Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.
WHO
Rahmenprogramm für verhaltensorientierte und kulturgerechte Gesundheitspolitik
Um die Gesundheit der Menschen zu verbessern, genügt es nicht, die Leistungen des Gesundheitssystems zu optimieren. „Es ist bekannt, dass Faktoren wie soziale Normen, finanzielle Anreize, klare Kommunikation oder Anwenderfreundlichkeit starken Einfluss auf die Wirksamkeit von gesundheitspolitischen Maßnahmen nehmen“, begründet Hans Henri P. Kluge (Foto), der belgische WHO-Regionaldirektor für Europa, den Beschluss der europäischen Gesundheitsminister auf ihrer Konferenz in Tel Aviv im September. Die WHO unterstützt mit dieser Initiative die wissenschaftliche Erforschung einer gesundheitsfördernden Lebensweise und will deren Ergebnisse in die Entwicklung nationaler Gesundheitspläne einfließen lassen. Das Rahmenprogramm entstand in einjähriger Arbeit von internationalen Experten und soll bis 2027 laufend über die erzielten Fortschritte berichten. (1)

Deutschland
Unzufriedenheit der Ärzte mit der Klinikarbeit
In der größten Ärzteumfrage des Landes Niedersachsen befragte das Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) im Auftrag des Marburger Bundes 1300 angestellte Ärztinnen und Ärzte aus allen Bereichen des Gesundheitswesens. 40 Prozent der Befragten beurteilten ihre Arbeitsbedingungen als mittelmäßig, 27 Prozent sogar als schlecht oder sehr schlecht. Mehr als die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte fühlten sich bereits unmittelbar vor der Corona-Pandemie häufig oder ständig überlastet. 17 Prozent leisteten pro Woche durchschnittlich neun bis 19 Überstunden, zwei Prozent ganze 19 bis 29 Überstunden, ein Prozent sogar mehr als 29 Überstunden pro Woche. Hinzu komme, dass viele Arbeitgeber immer noch keine systematische Arbeitszeiterfassung bieten. Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrer Einrichtung während der Pandemie wegen des Kostendrucks ärztliche Stellen abgebaut wurden. 40 Prozent der Befragten schließen nicht mehr aus, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, unter den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung waren es sogar 46 Prozent. (2)

Schweiz
Zulassungsverfahren für Medikamente zu langsam
Geht es darum, im Krisenfall rasch Impfstoffe und Medikamente zuzulassen und zu beschaffen, hat die Schweiz noch Luft nach oben. Wiederholt hinkten die Behörden ihren Pendants in den USA und der EU hinterher. Im Falle der Corona-Impfung prüfte die Zulassungsbehörde Swissmedic die Auffrischimpfung noch wochenlang, während in der EU und den USA längst geboostert wurde. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) erarbeitet deshalb derzeit verschiedene Varianten, wie die Schweiz künftig rascher an neue Impfstoffe gelangen könnte. Insbesondere wird nun geprüft, wie die Übernahme von Prüfungsergebnissen der Europäischen Arzneimittel-Agentur und der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA in einem beschleunigten Verfahren im behördlichen Zulassungsprozess berücksichtigt werden können. (3)

Quellen und Lesetipps:
[1] www.who.int
[3] Neue Zürcher Zeitung NZZ am Sonntag | 11.09.2022
Dr. Heinz Brock ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongresses ÖGWK.
heinz.brock@weitmoser-kreis.at