Kurzmeldungen aus dem Bereich der Hygiene.
Das Gift des Bücherskorpions wirkt gegen Krankenhauskeime
Der nur wenige Millimeter große Bücherskorpion (Chelifer cancroides) gilt in Mitteleuropa als das bekannteste Mitglied der Pseudoskorpione, einer Ordnung der Spinnentiere. In Wohnräumen jagt er Hausstaubmilben sowie Staub- und Bücherläuse. Ein hessisches Forscherteam des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) hat erstmals die Bestandteile seines Gifts umfassend charakterisiert – und dabei Moleküle mit starker Wirkung gegen einen bekannten Krankenhauskeim entdeckt, den sogenannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Die analysierte Toxinfamilie war in einer vorangehenden Arbeit bei der Entschlüsselung des Giftcocktails des Bücherskorpions neu entdeckt und als „Checacine“ benannt worden. Bis zu einem möglichen pharmakologischen Einsatz wird es noch dauern: Die Forschungsdaten zeigen, dass die Checacine auch eine Giftigkeit für menschliche Zellen aufweisen können und unter Umständen selbst Entzündungsreaktionen hervorrufen.
Eisenentzug vertreibt multiresistente Keime aus der Nase
Ein Forschungsteam um Simon Heilbronner (Bild), Professor für Mikrobiologie am Biozentrum der Ludwig Maximilians Universität München (LMU), hat untersucht, wie potenziell gefährliche Keime über nasale Probiotika verdrängt werden können, die ohne den Einsatz von Antibiotika auskommen. Die Forschungsfrage: Wie überleben Mikroben in der Nase trotz des Eisenmangels, der dort herrscht? Zur Erklärung: Durch den Entzug des essenziellen Nährstoffs Eisen schützt sich das menschliche Immunsystem vor unerwünschten Invasoren durch die Nase. Bakterien, die trotzdem in der Nase überleben können, produzieren sogenannte Siderophore – eisenbindende Moleküle, die sie in ihre Umgebung abgeben und später wieder aufnehmen. Einige der Mikroorganismen teilen ihre Siderophore und das gebundene Eisen mit dem Staphylococcus aureus. Im Gegensatz dazu verhalten sich andere Bakterien weniger sozial. Es gibt Arten, die sich zwar an den Siderophoren von S. aureus bedienen, ihnen ihre eigenen aber vorenthalten, indem sie sie gewissermaßen molekular verschlüsseln. Die Autoren bezeichnen diese Strategie als „Wegsperren“ des Eisens als Möglichkeit, S. aureus auszuhungern: Forciert man diese Siderophore-Räuber, ebne dies den Weg für die Entwicklung nasaler Probiotika für die Verdrängung multiresistenter Staphylokokken aus der Nase.
MedUni Innsbruck: Neues PhD-Programm erforscht Resistenzen gegen Pilzmedikamente
In Österreich erkranken jährlich etwa 130.000 Menschen an Pilzinfektionen, die auch tödlich enden können. Mit dem neuen PhD-Programm MYCOS verfolgt die Medizin Uni Innsbruck einen interdisziplinären Ansatz zur Erforschung von Resistenzentwicklungen, um Auswege aus dieser Gesundheitskrise aufzuzeigen. PatientInnen mit einer invasiven Pilzinfektion sind postoperativ einem fast fünfmal höheren Sterberisiko ausgesetzt. An der Medizinischen Universität Innsbruck stellt die Aufklärung der in Erregern und Pilzen ausgelösten Resistenzmechanismen seit vielen Jahren einen besonderen Forschungsschwerpunkt dar. Diese Expertise wird nun im Rahmen des kürzlich gestarteten PhD-Programms MYCOS weiter gestärkt. Die Medizinische Universität Innsbruck finanziert neun PhD-Stellen mit rund zwei Millionen Euro und wird gemeinsam mit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (die zwei weitere Ausbildungs- und Forschungsstellen unterstützt) beitragen, in den kommenden drei Jahren neue Erkenntnisse zu Resistenzmechanismen und Therapieoptionen zu gewinnen.