Studie zeigt Wissenslücken bei Frauengesundheit

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Autor: Scho

Männer schätzen ihr Wissen über Schwangerschaft, Pubertät oder Verhütungsmethoden deutlich geringer ein als Frauen, wie eine repräsentative Studie des Online-Marktforschungsinstituts Marketagent im Auftrag der Drogeriekette Bipa zeigt. „Frauengesundheit geht uns alle an, auch uns Männer“, sagte Bipa-Geschäftsführer Markus Geyer am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die Studie zu Wissensstand und Einstellungen der Bevölkerung solle den Diskurs fördern.

Für die Studie wurden im Februar und März 1.548 Personen in Österreich im Alter zwischen 14 und 75 Jahren befragt. Dabei gaben 88 Prozent der Frauen, aber nur die Hälfte der Männer an, Interesse am Thema Frauengesundheit zu haben. Ihren Wissensstand schätzen Männer und Frauen unterschiedlich ein: In Sachen Verhütung halten sich 85 Prozent der befragten Frauen für eher gut oder sehr gut informiert, unter den Männern sind es nur 66 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Themen Pubertät (Frauen: 84 Prozent, Männer: 51 Prozent) und Schwangerschaft (Frauen: 73 Prozent, Männer: 51 Prozent). „Das ist ein Themenbereich, der alle Geschlechter betrifft“, sagte Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent, „aber er wird aus traditionellen Mustern noch immer zur weiblichen Partnerin geschoben.“

Im Rahmen der Studie wurde auch das Wissen der Studienteilnehmer über Menstruation, Menopause, Endometriose und Gender-Medizin getestet. Mehr als die Hälfte der Männer (55 Prozent) und etwa ein Viertel (24 Prozent) der Frauen wussten demnach nicht, wie lange ein Menstruationszyklus im Durchschnitt dauert. Jeder fünfte Mann war sich zudem sicher, dass die vorgeschlagene Dauer von 21 bis 35 Tagen keinesfalls stimmen kann.

Beim Thema Menopause nimmt das Wissen über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten mit dem Alter zu – vor allem bei Frauen. Unter den Millennials fühlt sich nur rund ein Drittel viel oder ausreichend informiert, unter den Babyboomern sind es 61 Prozent. Bei Männern bleibt das Wissen durchgehend bei rund 30 Prozent. Über die Unterleibserkrankung Endometriose ist die Gen Z am besten informiert. Allerdings wissen die Hälfte der Männer und 23 Prozent der Frauen nicht, welche Eigenschaften die Krankheit am besten beschreibt.

Über manche Gesundheitsthemen wird in Österreich nach wie vor lieber geschwiegen, zeigte die Studie. Rund ein Fünftel gab an, nur ungern über Themen wie Inkontinenz, Sexualität und Intimität zu sprechen. Bei der Gen Z sind Körperbild und Essstörungen das größte Tabu.

Wer mit anderen über sein Wohlbefinden spricht, fühlt sich laut Umfrage allerdings deutlich besser: 40 Prozent der Personen, die angegeben haben, keinen Gesprächspartner zu haben, schätzen ihre mentale Gesundheit als eher schlecht bis schlecht ein. Unter jenen, die sich mit Partner oder Partnerin darüber austauschen, geben das nur 19 Prozent an. „Es ist unser Anspruch, dazu zu bewegen, mehr über diese Themen zu sprechen“, sagte Eva Paschinger, Gewerberechtliche Geschäftsführung Medizinprodukte & Category bei Bipa.

Mit Partnerin oder Partner wird eher nicht darüber geredet

Die erste Anlaufstelle für das Thema Frauengesundheit sind für mehr als die Hälfte der Befragten Freunde und Freundinnen und Frauenärzte und -ärztinnen (jeweils 51 Prozent). Etwa ein Drittel tauscht sich mit Familienmitgliedern aus, danach folgen Partnerin oder Partner. Am Arbeitsplatz würden nur neun Prozent diese Bereiche anschneiden. Wollen sie sich zu Gesundheitsthemen informieren, stehen manche der Befragten mitunter vor Schwierigkeiten. Mehr als die Hälfte der Frauen ist unsicher, ob bereitgestellte Informationen glaubwürdig sind. Außerdem sehen 47 Prozent unvollständige oder widersprüchliche Informationen als Problem, fast genauso viele tun sich schwer damit, medizinische Fachbegriffe zu verstehen.

Vier von zehn Frauen gaben zudem an, dass ihre gesundheitlichen Anliegen bei Arztbesuchen schon einmal nicht ernst genommen wurden. Dass Frauen und Männer bei gleichen Krankheiten unterschiedliche Symptome und Medikamente nicht denselben Effekt bei den Geschlechtern haben, wussten sechs von zehn Befragten. „Es ist unsere Aufgabe, für alle Geschlechter zu überprüfen, ob wir die beste medizinische Versorgung anbieten“, sagte Miriam Hufgard-Leitner, Oberärztin für Innere Medizin am AKH Wien und Expertin für Gendermedizin.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch die Bipa-Kampagne „Ehrlich gesagt“ vorgestellt, mit der man frauenspezifische Themen in den öffentlichen Diskurs holen wolle. Eine Website solle unter anderem zu Themen wie Frauengesundheit, Mental Load sowie mentaler Gesundheit oder auch der Vereinbarkeit von Beruf und Familie informieren. In Zukunft solle es unter anderem auch Webinare, Workshops und Community-Events geben. Ebendiese Angebote zum Austausch über Frauengesundheit haben sich laut Studie 57 Prozent der Frauen gewünscht.

Weitere Informationen finden Sie hier.

(APA/red.)

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