Schlechte Schlafqualität wirkt sich nicht nur negativ auf das Wohlbefinden tagsüber aus, sondern kann ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Im Krankenhaus der Elisabethinen setzt man auf Qualitätssicherung, um Patientinnen und Patienten mit Schlafstörungen bestmöglich zu unterstützen. Ziel ist es, von Schlafstörungen betroffenen Menschen zu einem erholsamen Schlaf zu verhelfen, damit sie tagsüber wieder ausreichend Energie zur Verfügung haben.
Das Schlaflabor der Elisabethinen Graz wurde mit Anfang des Jahres 2024 durch die Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM) zertifiziert. Die laufende Qualitätssicherung und die qualitativ hochwertige Versorgung sind Voraussetzung für die Zertifizierung.
Die neurologische Abteilung der Elisabethinen betreibt ein interdisziplinäres Schlaflabor mit drei Schlaflaborbetten und eine Schlafambulanz am Standort Eggenberg. Das interdisziplinäre Team bestehend aus Neurologinnen und Neurologen, Lungenfachärztinnen und -ärzten, diplomiertem Pflegepersonal, Psychologinnen und Psychologen arbeitet eng zusammen: Die gute Zusammenarbeit des Teams ist ein wichtiger Grundstein für die Sicherstellung der Qualität und Versorgungswirksamkeit.
Die Zertifizierung des Schlaflabors umfasst die Überprüfung der Struktur- als auch der Prozessqualität – dabei miteinbezogen werden unter anderem personelle Voraussetzungen, aber auch räumliche und strukturelle Gegebenheiten sowie die apparative Ausstattung.
„Unser Ziel ist es, von Schlafstörungen betroffenen Menschen zu einem erholsamen Schlaf zu verhelfen, damit sie tagsüber wieder ausreichend Energie zur Verfügung haben.“
Breites Diagnostikspektrum
Im Schlaflabor werden mittels Polysomnographie die Hirnströme (Elektroenzephalographie/EEG), die Augenbewegungen (Elektrookulographie/EOG), die Muskelspannung (Elektromyogramm/EMG), die Sauerstoffsättigung, die CO2-Sättigung, die Atmung und Herzaktivität mittels Oberflächenelektroden über Nacht unter gleichzeitiger Videoaufzeichnung erfasst. Dadurch können die Schlafqualität beurteilt und allfällige Schlafstörungen diagnostiziert werden. Vor Untersuchungsbeginn wird auch eine kapillare Blutgasanalyse durchgeführt.
Aufgrund der drahtlosen Datenübertragung mittels Funk sind die Patientinnen und Patienten dabei in ihrer Bewegungsfreiheit nur gering beeinträchtigt und können ungehindert das Bett verlassen. Die Untersuchungsnacht verbringen sie in einem geräumigen Einbettzimmer.
Im Schlaflabor der Elisabethinen ist bei Schlafapnoen auch die Anpassung einer nächtlichen Beatmungstherapie möglich. Erweitert wird die Diagnostik durch Erfassung der Schlafqualität mittels standardisierter Fragebögen. Unter anderem werden ISI (Insomnie Schweregrad Index), IRLS (International RLS Severity Scale), ESS (Fragebogen zur Tagesschläfrigkeit), HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale), PSQI (Pittsburgh Sleep Quality Index) eingesetzt. Auch Vigilanz-Testungen werden von Psychologinnen und Psychologen durchgeführt.
Speziell zur Abklärung einer Tagesschläfrigkeit kommt der Multiple Schlaflatenztest (MSLT) zum Einsatz. Dabei werden die Patientinnen und Patienten direkt im Anschluss an eine nächtliche Schlaflaboruntersuchung, im Verlauf des Folgetages, unter Aufzeichnung der oben angeführten EEG-, EOG- und EMG-Ableitungen in regelmäßigen Abständen aufgefordert einzuschlafen. Für die Schlaflaboruntersuchung ist ein stationärer Aufenthalt von einer, manchmal zwei Nächten, erforderlich.
Indikation zur Untersuchung
■ Chronische Insomnien sind durch Ein- oder Durchschlafstörungen und Tagessymptomatik gekennzeichnet.
■ Schlafbezogene Atmungsstörungen (Schlafapnoe) bedingen Atempausen, die zu Sauerstoffmangel sowie zu ständigen kurzen Weckreaktionen und damit gestörter Schlafqualität führen.
■ Hypersomnien (Narkolepsie) sind unter anderem durch „zu viel an Schlaf“ und Tagesschläfrigkeit gekennzeichnet.
■ Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen (Jetlag, Schlafstörung bei Schichtarbeit) führen zu Schlaf zur falschen Zeit.
■ Parasomnien (z.B. Schlafwandeln) sind anfallsartig auftretende Störungen, die beim Erwachen, Teil-Erwachen oder Schlafstadienwechsel auftreten und den Schlaf unterbrechen. Ein Beispiel dafür ist das Schlafwandeln, das Ausagieren von Träumen. Als wichtigste Differenzialdiagnose gelten nächtliche epileptische Anfälle.
■ Schlafbezogene Bewegungsstörungen (z.B. Restless Legs Syndrom der unruhigen Beine) beeinträchtigen durch wiederkehrende nächtliche Bewegungen der Arme und Beine.
Ganzheitliche Maßnahmen
Neben den Untersuchungen im Schlaflabor wird in der Schlafambulanz auch kognitive Verhaltenstherapie angeboten. Der Mensch steht dabei im Zentrum, ein ganzheitlicher Ansatz wird verfolgt.
Schlafambulanz
In der Schlafambulanz wird zunächst eine umfassende Schlafanamnese erhoben. Häufig wird bereits im Rahmen dieses Gesprächs die Ursache für die Schlafstörung gefunden und eine entsprechende Therapie eingeleitet. Es kommt unter anderem auch kognitive Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen zum Einsatz. Dadurch werden häufig keine schlafanstoßenden Medikamente benötigt und oft seit Jahren eingenommene Schlafmittel können im Verlauf reduziert und abgesetzt werden.
Schlafgruppe
Im Rahmen der Schlafgruppe, mit maximal fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wird die „Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie vermittelt. Der Vortrag „Der gesunde Schlaf – Wie werde ich Expertin/Experte meines Schlafes?“ hat den Schwerpunkt auf dem Erlernen von schlaffördernden Verhaltensweisen. Patientinnen und Patienten erfahren dabei, wie sie ihre Schlafqualität steigern und schlafhinderliche Gewohnheiten und Grübeln reduzieren können. Anschließend an den Vortrag haben sie die Möglichkeit, unter therapeutischer Anleitung durch unsere Neuropsychologinnen und Neuropsychologen an einem 30-minütigen Entspannungsverfahren teilzunehmen (Body-Scan, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen).
Zum Schlaflabor
Ärztliche Leitung: OÄ Dr. Heidi Lemmerer, Fachärztin für Neurologie, europäische Fachärztin für Schlafmedizin (Expert in Sleep Medicine)
Pflegerische Leitung: DGKP Jennifer Münzer
Team: Neurologinnen, Neurologen, Lungenfachärztinnen und -ärzte, DGKP, Psychologinnen und Psychologen
Autor:
Prim. Dr. Josef Diez
Vorstand der Abteilung für Neurologie
im Krankenhaus der Elisabethinen Graz
www.elisabethinen.at