Brocks Panorama – internationale Gesundheits­wirtschaft

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Heinz Brock

Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.

WHO
Zukunft der Gesundheit ist digital

Im Rahmen der 79. UN-Vollversammlung in New York stellten WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus und die Generalsekretärin der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) Doreen Bogdan-Martin einen gemeinsamen Bericht über die Dringlichkeit von weltweiten Investitionen in Digital Health vor. Die klassische Telemedizin, aber auch mobile Gesundheits-Anwendungen sowie Gesundheits-Chatbots bergen das Potenzial, innerhalb der nächsten zehn Jahre weltweit zwei Millionen Menschen vor dem Erwerb nicht-übertragbarer Erkrankungen (NCD) zu schützen. Zusätzlich könnten sie schätzungsweise sieben Millionen Notfälle und Hospitalisierungen vermeiden helfen. Die dafür notwendigen Investitionen werden auf eine Milliarde US-Dollar pro Jahr geschätzt, was etwa 0,05 Prozent der globalen Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung entspricht. Im Bild: WHO-GD Tedros Adhanom Ghebreyesus

EUROPÄISCHE UNION
Disziplinarstrafe für impfkritischen Arzt gerechtfertigt

Die Österreichische Ärztekammer für Steiermark und Kärnten verhängte eine Disziplinarstrafe gegen einen Grazer Arzt, der auf seiner Homepage über „Ganzheitsmedizin“ einen „Ketzer-Essay“ über den Tod eines Mädchens durch die Folgen eines Zeckenbisses veröffentlicht hatte. Bakterien und Viren könnten keine Krankheiten verursachen, so der Arzt. Impfungen könnten daher nicht schützen, sondern machten selbst krank. Die Ärztekammer verhängte daraufhin eine Disziplinarstrafe, gegen die der Arzt bis zum Verfassungsgerichtshof Einspruch einlegte. Nun wies auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg die Beschwerde des Arztes ab. Zur Begründung erklärten die Straßburger Richter, der Arzt habe sich einseitig negativ über Impfungen geäußert. Die Inhalte seien nicht belegt gewesen und hätten nicht dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprochen. Damit habe er die Belange des öffentlichen Gesundheitsschutzes untergraben. Gemessen daran sei die vergleichsweise geringe Disziplinarstrafe angemessen und das Grundrecht der Meinungsfreiheit nicht verletzt, urteilte der EGMR.
Im Bild: Trauerkerzen für die von Impfkritikern zu Tode getriebene Ärztin Lisa-Maria Kellermayr.

USA
Ig-Nobelpreis zum 34. Mal vergeben

Den alternativen Forschungspreis für Medizin gewann heuer ein Team aus Deutschland, Belgien und der Schweiz, welches mithilfe von funktioneller MRT-Bildgebung bestimmter Hirnareale nachweisen konnte, dass ein Placebo besser wirkt, wenn es leicht schmerzvolle Nebenwirkungen auslöst. Der Ig-Nobelpreis (engl.: ignoble) wird am MIT der Harvard-Universität übergeben, um wissenschaftliche Leistungen zu ehren, die „Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen“. In der Kategorie Anatomie zeichneten die Initiatoren Wissenschaftler aus Frankreich und Chile aus, die untersucht haben, in welche Richtung Haarwirbel bei Menschen auf der Nord- beziehungsweise Südhalbkugel mehrheitlich ausgerichtet sind. Der Preis für Physiologie wurde für die Entdeckung vergeben, dass viele Säugetiere auch über den Anus atmen können. Die traditionelle Schlussformel der Verleihung lautet: „Wenn Sie dieses Jahr keinen Preis gewonnen haben – und mehr noch: Wenn sie dieses Jahr einen gewonnen haben –, mehr Erfolg im nächsten Jahr!“
Im Bild: Ig-Nobelpreisfeier für Physiologie

Quellen und Links:

Going digital for noncommunicable diseases: the case for action. Geneva: World Health Organization; 2024. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO

EGMR, Az.: 20007/22

improbable.com/ig/winners

Dr. Heinz Brock
ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheits­wirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz@heinz-brock.at

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