Kinder und Jugendliche haben Studien zufolge schon in vorherigen Lockdowns stark gelitten. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Bewegung.
Das digitale Rad zurückdrehen, und die Kinder vom Computer ablenken. Das ist kein schweres Unterfangen, wenn man eine attraktive Alternative bietet. Ein Brettspiel oder ein Gesellschaftsspiel mit Mama und Papa sorgt vielfach für analoge Heiterkeit und schweißt die Familie zusammen. „Ein Lockdown ist für Kinder eine besondere Herausforderung. Wenn man sich mit ihnen liebevoll beschäftigt, dann kommen sie auch besser aus der Situation wieder heraus“, sagt Dr.in Susanne Felgel-Farnholz, Referentin für psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin bei der Ärztekammer für Oberösterreich.
Denn laut Studien haben Kinder und Jugendliche unter den vergangenen Lockdowns am stärksten gelitten. Der wichtige Austausch mit Gleichaltrigen wurde eingeschränkt und hat viele in Depressionen gestürzt. Worauf sollte man aber achten? „Wenn sich Kinder mehr und mehr zurückziehen oder Dinge tun, die sie vorher nicht getan haben, dann sollte man rasch reagieren, mit ihnen sprechen und wenn man das Problem nicht selbst beheben kann, für professionelle Hilfe sorgen“, sagt Dr.in Felgel-Farnholz.
Raus an die Luft
Besonders wichtig ist der Weg nach draußen. Kinder verbrauchen durchs Herumtollen im Freien nicht nur Energie, sie tanken auch gleichzeitig welche – durch Sonnenlicht, Frischluft und Bewegung. Für solche Aktivitäten sollten fixe Zeiten festgelegt werden.
Auch über kleine Aufmerksamkeiten freuen sich Jung und Alt: „Wenn man kleine Zettel am Kühlschrank oder an einer Türe mit lieben Nachrichten hinterlässt, dann hilft das für eine harmonische Zeit während und nach dem Lockdown“, sagt Dr.in Felgel-Farnholz. Natürlich rückt die Familie in dieser Phase näher zusammen, daher muss man untertags ein paar Freiräume gewähren. So ist es nützlich, wenn man Räume für gewisse Zeiten zur alleinigen Nutzung überlässt, damit es zu keinen Kollisionen kommt.
Kontakt halten
Wichtig ist, dass die Kinder nicht den Kontakt zu ihren Freunden verlieren. Über die Schule (vor Ort oder Distance Learning) bleiben die Kids jedenfalls mit den Mitschülerinnen und Mitschülern im Austausch, aber sie brauchen auch den normalen Kontakt darüber hinaus. Ein Telefonat ist jedenfalls besser als nur kurze geschriebene Nachrichten via Smartphone. In diese Kommunikationsoffensive kann man auch alle Verwandten, insbesondere die Großeltern, einbeziehen, die sich natürlich über jede Kontaktaufnahme freuen. Ihnen etwa auch beim Einkauf zu helfen, so wie auch älteren Nachbarn, kann sich positiv auf die Stimmung der Kinder auswirken. Denn es zeigt, dass sie einen wertvollen Beitrag leisten.
Die Kinder benötigen beim Homeschooling ihre Ruhe. „Wenn mehrere Kinder, etwa Geschwister, im selben Raum sind, dann können sich die meisten Kinder nicht auf den Unterricht via Computer konzentrieren und schalten daher ab. Dann haben sie aber ein Defizit beim Lernfortschritt, der aber tunlichst zu vermeiden ist. Denn das generiert neuen Druck“, sagt Dr.in Felgel-Farnholz.