Patientenanwalt kritisiert Personalmangel und Wartezeiten

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Autor: Scho

Wiens Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek stellt dem Gesundheitssystem kein gutes Zeugnis aus. Der Personalmangel in den Spitälern und im niedergelassenen Bereich führt oft zu langen Wartezeiten und Mehrklassenmedizin, kritisierte er bei der Präsentation des Jahresberichts 2024. Betroffen sind vor allem Kassenpatientinnen und -patienten. Jelinek urgierte einen Gesamtvertrag für Kassenleistungen sowie eine Gesundheitsplanung für die Ostregion.

Rund 9.000 Mal wurde die Patientenanwaltschaft im Vorjahr kontaktiert. Registriert wurden dabei rund 1.000 allgemeine Beschwerden und etwa 900 Beanstandungen möglicher Behandlungsfehler, wobei rund 3,25 Mio. Euro an Schadenersätzen erwirkt bzw. ausgezahlt wurden. Der größte Anteil aller dokumentierten Anliegen entfiel auf städtische oder private Spitäler.

Generell beschäftigte die Betroffenen vor allem ein Problem, wie Jelinek berichtete: „Das Hauptthema war und ist die Personalknappheit.“ Die Qualität der ärztlichen Versorgung sei „grundsätzlich in Ordnung“, befand er. Jedoch gebe es viele Klagen über unzumutbare Wartezeiten. Bei planbaren Operationen würden diese zum Teil mehr als ein Jahr betragen, schilderte Jelinek. Erhebliche Engpässe ortete er auch im Bereich der Psychiatrie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.

Die steigende Lebenserwartung und die gleichzeitige Pensionierungswelle im Gesundheitssystem würden sich auswirken. Die Konsequenz sei, dass man eine Zusatzversicherung brauche oder privat zuzahlen müsse, wenn man raschere Termine möchte. Dies habe eine Mehrklassenmedizin zur Folge. Der Patientenanwalt forderte darum eine Erhöhung der Kopfzahl bei Ärztinnen und Ärzten bzw. im Pflegebereich. Dies könne nicht sofort geschehen, gab er zu bedenken, man müsse jedoch rasch entsprechende Schritte setzen, um gegenzusteuern.

Als „tragisch“ beurteilte er weiters die Versorgung von Patienten, die an Long Covid bzw. ME/CFS leiden. Die Betreuung sowohl im niedergelassenen als auch im stationären Bereich sei unzureichend, beklagte Jelinek. Interdisziplinäre Ambulanzen seien sogar geschlossen worden. Dazu komme die starre Haltung der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), was die Prüfung sozialrechtlicher Ansprüche betreffe.

Hoch blieb laut Jelinek auch die Zahl der Beschwerden sogenannter Gastpatienten. Personen aus Niederösterreich würden sich über Benachteiligungen beklagen. Der Patientenanwalt urgierte eine einheitliche Gesundheitsplanung, sowohl was Versorgung als auch Finanzierung betreffe. Auch in Sachen Kassenärztinnen und -ärzte sieht er Bedarf. Er kritisierte die Verzögerungen beim Abschluss eines österreichweiten Gesamtvertrags. Dieser sei nötig, da der aktuelle Leistungskatalog keinen Anreiz zur Übernahme einer Kassenordination biete. Geschehe das nicht, bestehe die Gefahr, dass weitere Mediziner in den Wahlarzt- bzw. Privatbereich abwandern.

Ebenfalls ein Thema bei den Beschwerden war die Verfügbarkeit bei Medikamenten. Hier ist etwa der Bereich Diabetes betroffen. Laut Jelinek hat die steigende Beliebtheit der „Abnehmspritze“ zur Folge, dass es zu Engpässen bei Präparaten für Diabetespatienten kommt.

Positiv wurde vermeldet, dass es einen Rückgang bei Beschwerden zu Wartezeiten auf radiologische Untersuchungen gibt. Dies dürfte laut Pflege- und Patientenanwaltschaft an einer Erhöhung der Zahl kassenfinanzierter MRT-Geräte liegen.

(APA/red.)

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