Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.

Volksrepublik China
Übergewicht wird eine schwere Last für China
Mit wachsendem Wohlstand werden die Chinesen dicker. Die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen dort ist 2021 bereits über die Rekordmarke von 400 Millionen gestiegen – und könnte laut einer neuen Schätzung bis 2050 sogar 627 Millionen erreichen, wie „The Lancet“ berichtet. Ursachen sind die wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte, eine ohnehin ausschweifende traditionelle Esskultur, unausgewogene Ernährung und mangelnde Bewegung. Auffallend auch der Unterschied zwischen den dicken Städtern und Menschen im ländlichen Raum, die täglich um ihre Nahrung kämpfen müssen. Nirgends leben weltweit mehr übergewichtige oder adipöse Menschen als in der Volksrepublik. In Indien, das China 2023 mit 1,4 Milliarden Menschen als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst hat, waren es 2021 rund 180 Millionen. Die Adipositas-Krise verbindet auch die beiden Systemrivalen China und USA: Gemessen an der Bevölkerung haben die USA mit rund 74 Prozent einen noch höheren Anteil an korpulenten und fettleibigen Menschen.

Deutschland
Acht Millionen Menschen in Deutschland sind suchtkrank
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) weist in ihrem aktuellen Jahrbuch auf rund 99.000 Todesfälle im Jahr durch Rauchen und etwa 47.500 Tote durch Alkoholkonsum hin. „Deutschland hat ein Alkoholproblem“, sagt Suchtforscher Jakob Manthey der Deutschen Presse-Agentur. Es sei anzunehmen, dass mehr als ein Fünftel der Bevölkerung Alkohol in riskantem bis suchtkrankem Ausmaß zu sich nehme. Neben der hohen Zahl von Erkrankungen und Sterbefällen verursache Alkohol auch ökonomische Folgekosten von rund 57 Milliarden Euro jährlich. In Deutschland seien die Preise für alkoholische Getränke in den letzten 20 Jahren deutlich weniger stark gestiegen als für Nahrungsmittel. Würden alkoholische Getränke im Durchschnitt im Verkauf um fünf Prozent teurer, würde der Pro-Kopf-Konsum um 2,2 Prozent sinken und es ließen sich 850 alkoholbedingte Todesfälle im Jahr vermeiden, rechnet der Suchtforscher als Modell vor.

United Kingdom
Briten werden zu Medizintouristen
Wie aus aktuellen Zahlen des britischen Office of National Statistics (ONS) hervorgeht, reisten allein im Jahr 2023 rund 431.000 Patientinnen und Patienten aus Großbritannien ins Ausland, um sich dort fachärztlich behandeln zu lassen. Das waren fünfmal so viele wie 2013. Und der Trend ist weiter deutlich steigend. Beliebte Eingriffe bei den reisefreudigen Briten sind unter anderem Hüftgelenksoperationen, Haartransplantationen, kosmetische Eingriffe und zahnärztliche Versorgungsangebote. Allein in der Türkei werben rund 80 Privatkliniken gezielt um die Gunst der britischen Patienten. Doch der Trend, sich im Ausland privatmedizinisch versorgen zu lassen, hat ernsthafte Schattenseiten: Laut der Lobby-Organisation British Association of Aesthetic Plastic Surgeons (BAAPS) benötigten seit 2022 insgesamt 324 britische Patienten weitere korrigierende chirurgische Eingriffe, nachdem sie von einer privatmedizinischen Operation im Ausland in die Heimat zurückgekehrt waren.

Dr. Heinz Brock
ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz@heinz-brock.at