Wochen der KI in Lübeck

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Autor: Scho

Schon seit einigen Jahren entsteht in der Hochschulstadt Lübeck ein Zentrum für Forschung und Innovation in Künstlicher Intelligenz für Medizin und Medizintechnik. Eine Entwicklung, die auch für den Vizepräsidenten für Transfer und Digitalisierung, Prof. Dr. Stefan Fischer, der Universität zu Lübeck, höchst erfreulich ist: „Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen setzen zunehmend auf intensive Zusammenarbeit in diesem für die Region so wichtigen Thema, und dies zahlt sich mehr und mehr aus, sowohl in Finanzierung und Ergebnissen der Grundlagen- und angewandten Forschung wie auch im Transfer in die regionale Wirtschaft.“

Lübeck bietet mit interdisziplinären Forschungsmethoden auf dem Hanse Innovation Campus, zu dem neben der Universität zu Lübeck auch die Technische Hochschule Lübeck, die Außenstelle des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und die Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik gehören, beste Voraussetzungen. Prof. Dr. Ralf Möller, Leiter des DFKI-Forschungsbereichs Stochastische Relationale KI im Gesundheitswesen: „Die Wissenschaft der Künstlichen Intelligenz erlaubt es, die Grenzen des technologisch Machbaren immer weiter zu verschieben, sodass z.B. in der Medizin ganz neue Systemlösungen entwickelt werden können. Zwischen Menschen und als intelligent bezeichneten Systemen etabliert sich ein neues Interaktionsschema: Der Mensch weist dem System neue Aufgaben zu, das diese dann selbstständig (autonom) bearbeiten soll. Intelligente Systeme können im Gegensatz zu ‚normalen‘ Softwaresystemen ihre Verhaltensspezifikation an die Umgebung anpassen. Mit dieser Form von Flexibilität, die beherrschbar gestaltet werden muss, sind Gesellschaft und Wirtschaft für die Anforderungen der Zukunft gut gerüstet. Die Wissenschaft der KI entwickelt die für diese Vision notwendigen informatischen Grundlagen. Geisteswissenschaftliche Expertise, z.B. Ethik, unterstützt bei der Einhaltung des gesetzlichen und sozialen Rahmens.“

Der Algorithmus ist keine „Black Box“

„Die bahnbrechenden Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz haben gerade in den letzten Jahren zu völlig neuartigen Anwendungen geführt, unter anderem in der Medizin und Medizintechnik. Damit KI aber von der Gesellschaft akzeptiert wird und nutzbringend eingesetzt werden kann, darf der Algorithmus dahinter keine undurchsichtige „Black Box“ bleiben. Es braucht erklärbare und vertrauenswürdige Algorithmen, die derzeit im Fokus unser Lübecker Forschung stehen“, ergänzt Prof. Dr Philipp Rostalski vom Fraunhofer IMTE in Lübeck.

„Lübeck ist in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich der Medizin und Medizintechnik zu einem Kraftzentrum der KI-Forschung und -Entwicklung geworden. Das ist ein riesiger Erfolg, für den ich allen Beteiligten danke. Wir werden in ganz Schleswig-Holstein die Künstliche Intelligenz weiter vorantreiben und stellen dafür mit unserer KI-Strategie und der Landesdatenstrategie Forschung und Unternehmen die besten Voraussetzungen zur Verfügung“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther.

Aus Forschungsideen im Bereich der Künstlichen Intelligenz entstehen häufig Ausgründungen, die wiederum zur steigenden Wirtschaftskraft des Standorts beitragen und die Hansestadt bereits zu einem norddeutschen Zentrum für Künstliche Intelligenz entwickelt haben. Als Standort für Künstliche Intelligenz habe Lübeck eine große Bedeutung für Wirtschaft und Wissenschaft in der Region. „Die Bedingungen für ihr Zusammenspiel sind ideal. Aus Ideen und Forschung entstehen häufig neue Produkte. Ausgründungen aus den Hochschulen übernehmen die Weiterentwicklung und die Vermarktung“, sagt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck. Diese Entwicklung sei besonders erfreulich, denn die neu gegründeten Unternehmen erschlössen sich Geschäftsfelder, die wiederum den Standort stärkten. „Künstliche Intelligenz bietet große Chancen und vielfältige Möglichkeiten für Innovationen. Es ist wichtig, dass wir jetzt die Nase vorn behalten.“

Vielfältiges Programm

Unter www.woche-der-ki.de ist das gesamte Programm einsehbar, das Lübecker Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Um miteinander ins Gespräch zu kommen und Künstliche Intelligenz erfahrbar zu machen, haben sich die Teilnehmenden viel einfallen lassen: Von der Podiumsdiskussion über Projekttreffen, Preisverleihungen und Firmenrundgängen bis hin zu einer Ausstellung, bei der aktuelle Forschungs-Exponate gezeigt werden, ist alles dabei, was zum Thema KI in Lübeck zu finden ist. Alle Programmpunkte sind kostenlos, viele öffentlich und ohne Anmeldung zugänglich. „Wir freuen uns, zum wiederholten Mal eine Woche der KI gemeinsam mit den anderen Institutionen durchzuführen. Die verschiedenen Schwerpunkte tragen erheblich zur Vielfalt des diesjährigen Programms bei. In dieser Woche bringen wir Lehre, Forschung und Transfer in die Gesellschaft und zeigen, dass KI von allen für alle gestaltet sein kann. Wir zeigen Kooperationsmöglichkeiten auf, bieten Diskussions- und Vernetzungsräume und stärken das Thema KI regional“, ergänzt Prof. Jochen Abke, Vizepräsident für Studium und Digitalisierung der TH Lübeck.

KI zum Anfassen

Besonderes Augenmerk liegt auf den Aspekten „KI zum Anschauen und Anfassen“ beim Lübecker „KI-Erlebnistag“ am 2. November von 10 bis 16 Uhr in der Musik- und Kongresshalle mit einem vielfältigen Ausstellungsprogramm rund um aktuelle KI-Forschung.

Noch mehr Mitmachen kann man am 2. November von 9.00 bis 12.30 Uhr beim Junior Campus der TH Lübeck. Dort können Schülerinnen und Schüler lernen, wie man künstliche neuronale Netze selbst programmiert. Und wer noch früher aufstehen will, kommt um 7.45 Uhr ins FabLab ebenfalls auf dem Hanse Innovation Campus Lübeck, um beim Open-AI-Breakfast nebenher KI-Geräte selbst zu bauen.

Zu später Stunde findet die „Night of AI“ am 3. November ab 18.30 Uhr im Bauforum der TH Lübeck an der Stephensonstraße statt, die in lockerer Atmosphäre Unternehmen und Hochschulangehörige zusammenbringt, um sich über spannende Herausforderungen auszutauschen. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenfrei.

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