60 Prozent sorgen sich um Leistbarkeit

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Autor: Scho

60 Prozent der Menschen machen sich laut dem Sozialbarometer der Volkshilfe Sorgen, sich im Alter keine Pflege leisten zu können. Fast neun von zehn Personen sprachen sich außerdem dafür aus, dass mehr Geld für die Pflege in die Hand genommen werden soll, so Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger bei einer Pressekonferenz. Eine Umfrage der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich zeigte zudem, dass der Pflegeberuf zwar sinnstiftend, aber auch belastend ist.

Sorgen um die Leistbarkeit der Pflege machen sich vor allem Menschen mit einem geringeren Haushaltseinkommen bis 1.500 Euro (74 Prozent) sowie Menschen ab 75 Jahren (70 Prozent). Weniger besorgt sind Menschen bis 30 Jahre (44 Prozent) – sie hätten, so Fenninger, noch seltener persönlich und in der Familie mit dem Thema zu tun. „Viele von uns werden irgendwann selbst davon betroffen sein“, erinnerte der Volkshilfe-Direktor allerdings. Für das repräsentative Sozialbarometer wurden 1.032 Personen ab 15 Jahren befragt (Schwankungsbreite 3,1 Prozent).

74 Prozent aller Befragten glauben zudem, dass die Politik Familien mit der Verantwortung für die Pflege von Angehörigen alleine lasse; und 88 Prozent sind dafür, dass die Politik mehr Geld für die Pflege bereitstellt. Fenninger schlägt eine „Pflegesicherung“ vor, die sich aus einer Erbschaftssteuer speist – so könne man während der Budgetkonsolidierung an „frisches Geld“ kommen.

88 Prozent wollen eine Reform des Pflegegelds, sodass der tatsächliche Pflegebedarf gedeckt wird. Es müsse stärker berücksichtigt werden, wie man die pflegebedürftige Person unterstützen kann, damit etwa soziale Teilhabe möglich ist, sagte Teresa Millner-Kurzbauer, Leiterin des Bereichs Pflege und Betreuung sowie Demenzhilfe bei der Volkshilfe. Sie forderte zudem den Ausbau von mobilen, teilstationären und stationären Angeboten auch für an Demenz Erkrankte. Zudem wünscht sich die Volkshilfe eine Stärkung pflegender Angehöriger, die Aufwertung von Pflegeberufen, einen Digitalfonds und ein Ende der Zersplitterung des Pflegesystems im Land.

Die Pflegereform in den vergangenen Jahren habe 45 Maßnahmen umfasst, bei den Menschen seien diese aber nicht angekommen, meinte Millner-Kurzbauer. Fenninger nannte etwa den Personalmangel als Problem – wolle man im Langzeit- und Akutbereich den Stand von 2019 aufrechterhalten, würden bis 2030 mehr als 22.400 Pflegepersonen fehlen. Währenddessen kommen wegen der alternden Gesellschaft mehr pflegebedürftige Menschen nach. Allerdings gebe es auch eine steigende Zahl von Personen, die Pflegeberufe anstreben, so Fenninger.

Sinnstiftend aber ungesund

54 Prozent der Pflegekräfte empfinden ihren Beruf laut der ebenfalls präsentierten Ergebnissen des Arbeitsklima-Index der AK Oberösterreich als sinnstiftend – im Vergleich zu 34 Prozent der Personen in anderen Jobs. Projektleiter Martin Oppenauer vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) sprach zudem von sehr ungesunden Arbeitsbedingungen – neben mangelndem Personal gebe es etwa ungesunde Arbeitszeiten. 38 Prozent der Pflegekräfte sehen sich stark durch Zeitdruck belastet, 53 Prozent berichten von überdurchschnittlich vielen körperlichen Belastungen und 59 Prozent halten ein Durchhalten bis zur Pension für unwahrscheinlich – dabei sind die Werte jeweils höher als bei anderen Berufen.

Abhilfe schaffen würden laut AK-Oberösterreich-Präsident Andreas Stangl stabilere Dienstpläne, flexiblere Arbeitgeber und eine vollzeittaugliche Kinderbetreuung. Außerdem sprach er sich gegen Dauer-Rufbereitschaften aus.

Die Aufnahme von Pflegekräften in die Schwerarbeiterregelung, die die Regierung angekündigt hat, sehen Stangl und Fenninger positiv. Die nötigen 45 Versicherungsjahre für einen Pensionsantritt mit 60 Jahren würden sich in der Pflege aber nicht ausgehen, meinte der Volkshilfe-Direktor. Man wolle mit dem Sozialministerium verhandeln, damit mehr Menschen die Regelung in Anspruch nehmen können.

(APA/red.)

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