Forscher in Innsbruck nehmen Pilzmedikament-Resistenzen ins Visier

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Autor: Scho

Die Medizinische Universität Innsbruck sagt mit einem neuen Doktoratsprogramm Resistenzen gegen Pilzmedikamente den Kampf an. Bisher entwickelte Medikamente gegen Pilze verlören immer mehr an Wirkung, hieß es bei einer Pressekonferenz. Die WHO spreche bereits von „einer der größten Bedrohungen“, auch eine neue Pandemie verursacht von Pilzen sei denkbar. In Innsbruck wird nun an Gegenmitteln geforscht. Insgesamt elf PhD-Stellen werden international ausgeschrieben.

Auch in Österreich erkranken jährlich 130.000 Menschen an Pilzinfektionen, die insbesondere bei immungeschwächten Patienten oftmals tödlich enden könnten. „Weltweit gibt es dabei einen Anstieg“, erläuterte Cornelia Lass-Flörl, Direktorin des Instituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie. Auch seien zuletzt Ausbrüche bei gesunden Patienten beobachtet worden, ergänzte Vizerektorin Christine Bandtlow. Nun gelte es, sich gegen diese zu „rüsten“. Deshalb müsse die „Kette“ in der Resistenzentstehung näher beleuchtet werden. Dabei werde ein „One Health“-Ansatz verfolgt, also ganzheitlich Mensch, Tier und Umwelt betrachtet.

Prinzipiell sei die Welt voller Pilze, erläuterte Lass-Flörl. Etwa atme man unzählige Schimmelpilzsporen ein, wenn man neben einer Biomülltonne stehe. „Wenn die Feuerwehr im Körper funktioniert, ist das kein Problem“, erklärte die Mikrobiologin – die Zellen würden einfach abgetötet. Anders sei dies, wenn Pilzinfektionen bei immungeschwächten oder mit Antibiotika behandelten Patienten auftreten würden – dann könnten sich diese ausbreiten. Das sei insbesondere auch auf Intensivstationen ein Thema. In der Therapie stünden aktuell nur drei große Medikamentengruppen (Antimykotika) zur Verfügung. Pilzmedikamente würden allerdings „überall eingesetzt“, etwa auch in der Landwirtschaft. Pilze würden dadurch lernen, mit diesen umzugehen – und die Medikamente auch beim Menschen entsprechend Wirkung einbüßen.

Ein Forschungscluster in Zusammenarbeit mit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck wird nun darauf angesetzt, die Entstehung von Resistenzen besser zu verstehen. „Unser Anspruch ist, neue Lösungsansätze zu entwickeln“, erläuterte Mikrobiologin Michaela Lackner, die das neue PhD-Programm MYCOS leiten wird. Auch neue Medikamente sollen aus der Forschung hervorgehen – auch wenn durch entsprechende Vorlaufzeiten viele Jahre bis zur Marktreife vergehen dürften. Der Standort Innsbruck solle jedenfalls zu einem „international anerkannten mykologischen Forschungszentrum ausgebaut werden“.

Die Medizinische Universität Innsbruck nimmt für neun PhD-Stellen insgesamt zwei Millionen Euro in die Hand, weitere zwei Stellen sollen an der Leopold-Franzens-Universität entstehen. Angelegt sei das Programm auf drei Jahre. Bereits jetzt herrsche ein großer Andrang auf den PhD-Call, berichtete Lackner. Bewerben könne man sich noch bis zum 5. Mai. Ein Start für das Programm ist mit Ende Juni, Anfang Juli avisiert.

(APA/red.)

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