Neue Impfung soll besser vor Pneumokokken schützen

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Autor: Scho

Besserer Schutz Erwachsener vor gefährlichen Pneumokokken-Infektionen, eine breiter wirksame Meningokokken-Vakzine und Impfstoffe gegen das Chikungunya-Virus – das sind jene neuen Impfungen, die in Österreich buchstäblich vor der Tür stehen. Dies erklärte Angelika Wagner vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin (MedUni Wien).

Während vor rund 20 Jahren oft das mangelnde Interesse von Wissenschaft und Pharma-Industrie an neuen Impfstoffen bemängelt wurde, dreht sich jetzt das Rad vor allem infolge der Entwicklungen der Biotechnologie immer schneller. Ein Beispiel dafür ist eine neue Pneumokokken-Vakzine speziell für Erwachsene bzw. betagte Menschen, die seit Frühjahr 2024 bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) in Begutachtung ist.

20 bis 30 Prozent der Pneumokokken-Lungenentzündungen zeigen auch Erreger im Blut (Bakteriämie). Bei einer Pneumokokken-Blutvergiftung kommt es bei 20 bis 30 Prozent der Patienten zu einem chronischen Nierenversagen (Dialyse), ebenso bei 30 bis 50 Prozent der Patienten mit Pneumokokken-Infektionen des Zentralnervensystems, führte die Expertin aus. In Österreich seien Kinder unter zwei Jahren und Erwachsene im Alter über 60 Jahren besonders betroffen. Zwei Drittel der Erkrankungen führen zu einer Lungenentzündung. Doch fast 20 Prozent der Betroffenen haben eine Lungenentzündung und eine Pneumokokken-Sepsis.
Insgesamt gibt es bei den Pneumokokken rund hundert sogenannte Serotypen. Bisher wurden bei Kindern und Erwachsenen de facto die gleichen Impfstoffe verwendet. Im Laufe der Zeit deckten sie immer mehr Serotypen ab. Das kann bei Kindern bis zu fünf Jahren (invasive Pneumokokkeninfektion) mehr als 60 Prozent betragen, bei Erwachsenen sogar über 70 Prozent.

Jetzt aber soll ein neuer sogenannter konjugierter Pneumokokken-Impfstoff (PCV21) kommen, der speziell für Erwachsene vorgesehen ist. „Der Impfstoff enthält acht Serotypen, die derzeit in keinem lizensierten Impfstoff enthalten sind und mit Pneumokokken-Erkrankungen bei Erwachsenen assoziiert sind“, erklärte die Expertin. Am weiteren Horizont tauchen aber zusätzliche Optionen auf: Pneumokokken-Impfstoffe, die gegen 24 oder gar 31 Typen der Erreger schützen sollen – und schließlich ist eines der Ziele der Wissenschaft gar eine universelle Pneumokokken-Vakzine.

Weniger Stiche und somit wahrscheinlich mehr Interesse als die bisher etwas komplizierten Impfstrategien gegen Meningokokken soll ein „Men ABCWY“-Impfstoff bringen, der von der EMA im September vergangenen Jahres für Personen ab zehn Jahren zugelassen worden ist. Um den gleichen Schutz zu erhalten waren bisher zwei Impfungen (Meningitis B und ACWY) erforderlich.

Für Reisende neu ist ein möglicher Schutz gegen die Chikungunya-Virus-Infektion, die vor allem in (sub)tropischen Regionen von Moskitos übertragen wird. Zu Übertragungen ist es aber in den vergangenen Jahren auch schon in Italien und in Frankreich gekommen.

Impfstoff basierend auf abgeschwächten Viren

„Der gekrümmt Gehende“ – so die Übersetzung Namens der ursprünglich in Tansania identifizierten Erkrankung bzw. ihrer Erreger rührt von den Symptomen her: Während etwa die Hälfte der Betroffenen nach einem Monat wieder vollständig gesund ist, können auf der anderen Seite etwa ein Viertel der Patienten auch noch nach einem Jahr chronische Gelenksbeschwerden haben.

Seit Juli vergangenen Jahres wurde mit VLA1553 ein schützender Impfstoff des französisch-österreichischen Unternehmens Valneva von der EU-Arzneimittelagentur zugelassen. Er basiert auf abgeschwächten Chikungunya-Viren. Der österreichische Impfplan empfiehlt die Impfung als Reiseimpfung für Personen, die in betroffene Regionen fahren und älter als 18 Jahre sind, abhängig von dem jeweils an den Destinationen gegebenen Infektionsrisiko. Noch im Zulassungsverfahren befindet sich auch ein Chikungunya-Totimpfstoff. Damit könnten die Möglichkeiten für einen Schutz noch breiter werden.

(APA/red.)

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