Die tirol kliniken setzen verstärkt auf Telemedizin bei Leukämiepatienten zwischen null und 18 Jahren. Bei derzeit rund 30 Patienten können Ärzte über eine Videokonferenz, welche via Handy-App möglich ist, die Medikamenten-Einstellung vornehmen. Die sich seit 2023 im Einsatz befindliche App soll außerdem mit einer täglichen Befragung der Patienten zu deren Selbsteinschätzung beitragen, hieß es am Montag seitens der Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Diese Befragungsfunktion der App „ePROtect“, die in dieser Form für diesen Personenkreis österreichweit einzigartig sei, wurde in Form und Methodik jeweils exakt für Kinder und Jugendliche maßgeschneidert, sagte Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Die Handy-App trage maßgeblich dazu bei, dass sich die jungen Patientinnen und Patienten „auch persönlich einschätzen können“, wie es ihnen geht. Das führe dazu, dass die Therapie noch wirkungsvoller sei. Zudem seien die Video-Beratungsgespräche über die App eine wirkliche Erleichterung für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern: „Man spart sich damit insgesamt viel Zeit.“
Digital bedeute in diesem Fall nämlich „von zu Hause aus“, führte Christian Haring, Medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken, aus. „Die Familien müssen ansonsten sehr viel Zeit und Aufwand auf sich nehmen“, sagte er. Diese Art der Telemedizin sei deshalb ein „äußerst patientenfreundliches Angebot“, bei dem die medizinischen Leistungen „unmittelbar gemacht“ werden können. Zudem sei das einfach mit einem Smartphone möglich: „Es braucht keine zusätzlichen Instrumente oder Tools.“
Im Mittelpunkt dabei stehe jedenfalls, „die Behandlung für Patienten noch deutlich leichter zu machen“, betonte Roman Crazzolara, Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik und Leiter der Kinderonkologie. Ziel sei es etwa über einen Behandlungszeitraum von zwei Jahren „mindestens die Hälfte der Einstellungen von zu Hause aus vornehmen zu können“, benannte der Projektleiter eines der Ziele der Handy-App.
Dahinter stehe auch ein „Netzwerk von niedergelassenen Ärzten“, die vor einer Videokonferenz die Blutabnahme vornehmen, berichtete der Onkologe aus der Berufspraxis. „Wir können uns dann schon gezielt auf das Gespräch vorbereiten, das dann meist in rund 15 Minuten abgewickelt werden kann“, sagte. Mit dieser Methodik ließen sich jährlich 500 Sprechstunden an der Klinik einsparen.
Ausbau geplant
Man plane auch dieses Angebot der tirol kliniken „auszubauen“, strich Crazzolara heraus. „Vorerst haben wir uns auf Leukämie-Patienten beschränkt, weil diese Gruppe sehr einheitlich ist, auch was die Behandlung betrifft“, erklärte er den Grund. Ein ähnliches Angebot für Erwachsene solle aber folgen, sagte er ohne sich auf einen Zeitpunkt festlegen zu wollen.
Haring und Hagele betonten zudem, dass die App nur ein weiterer Schritt für Tirol als „Telemedizin-Vorreiter“ sei. „Die telemedizinischen Angebote sind generell eine gute Verbindungsmöglichkeit zwischen Ärzten und Patienten“, sagte Haring. Solche Angebote tragen auch dazu bei, die „Teilnahmebereitschaft an der eigenen Therapie“ seitens der Patienten zu erhöhen, führte Hagele aus.
Das sei bereits bei anderen Projekten gelungen, etwa bei dem in Tirol seit 2019 im Einsatz befindlichen telemedizinischem Angebot „Herzmobil“, das sich an Patienten mit Herzschwäche richtet. Außerdem existiere in Tirol bereits erfolgreich ein telemedizinisches Angebot zu dermatologischen Abklärungen etwa von Muttermalen, so Hagele.
(APA/red.)