Immer mehr Menschen leiden chronisch an Autoimmunerkrankungen. In Deutschland hat ihre Häufigkeit laut Abrechnungsdaten der Ärzte mit Kassenvertrag zwischen den Jahren 2012 und 2022 um 22 Prozent zugenommen. Das geht aus einer ersten umfassenden Analyse mit jeweils rund 70 Millionen Versicherten zu Krankheiten wie Rheuma, Psoriasis, Colitis ulcerosa etc. hervor.
„Bei einer Autoimmunerkrankung handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen und Gewebe angreift. Bekannt sind bis zu 80 verschiedene Autoimmunerkrankungen (…)“, schrieben die Autoren des neuen Berichts vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der deutschen Krankenkassen.
Auch in Deutschland war bisher nicht bekannt, wie viele Menschen an solchen Erkrankungen wirklich leiden. Deshalb wurden die Diagnosen zu 30 Autoimmunerkrankungen der deutschen Krankenkassen von knapp 69 Millionen Versicherten im Jahr 2012 und von etwas mehr als 73 Millionen Versicherten im Jahr 2022 verglichen und analysiert.
Das Hauptergebnis: Im Jahr 2022 wurde bei 6,3 Millionen Menschen eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert. Das bedeutete, dass etwa 8,61 Prozent der Versicherten an einer dieser chronischen Krankheiten litten. Im Jahr 2012 gab es eine solche Diagnose bei 7,06 Prozent der Menschen. Das bedeutete eine Zunahme um 22 Prozent.
Von den 30 Autoimmunerkrankungen, deren Häufigkeit untersucht wurde, war es bei 28 zu einer Zunahme gekommen. So wuchs die Zahl der Zöliakie-Erkrankungen zum Beispiel um 130 Prozent an. Bei der häufigen Schilddrüsenerkrankung „Hashimoto-Thyreoditis“ betrug der Anstieg 72 Prozent.
Frauen öfter betroffen
Innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich beispielsweise die Zahl der Diagnosen von Multipler Sklerose, ebenfalls eine Autoimmunkrankheit, um 32 Prozent. Die Häufigkeit der beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stieg um 35 Prozent bzw. um 34 Prozent, jene von Psoriasis um 17 Prozent. Ebenso um 17 Prozent erhöhte sich die Häufigkeit von rheumatoider Arthritis (chronische Polyarthritis). Lediglich bei Typ-1-Diabetes (minus 18 Prozent) und bei einer zweiten seltenen Autoimmunerkrankung (Sjögren-Syndrom/minus 27 Prozent) kam es offenbar zu einem Rückgang.
Zuletzt am häufigsten wurden die HashimotoThyreoiditis mit 2,30 Prozent, gefolgt von der Psoriasis (1,85 Prozent) und der rheumatoiden Arthritis (1,36 Prozent) bei den Krankenversicherten diagnostiziert. Diese drei Erkrankungen allein betrafen schon mehr als fünf Prozent der Menschen.
Die Gründe für die Zunahme der Autoimmunerkrankungen sind nicht im Detail bekannt. Frauen sind öfter betroffen als Männer. Als Risikofaktoren gelten verschiedene bakterielle und virale Infektionserkrankungen, Umwelteinflüsse und Lebensstilfaktoren. Auch die demografische Entwicklung spielt offenbar eine Rolle.
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(APA/red.)