Spracherkennung zeigt den Weg zu effizienterer Dokumentation in Gesundheitseinrichtungen. Doch sie allein reicht nicht aus. Spracherkennung ist erst der Anfang.
Spracherkennung in der medizinischen Dokumentation hat das Potenzial, den Arbeitsalltag von Ärzten und Pflegekräften grundlegend zu verändern. In Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen sind Arbeitserleichterungen und Zeitersparnis bei administrativen Aufgaben relevanter denn ja. Aber: Spracherkennung ist nicht das Allheilmittel!

Autoreninformation:
Bernhard Poel
ist Geschäftsführer von AlsterText, einem Hamburger Software- und Consultinghaus für Transkription und digitale Spracherkennung
Kontakt:
bernhard.poel@alstertext.de
Heute dient Spracherkennung hauptsächlich dazu, die Verschriftlichung von Informationen zu beschleunigen. Gesprochene Sprache wird schnell und präzise in Text umgewandelt. Sie dokumentiert dabei aber nur das, was auch tatsächlich in die Spracherkennung hineingesprochen wird, und ist vor allem immer ein nachgelagerter Prozess. Das bedeutet, dass Ärzte oder Pflegekräfte die Dokumentation nach einem Patientengespräch, einer Untersuchung oder einer Behandlung manuell vervollständigen müssen, was trotz moderner Technologien einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet. Besonders im stationären Bereich und in der Pflege scheitert die Einführung und der Einsatz von Spracherkennung oft, weil die Benutzerfreundlichkeit und die Integration in bereits bestehende Systeme nicht ausreichen.
Der ideale Einsatz von Sprache in der medizinischen Dokumentation geht über das bloße Transkribieren von Text hinaus. Sie soll nicht nur Gesprochenes in Text umwandeln, sondern dabei unterstützen, Prozesse zu automatisieren, Daten sinnvoll zu strukturieren und die klinischen Abläufe zu vereinfachen. Die Einführung von Spracherkennung ist daher ein wichtiger Schritt für eine effiziente Dokumentation, aber eben nur der erste im Hinblick auf die digitale Transformation. Erst durch die Kombination mit anderen Tools kann Spracherkennung ihr volles Potenzial entfalten. Hier fehlt es bislang an durchdachten Plattformen, die es den Ärzten und Pflegekräften ermöglichen, schnell und unkompliziert ihre Aufgaben zu erledigen.
Unsere Vision ist es, Kliniken eine Plattform zu bieten, die alle Prozesse – von der Patientenaufnahme bis zur Entlassung – abbildet und miteinander verknüpft. Dabei arbeiten wir nach einem Stufenmodell, das sich an den individuellen Bedürfnissen jeder Klinik orientiert, und setzen bewusst auf Flexibilität, so dass Kliniken immer auf die nächste Entwicklungsstufe umsteigen können. Es ist entscheidend, nicht nur einzelne Produkte bereitzustellen, sondern als langfristiger Partner ganzheitliche Lösungen für die medizinische Dokumentation anzubieten. Mit unserer Plattform mATi und Lösungen wie documents (HTML-basierte Arztbriefschreibung) oder Corti Assistant (Dokumentations-Co-Pilot, mit dem Dokumentation über Ambient Recognition in Echtzeit möglich ist) streben wir an, den gesamten Prozess der Dokumentation zu optimieren und Lösungen nahtlos nicht nur miteinander, sondern auch mit bestehenden KIS zu integrieren. Wir verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die technologische als auch die organisatorische Transformation in Kliniken berücksichtigt.
Die Zukunft der medizinischen Dokumentation liegt ganz klar in der Interoperabilität. Das erfordert aber nicht nur technologische Innovation, sondern auch eine Veränderung der Denkweise. Kliniken müssen verstehen, dass Spracherkennung nicht das Ziel, sondern der Anfang ist. Sprache dient als Teil eines umfassenden Systems, das die vielen Bereiche und Prozesse in einer Klinik vereint. Ziel muss es sein, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Ärzte und Pflegekräfte sich auf die medizinische Versorgung konzentrieren können, um die Qualität der Patientenversorgung zu steigern, während die administrative Belastung des Personals reduziert wird.