Elektrische Socke gegen Neuropathie

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Autor: Scho

Die MedUni Wien war an der Entwicklung einer Art elektrischer Socke zur Therapie von diabetischer Neuropathie beteiligt. Dies ist eine häufige Folge von Diabetes, äußert sich im Verlust des Empfindungsvermögens in den Füßen und führt zu chronischen Schmerzen und Geschwüren, in schweren Fällen sogar zur Amputation. Das internationale Forscherteam um Stanisa Raspopovic greift mit der Neuroprothese direkt die Ursache an, hieß es am Mittwoch.

Das System, das wie eine herkömmliche Socke getragen werden kann, stellt mit gezielten elektrischen Impulsen die gestörte Nervenleitung und damit das verlorene Gefühl in den Füßen wieder her. Eine aktuell im Fachmagazin „Nature Communications“ publizierte Studie zeigt vielversprechende Ergebnisse.

Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien und die Erstautoren und -innen Noemi Gozzi sowie Lauren Chee von der ETH Zürich haben mit der Universitätsklinik Zürich und Balgrist „NeuroStep“ entwickelt und an 14 Patienten getestet.

„Bei früheren Forschungen über den möglichen Einsatz dieser Methode bei Neuropathien wurden die elektrischen Impulse an verschiedenen Stellen und mit unterschiedlichen Konfigurationen appliziert, bis schließlich die optimale Stelle auf Knöchelhöhe gefunden wurde“, so Raspopovic. Die Technologie wird eingesetzt, um die noch teilweise funktionierenden Nervenbahnen durch die Haut zu stimulieren und die beeinträchtigte Reizleitung wiederherzustellen. Das geschieht über ein personalisiertes Kalibrierungsverfahren, das die Stimulation an den individuellen Grad der Nervenschädigung anpasst.

Das System arbeitet im geschlossenen Regelkreis während des Gehens und bietet in Echtzeit sensorisches Feedback. So erleben die Patientinnen und Patienten etwa beim Auftreten auf die Ferse eine entsprechende induzierte Empfindung an genau dieser Stelle in der Socke, was ihr Gleichgewichts- und ihr Sicherheitsgefühl stärkt. Über deutliche Verbesserungen des Empfindungsvermögens und der Bewegungskoordination sowie weniger Schmerzen berichteten die Testpersonen im Rahmen der Studie bereits nach nur einem Tag der Nutzung. Ergebnisse von Magnetresonanztomografien zeigten, dass das Gehirn das wiederhergestellte Gefühlsempfinden ähnlich verarbeitet wie natürliche Sinnesreize, was eine intuitive Nutzung der Neuroprothese ermöglicht.

Bevor „NeuroStep“ in der Praxis eingesetzt werden kann, sind weitere Untersuchungen nötig. Eine Folgestudie, an der das Team bereits arbeitet, konzentriert sich auf die Langzeitanwendung und deren Auswirkung auf den Verlauf der diabetischen Neuropathie.

Die Fachpublikation finden Sie hier.

(APA/red.)

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