WHO, HIV, NSAR und Mousse au Chocolat

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Norbert Peter

Bekenntnisse eines Leidenden. Eine Satire von Norbert Peter.

Ein Tipp von mir: Bleiben Sie liegen. Im Liegen kann man nicht umfallen.

Fing dieses Jahr nicht gut an?

Was für einen persönlich großartigen Moment durfte ich in den ersten Tagen nach dem Jahreswechsel erleben: Das Abschließen eines Jahresabos im Fitness-Center! Damit waren die Weichen in die körperliche Glückseligkeit abseits von Haltungsschäden und Kräfteverlust gestellt. Das musste gefeiert werden. Ich gönnte mir im Lokal nebenan ein kräftigendes Mittagsmenü. Mit Suppe? Nein, lieber mit Dessert.

Auch am nächsten Tag war der Schwung noch spürbar. Ich machte mich voll der Vorfreude mit meiner Sporttasche auf den Weg ins Fitness-Studio. Als ich beim Restaurant vorbeikam, beschloss ich, meinem inneren Schweinehund zu folgen und das Essen vorzuziehen. Kaiserschmarren als Hauptspeise, Schoko-Mousse als Nachspeise. Eine bleierne Müdigkeit meldete sich danach, die auch durch einen Cafe Latte nur kurz unterbunden werden konnte. Ich wollte nicht schon zu Beginn meinen Kreislauf überfordern und habe sicherheitshalber anschließend den Sport ausgelassen. Wichtig ist es dranzubleiben, sich von kleinen Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen, habe ich wo gelesen. Ich zog daraus meine Erkenntnisse und ließ in den darauffolgenden Tagen die Sporttasche zu Hause.

Das Jahr fing gut an.

Sie sehen, der erste Gefährder meiner Gesundheit bin ich selbst.

Obendrein wird das Gesundheitsgefüge, das mich behüten und umsorgen soll, löchrig. Was nützt es, wenn die WHO vor rund einem Jahr erstmalig ihre zehn Gebote der Patientensicherheit in einer „Patient Safety Right Charter“ präsentiert, wenn sie gleichzeitig ihren größten Finanzier verliert? Die ersten Rundumschläge des neuen US-Herrschers sahen neben der aufsehenerregenden Umbenennung eines Golfplatzes zwischen Mexiko und den USA auch den Austritt aus der WHO vor.

Dabei bräuchte es genau dort mehr Mittel: mehr Daten und Geld für den Kampf gegen HIV, Mpox und Tuberkulose. Und letztlich auch gegen Restaurants, die den Weg in Fitness-Studios blockieren.
Warum halten sich die wesentlichen Stake­holder in unserem Land mit Planen und Konzipieren auf, wenn es um meine Gesundheit geht? Warum gibt es noch immer zu wenig Einrichtungen zur Behandlung von Post Covid und ME/CFS? Spielt man da auf Zeit? Auf die lange Bank schieben hilft halt nicht bei Long Covid: Wie der Name schon sagt, kommt das mitunter spät und bleibt dann, so lange es will. Also kommt ins Handeln!

Muss ich meinen Life-Style wirklich zu 100 Prozent selbst gestalten? Wo bleiben Direktiven und Schutzmaßnahmen? Ich meine es nur gut mit mir. Deshalb bitte: Alles ist besser, als auf Maßnahmen angewiesen zu sein, die ich selbst treffen soll, um gesund zu bleiben. Woher soll ich wissen, was gerade noch geht? Und was mich beschleunigt zum Pflegefall werden lässt?

„Trinken Sie mehr!“ wurde mir gesagt.

Früher bin ich mit Freunden auf ein Cola gegangen. Ganz früher.

Der Zucker hat das Leben versüßt.

Dann ging man auf ein Bier.

Der Alkohol hat das Leben versüßt.

Und heute? Wo man erkannt hat, dass das einzige ulitmativ gesunde Getränk auf der Speisekarte das Glas Leitungswasser ist: ohne Alkohol, ungesüßt und ohne Kohlensäure. Vielleicht auch noch „von herraußen“, also serviert mit Zimmertemperatur. Was könnte das Leben von mir und meinesgleichen heute noch versüßen? Vielleicht Schmerzfreiheit? „Gehen wir mal wieder auf ein paar Tropfen nichtsteroidale Antirheumatika?“

Norbert Peter
Kabarettist, Buchautor, Journalist
Peter & Tekal, medizinkabarett.at

Nächste Termine:
– „30 Jahre Gesund Gelacht“ am 14.05.2025 im CasaNova, Wien
– „Wechselwirkung“ am 23.05.2025 im Kulturbahnhof, Litschau