gegründet. Das Unternehmen hat eine Technologieplattform für Vakzine unter Verwendung von genetisch veränderten Masernviren als „Transporteur“ für Antigene anderer Erreger etabliert. Die Basisforschung dazu stammte vom Institut Pasteur in Paris. Themis-Projekte wurden zum Beispiel für Impfstoffe gegen das Zika- und das Chikungunya-Virus gestartet. Die Entwicklung eines Covid-19-Vakzins mit dieser Technologie wurde aber abgebrochen. In frühen klinischen Studien der Phase I hatten die beiden Covid-19-Kandidatvakzine eine unzureichende Immunreaktion erzeugt. Diese war niedriger als die bei ehemaligen Covid-19-Patienten und auch schwächer als die Ergebnisse anderer Covid-19-Impfstoffe in klinischen Studien gewesen.

Keine Aussagen über die Schutzwirkung

In der aktuellen Studie zu dem möglichen Impfstoff gegen das Lassa-Fieber zeigte sich in den allermeisten Parametern zur Verträglichkeit kein großer Unterschied zwischen den Probandengruppen inklusive Placebo. Die höhere Dosis an Antigenen führte offenbar zu einer mehr als doppelt so starken Antikörperproduktion wie bei Verwendung der niedrigen Dosis. Über eine mögliche Schutzwirkung sagt die Studie nichts aus. Sie müsste erst in großen klinischen Studien belegt werden.

Finanziert wurde die Untersuchung von der Coalition for Epidemic Preparedness Innovation (CEPI). Eine Vakzine gegen das gefährliche Lassa-Fieber existiert bisher noch nicht. Das Lassa-Fieber gehört zu den sogenannten hämorrhagischen Fiebern, die durch Viren (z.B. auch Ebola-Virus oder Marburg-Fieber-Erreger) hervorgerufen werden. Entdeckt wurde das Lassa-Virus 1969 nach einem Ausbruch im Norden Nigerias. Es wurde nach der Stadt Lassa im nordöstlichen Bundesstaat Borno benannt. Den schlimmsten bekannten Ausbruch erlebte Nigeria im Jahr 2012: Damals starben 112 von 1.723 erkrankten Patienten. Die Infektion verläuft anfangs grippeähnlich, führt aber schnell zu inneren Blutungen mit lebensgefährlichen Komplikationen. Anfang 2016 waren 19 der 36 nigerianischen Bundesstaaten von Ausbrüchen der hoch ansteckenden Erkrankung betroffen. Auch damals wurde von etwas mehr als hundert Todesfällen berichtet.

Zur Fachpublikation geht es hier.

(APA/red.)

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