Chance auf bessere Behandlung bei COPD

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Autor: Scho

Ein Teil der Menschen mit schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) darf auf eine deutliche Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten rechnen. Das inkludiert auch eine Steigerung der Lungenfunktion. Die europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat jetzt die Zulassung eines monoklonalen Antikörpers für Patienten mit der klassischen Raucherkrankheit und schlechter Symptomkontrolle empfohlen.

Bei dem Medikament handelt es sich um den monoklonalen Antikörper Dupilumab, der bereits in mehr als 60 Staaten der Erde für chronisch entzündliche Erkrankungen wie atopische Dermatitis, Asthma etc. zugelassen worden ist. Das Arzneimittel blockiert einen bestimmten Anteil der Rezeptoren für den Immunbotenstoff Interleukin-4 auf weißen Blutkörperchen (B- und T-Zellen) und hemmt dadurch die entzündungsfördernde Wirkung von Interleukin-4 und Interleukin-13. Das Medikament schwächt nicht die Immunabwehr.

Der Effekt bei COPD wurde in zwei großen klinischen Studien zu Wirksamkeit und Verträglichkeit belegt. Erst vor wenigen Wochen ist eine davon im New England Journal of Medicine (DOI: 10.1056/NEJMoa2401304) erschienen. Etwa fünf Prozent der Menschen leiden an der chronischen, mit einem beschleunigten Abbau der Lungenfunktion verbundenen Erkrankung. In Österreich geht man von 400.000 bis 800.000 Betroffenen aus. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine Konsequenz des Rauchens. Bei den meisten Betroffenen wird die Erkrankung erst in einem späten Stadium diagnostiziert. Die medikamentöse Behandlung basiert derzeit zumeist auf lang wirksamen Medikamenten zur Entzündungshemmung (Kortison) und zur Erweiterung der Bronchien (Beta-Agonisten, Anticholinergika) als Sprays zum Inhalieren.

Das bei weitem nicht immer erfolgreich. „Etwa die Hälfte der Patienten mit COPD haben weiterhin plötzliche Verschlechterungen (Exazerbationen; Anm.) trotz einer maximalen Behandlung mit der Dreifach-Inhalationstherapie (…)“, schrieb das internationale Autorenteam, unter ihnen auch der deutsche Pulmologe Klaus Rabe (Lungenclinic Großhansdorf bei Hamburg) im New England Journal of Medicine. Für COPD-Betroffene mit einer bestimmten Entzündungsreaktion (Typ 2; Eosinophilie) könne Dupilumab infrage kommen.

In die Studie wurden 935 Patienten aufgenommen. Die Hälfte erhielt den monoklonalen Antikörper, die andere Hälfte ein Placebo. Nach einem Jahr konnten die Daten von 721 Probanden ausgewertet werden. Insgesamt wurden bei den COPD-Kranken, die zusätzlich zu ihren sonstigen Medikamenten auch Dupilumab bekommen hatten, im Vergleich zur Placebogruppe um ein Drittel weniger akute Krankheitsverschlechterungen (Exazerbationen) registriert, die oft mit Spitalsaufnahme und Beatmung einher gehen. Solche Exazerbationen führen oft zu einer dauerhaften Verschlechterung der Lungenfunktion. Dem gegenüber besserte sich die Lungenfunktion der mit Dupilumab Behandelten in der Studie signifikant.

Neue Therapiemöglichkeit für rund 220.000 Erwachsene

„Dupilumab ist der erste neue Behandlungsansatz für COPD nach mehr als einem Jahrzehnt. In der EU bedeutet das eine neue Therapiemöglichkeit für rund 220.000 Erwachsene mit der Erkrankung“, hieß es dazu in einer Aussendung des Pharmakonzerns Sanofi.

In den USA befindet sich das Medikament noch in Begutachtung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Dort wird mit einer Entscheidung im kommenden September gerechnet. Dort wurde vor wenigen Tagen aber ein anderes neues COPD-Medikament zum Inhalieren zugelassen. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff Ensifentrin, der als Hemmstoff für zwei Enzyme (PDE3 und PDE4) sowohl die Bronchien erweitern als auch die Entzündung bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung dämpfen soll. In klinischen Studien wurde durch diese Therapie eine Verringerung der Häufigkeit von Exazerbationen um 40 Prozent und eine Verbesserung der Lungenfunktion registriert.

(APA/red.)

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