Es war Mitte August, als eine Mountainbike-Tour für mich mit einem kapitalen Sturz im Steilhang endete: Sieben gebrochene Rippen und ein kaputtes Schlüsselbein zwangen mich zu einer Intensivrecherche in Sachen Gesundheitsversorgung. Ich darf nach meinem siebentägigen Aufenthalt im LKH Freistadt mit Bestimmtheit sagen: Nein, Österreichs Gesundheitssystem ist noch nicht am Ende. Die Betreuung war hervorragend und die Krankenschwestern schienen mir nicht an Burn-out zu leiden. Danke dafür!! Einen einzigen Kritikpunkt möchte ich aber anbringen: Bitte nicht an einem Spätsommertag um 19.30 Uhr das Licht abdrehen und „Gute Nacht“ sagen. So lange Krankenhausnächte mit eingedepschtem Brustkorb deprimieren.

Vorher-Nachher. Die Radtour bescherte mir einen intensiven Einblick in das Leistungsvermögen des heimischen Gesundheitssystems. Wenige Tage zuvor war ich Gast bei Markus Golla an der IMC Krems
(Foto unten).

Gott sei Dank hatte ich mein Treffen mit Markus Golla bereits einige Tage vorher. Der Pflege-Professor aus Krems ist Missionar in Sachen Pflegewirtschaft: Er fliegt quer durch die Kontinente, um Altersheime in Japan und Pflege-Universitäten in Ho-Chi-Minh-Stadt aufzusuchen. Besuchszweck: zu beobachten, wie machen es die anderen. Der Erkenntnisgewinn seiner Reisen kann in den sozialen Medien nachverfolgt werden – oder in der ÖKZ.
Die Recherchen zu der Titelgeschichte brachten mich zum Staunen: Der finanzielle und zeitliche Einsatz seriöser Vermittlungsagenturen und deren Kunden – die heimischen Klinikbetreiber und Pflegeheimeinrichtungen – ist enorm. Genauso erstaunlich war es aber auch zu beobachten, wie unverfroren so manche Glücksritter nichts unversucht lassen, sich einen Anteil am Provisionskuchen zu stibitzen. Ein Krankenhausbesuch in Indien mit flüchtiger Bekanntschaft des dortigen Pflegechefs reicht nicht, um ein seriöses Vermittlungsgeschäft aufzuziehen.
Nostrifizierungen gelten als Inbegriff des heimischen Bürokratismus. Die Verfahren sind so unterschiedlich, wie es Ausbildungseinrichtungen in der Pflege gibt. Und das mal neun – für jedes einzelne Bundesland. Der Wunsch nach einem One-Stop-Shop, in dem Nostrifizierungen nach denselben Regeln durchgeführt sowie bleibe- und arbeitsrechtliche Bescheide verbindlich ausgestellt werden, ist nicht neu. Die aktuelle Regierung hat ihn mittlerweile in einer Schublade verschwinden lassen. Das ist auch nicht neu. Und jetzt ist wieder Zeit für meine Schmerztabletten.

