Brocks Panorama – internationale Gesundheits­wirtschaft

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Heinz Brock

Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.

Spanien
Unangefochtener Transplantations-Weltmeister

Spanien hat 2023 erneut seinen eigenen Organ-Transplantationsrekord gebrochen. Im vergangenen Jahr wurden in den Krankenhäusern rund 5.900 Organe transplantiert, konkret 16 pro Tag. Das sind rund neun Prozent mehr als 2022. Am häufigsten wurden Nieren (rund 3.700), Lebern (1.300), Lungen (knapp 500), Herzen (325) und Bauchspeicheldrüsen (100) transplantiert. Spaniens Spendenquote lag 2023 bei 48,9 verstorbenen Spendern pro einer Million Einwohner. Damit liegt das Land weit vor den Zahlen anderer EU-Staaten wie Frankreich (25,8), Italien (25) oder Deutschland (10,4). Grund für die vielen Organspenden in Spanien ist vor allem die sogenannte Widerspruchsregel: Jeder wird damit Organspender, außer er spricht sich ausdrücklich dagegen aus. Die Widerspruchsregel gilt auch in Österreich – hier lag die Spenderquote 2022 bei 25,2.

Schweiz
Homöopathie als Kassenleistung trotz Volksentscheids in Frage gestellt

Deutschland will die Homöopathie komplett aus der Krankengrundversicherung verbannen – in der Schweiz zielen Bemühungen in die gleiche Richtung. In der Schweiz ist die Situation aber eine andere: Die Homöopathie ist wie vier andere alternative Heilmethoden fester Bestandteil des Leistungskatalogs der Krankenkassen. Dies als Folge eines Volksentscheids von 2009: Zwei Drittel der Stimmenden sagten damals Ja zu einer entsprechenden Initiative. Alle medizinischen Leistungen in der Grundversicherung sollten eigentlich den sogenannten WZW-Kriterien entsprechen: Sie müssen wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich sein. Ein Beweis der Wirksamkeit, über den Placebo-Effekt hinaus, ist bei der Homöopathie nicht gelungen. Sollte von dritter Seite eine detaillierte WZW-Prüfung verlangt werden, müsste die neue Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider entscheiden, ob die Homöopathie aus der Grundversicherung fliegt. Das Einsparpotenzial wäre allerdings überschaubar. Von den rund 40 Milliarden Franken, die die Grundversicherung pro Jahr ausgibt, entfallen rund 10 Millionen auf die Homöopathie.

England
Verschreibungspflichtige Medikation direkt vom Apotheker

Englische Patientinnen und Patienten können in Zukunft bei bestimmten Krankheiten die Hausarztpraxis umgehen, um sich direkt in der Apotheke mit rezeptpflichtigen Medikamenten versorgen zu lassen. Bei den Erkrankungen handelt es sich um Sinusitis, Hals- und Ohrenschmerzen, infizierte Insektenstichen, Impetigo, Gürtelrose sowie unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei Frauen unter 65. Sollte die Reform ein Erfolg sein, ist denkbar, dass diese Liste um weitere Krankheiten erweitert wird. Das Londoner Gesundheitsministerium argumentiert, dass durch die Reform jährlich rund zehn Millionen Arzttermine eingespart werden könnten. Das entspräche rund 3,3 Prozent aller hausärztlichen Konsultationen im NHS und die staatlichen Hausarztpraxen, von denen es ohnehin nicht genug gibt, sind überlaufen. Die Reform ist nicht die erste Maßnahme dieser Art im Vereinigten Königreich. Bereits seit Dezember 2023 können Patientinnen in tausenden Apotheken landesweit die Antibabypille erhalten, ohne dass diese zuvor von einem Arzt verschrieben werden muss.

Quellen und Links:

Homöopathie als Kassenleistung trotz Volksentscheids in Frage gestellt: Neue Zürcher Zeitung NZZ | 29.01.2024

Verschreibungspflichtige Medikation direkt vom Apotheker: www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Auch-in-England-duerfen-Apotheken-jetzt-Rx-Medikamente-ohne-aerztliches-Rezept-abgeben-446708.html

Dr. Heinz Brock
ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheits­wirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz.brock@weitmoser-kreis.at

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