der Prachtbau des Josefinum in der Währinger Straße spielt für diese Ausgabe gleich mehrfach eine Rolle. Die Medizinhistorikerin Sabine Jesner macht „Im Brennpunkt“ die Anfänge des österreichischen Gesundheitssystems unter anderem an der 1785 gegründeten militärchirurgischen Akademie fest. Und unser Cover-Model, der AI-Forscher Christoph Bock, hat sein – etwas kärgliches – Büro im Hinterhof des Medizinhistorischen Museums, wo etliche Institute der MedUni Wien beheimatet sind. Der Professor für Medizinische Informatik sitzt an der Schnittstelle von AI-Forschung und Applikationen, die derzeit die Medizinwelt von oben zuunterst kehren. Bock warnt wie sein Essener Kollege Felix Nensa, dass der technologische Wandel Spielregeln benötige. Es gelte, genau zu beobachten, was mit den Erträgen der KI passiert.

Herbstlich. Mit AI-Professor Christoph Bock im Park des Josefinums.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass effizientere Strukturen in den Ordinationen zu einem Plus an behandelten Patienten geführt haben und nicht zu einem Plus an Gesprächsqualität. Die Kontaktdauer von Arzt und Patient ist – in der Praxis wie in der Klinik – zurückgegangen. Aus den 5 Minuten in der Sprechstunde sind drei geworden und im Spital hat die Apparatemedizin vollends die Oberhand gewonnen. Ob die Zeit, die durch den Einsatz von KI gewonnen wird, von Ärzteschaft und Pflegeteam wirklich am Patientenbett verbracht wird, wie von Optimisten erhofft, muss erst bewiesen werden.
Die Vinzenz Gruppe nimmt in Österreich eine Sonderstellung ein. Ordensspitäler ticken etwas anders als die Kliniken im öffentlich-rechtlichen Eigentum. Der Holding-Vorstand der Vinzenz Gruppe, Michael Heinisch, drängte bei der Autorisierung des Interviews auch darauf, die Charakterisierung „christlich“ in den Text einzufügen. Ich habe Michael Heinisch zum Interview eingeladen, weil er in seinen Vorträgen Initiativen wie Gesundheitsparks oder eine im Eigenbau angestoßene elektronische Patientenverwaltung vorstellt. Andernorts werden derartige Projekte jammernd von der Politik eingefordert. Die Vinzenz Gruppe wurde selbst initiativ. Heinisch erzählt, dass er offene Türen vorfand, als er für seine Projekte nach öffentlichem Geld fragte. Bleibt die Frage an den Rest der Gesundheitsmanager, warum dies sonst niemand macht.
Bleiben Sie uns gewogen
Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at