Bekenntnisse eines Leidenden. Eine Satire von Norbert Peter.
Er kommt. Wie jedes Jahr. Mit großen Schritten naht er und erinnert uns an unsere allzu menschlichen Bedürfnisse: Am 19. November wird der Welttoilettentag begangen.
Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Menschen gänzlich ohne Klo auskommen müssen, sitzt man an diesem Tag schon besonders bewusst und glücklich auf seinem Thron. Laut UNO verfügen rund 2,5 Milliarden Menschen über keine ausreichende Sanitärversorgung …
Nicht, dass wir nicht auch noch einiges an Verbesserungspotenzial hätten. Die Forschung hat nämlich ergeben, dass wir von der Handynutzung an jenem Ort, an dem wir gerne ungestört surfen, gesundheitliche Schäden erleiden können. Ganz konkret besteht der Verdacht, dass wir durch die spezielle Sitzposition auf der Klobrille, in der wir uns digital informieren, Mails verschicken und Highscores verbessern, die Entstehung von Hämorrhoiden fördern. Da gilt es nun meiner Meinung nach die Ressourcen für die entsprechende Forschung freizugeben: Die Sitzunterlage sollte im Endeffekt so gestaltet sein, dass man sich ungefährdet auch „Atemlos“ reinziehen kann. Und ich meine jetzt nicht die Drei-Minuten-Schnulze von Helene Fischer, sondern die neue Netflix-Serie über die leidenschaftlichen Abenteuer in einer unterfinanzierten Klinik in Valencia. Frei erfunden natürlich. Und ich will hier gar nicht noch weitere Tabuthemen wie „Erotische Verwicklungen im Krankenhaus“ oder „Sparen auf Kosten der Gesundheit“ aufgreifen.
Plan B: das Handy nicht mit aufs Klo nehmen. Klar, damit wären auch weniger Keime auf dem Bildschirm mit den süßen kleinen Kätzchen, den wir den ganzen Tag über streicheln. Aber wollen wir wirklich den Ort des finalen Stoffwechselvorgangs ganz ohne Ablenkung erleben?
Unser mobiles Gadget ist ja längst mehr als ein Gerät für Kommunikation und Unterhaltung. Es macht uns Orte erträglich, die uns früher belastend erschienen. Wenn ich nur an die Wartezonen in den Krankenhäusern oder beim Zahnarzt denke… Alle kippen in ihre kleinen Bildschirme, werden in die digitalen Parallelwelten hineingesogen und es herrscht Ruhe. Selbst das Personal ersetzt immer öfter seine Rauchpause durch eine Handypause: Smartphone statt Smart Export.
Dieser „digitale Schnuller“ hilft auch bei Kindern: Die Kleinen können damit ebenso gestillt werden. Halt um den Preis, dass wir die Fähigkeit ihrer emotionalen Entwicklung gefährden könnten, wenn man sie zu früh ans Handy gewöhnt. Sagt eine Studie. Aber was tut man nicht alles, um in Ruhe zu arbeiten, zu kochen oder sein Wordle fertig zu spielen.
Ja, diese Studien … Sie tun alles, um uns den Spaß am Handy zu vermiesen. Gut in Erinnerung habe ich noch die Meldung mit dem „Cowboygang“: Wer beim Gehen im Smartphone herumdrückt, ändert seine Gangart. Die Schritte werden kürzer und langsamer gesetzt. Was schädliche Folgen für unsere Kniegelenke haben kann. Eh. Aber die Zeit ist auf unserer Seite. Unsere Knie werden sich nach und nach daran gewöhnen, dass wir anders gehen.
Und dann geht’s schon wieder.
Ich habe keine Angst um die Menschheit. Alles nur eine Frage der Anpassung. Und der nötigen Vorbereitung: Es ist natürlich schon von Vorteil, wenn man sich vorausschauend informiert, wohin man sich nach dem Sturz in den U-Bahnschacht vor der herannahenden U-Bahn hinrollen muss, um nicht gerädert zu werden. Am besten im Internet. Während man den Bahnsteig entlanggeht.
Und eine gute Nachricht zum Schluss: Die Wissenschaft arbeitet mit Hochdruck daran, Rohstoffe zu gewinnen. Auch aus dem Klärschlamm, den wir so nebenbei sitzend während unserer Handynutzung mitproduzieren …

Norbert Peter
Kabarettist, Buchautor, Journalist
Peter & Tekal, medizinkabarett.at
Nächste Termine:
„Das Höchste Gut“ am 6.11. in der „Bühne im Hof“ (3100 St. Pölten, Beginn: 19.30 Uhr) und am 9.11. im Orpheum (1220 Wien, Beginn: 13 Uhr)