Zumindest einmal in ihrem Leben ist eine von fünf Frauen in Österreich von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Auch Kinder, ältere Menschen, Männer oder Menschen mit Behinderung trifft Gewalt. Häufig fehlt den Betroffenen der Mut, sich mit ihrer Lage aktiv an die Polizei oder an eine andere Institution zu wenden. „Wir haben in Niederösterreich zwar ein gut ausgebautes Netzwerk an Einrichtungen wie Frauenberatungsstellen, Frauenhäuser und Gewaltschutzzenten sowie auch das NÖ Frauentelefon. Hier wird den Betroffenen anonym, kostenfrei und unkompliziert weitergeholfen. Dennoch ist der erste Schritt, dass Frauen das Problem benennen und darüber sprechen. Die NÖ Kliniken sind oft erste Anlaufstelle für Betroffene und deshalb ist es auch so wichtig, dass hier Bewusstsein für dieses wichtige Thema geschaffen wird“, erklärt Christiane Teschl-Hofmeister beim ersten von insgesamt fünf regionalen Vernetzungstreffen der Opferschutzgruppen in der Thermenregion im LK Mödling.
Rund 75% der von Gewalt betroffenen Frauen wenden sich nach erlittener Gewalt an Einrichtungen des Gesundheitssystems. Genau deshalb sind Kliniken wichtige Partner bei der Verhinderung und Prävention von Gewalt gegen Frauen. Daher gibt es in den NÖ Landeskliniken Opferschutzgruppen, deren Aufgabe es ist, MitarbeiterInnen aller Professionen dafür zu sensibilisieren genau hinzuschauen, nachzufragen und Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich in einem sicheren Umfeld anzuvertrauen, um unter Umständen Schlimmeres zu verhindern.
Berufsübergreifende Expertise
Eine landesweite Arbeitsgruppe der NÖ LGA arbeitet gemeinsam mit regions- und berufsübergreifender Expertise an unterstützenden Angeboten und Maßnahmen. „Wir haben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken spezifische Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten geplant, damit sie bestmöglich auf aufkommende Situationen reagieren können und auf dieses Thema sensibilisiert sind. Auch eine Homepage sowie Folder für die Betroffenen oder sichtbare Zeichen, wie Poster und Sticker mit QR-Code zu weiteren Hilfestellungen in den NÖ Kliniken sind Ergebnisse der Arbeit der Opferschutzgruppen“, erklärt Susanne Gröschel, Leitung Strategie und Qualität Pflege in der NÖ Landesgesundheitsagentur. Eine große Opferschutzkonferenz zur besseren Vernetzung und zum weiteren Austausch der Maßnahmen ist im September geplant.
Auch Helga Zellhofer, Leiterin der Arbeitsgruppe Opferschutz der NÖ Landesgesundheitsagentur, weiß, dass es besonders wichtig ist, dass das Klinikum mit externen Partnern wie der Polizei sowie Frauenhäusern, Frauenberatungsstellen und Gewaltschutzzentren vernetzt ist. „Kliniken sind oft die erste Stelle wo Gewalterfahrungen sichtbar werden können. Unser Ziel ist es, kompetente Hilfe anzubieten unter anderem durch professionelle Spurensicherung in Zusammenarbeit mit der Polizei und aufzeigen, an wen sich die Betroffenen wenden können“, so Zellhofer.