Arzneimittelbevorratung: Branchenvertreter warnen vor Folgen

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Autor: Scho

Im Vorfeld der kommende Woche auf Basis einer Verordnung anlaufenden Arzneimittelbevorratung haben Branchenvertreter erneut Kritik an der Maßnahme geübt. „Nationale Vorratslager gingen in einem gemeinschaftlichen Europa am Ziel vorbei, die Arzneimittelversorgung zu stärken“, hieß es vom Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig). Das Risiko, Engpässe „noch zu verschlimmern“, werde vergrößert, teilte auch der Österreichische Generikaverband mit.

Mit der am 21. April in Kraft tretenden Verordnung des Gesundheitsministeriums wird die Pharmaindustrie verpflichtet, bestimmte Arzneimittel in ausreichender Menge für den österreichischen Bedarf einzulagern. Die Verordnung definiert eine Reihe von Medikamenten, von denen ein Bedarf von vier Monaten eingelagert werden muss. Dazu zählen insbesondere Schmerzmittel, Antibiotika, Medikamente gegen Erkältungssymptome, aber auch Präparate für chronische Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen. Der Generikaverband sprach am Montag von rund 600 von der Lagerpflicht betroffenen Medikamenten.

Generikahersteller würden jedoch bereits mit 80 bis 100 Prozent Auslastung produzieren, hieß es vom Österreichischen Generikaverband. Wie das Produktionsvolumen trotz Vollauslastung in der Praxis erhöht werden solle, bleibe offen. Würden Unternehmen trotz geringer Lagerbestände Patientinnen und Patienten weiterhin mit Medikamenten versorgen, drohten ihnen sogar Strafzahlungen, wegen Unterschreitung der Lagerverpflichtungen. „Das widerspricht dem Versorgungsauftrag und führt zu der absurden Situation, dass Arzneimittel zwar im Lager liegen, im Akutfall den Menschen aber nicht zur Verfügung stehen“, kritisierte der Präsident des Generikaverbandes, Wolfgang Andiel.

„Pflichtlager erzeugen den Eindruck von Sicherheit, führen aber in der Realität zu Verteilungskonflikten und neuen Engpässen. Entscheidend wird sein, wie die Aufsichtsbehörde die Verordnung in der Praxis umsetzt. Ein angekündigtes Vorgehen mit Augenmaß ist positiv – aber nicht garantiert“, warnte Andiel. „Der einzig sinnvolle Weg ist eine europäische, ganzheitliche Strategie. Auch wenn diese die Situation nicht sofort verbessert, wird sie langfristig gesehen die einzige nachhaltige Lösung darstellen – und zwar für alle Länder Europas“, sagte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog.

Die Ursache für Engpässe seien unter anderem steigende Produktionskosten bei gleichzeitig ständig sinkenden Preisen, betonten die Branchenvertreter. Preis- und Erstattungsregelungen müssten dringend reformiert werden, sonst wird es zu keiner nachhaltigen Versorgungsverbesserung für die Menschen kommen. Herzog plädierte in diesem Zusammenhang für „zielführendere Maßnahmen, um die Versorgung mit Medikamenten zu stärken“.

(APA/red.)

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