Gesundheitsfördernde Primärversorgung braucht Kooperation

Lesedauer beträgt 4 Minuten
Autor: Anna Wahl, Daniela Rojatz

Wenn Versorgung auf Gesundheitsförderung trifft, stellen sich viele Fragen. Das Zukunftsbild „Gesundheitsfördernde Primärversorgung“ gibt Orientierung für die Umsetzungspraxis.

Gesundheitsförderung ist eines der Zukunftsthemen der Primärversorgung!“ So lautet das Ergebnis einer Word-Cloud-Umfrage nach wichtigen Themen für die nächste Zielsteuerungsperiode (2024 – 2028) beim Mitgliedertreffen der Plattform Primärversorgung. Dies streicht die Bedeutung der Gesundheitsförderung in der Primärversorgung hervor, die für Primärversorgungseinheiten PVE seit 2017 als Aufgabenbereich definiert ist (siehe Quellen und Links). Aber was bedeutet gesundheitsfördernde Primärversorgung? Was umfasst sie?

Bestimmung der Standards. Wenn die Regeln definiert sind, gilt es, mit Praxischecks ihre Beständigkeit zu prüfen.

Definition des Zukunftsbildes

Der Blick auf die strategische Versorgungsebene führt zum Österreichischen Strukturplan Gesundheit, der Orientierung für das Aufgabenfeld Gesundheitsförderung und Prävention gibt. Der Blick in das Feld der Gesundheitsförderung fällt auf die Standards für gesundheitsfördernde Gesundheitseinrichtungen und die neueren Standards für gesundheitskompetente Gesundheitseinrichtungen bzw. Primärversorgungseinheiten. Der Blick in die Praxis zeigt viele engagierte Gesundheitseinrichtungen, die ihre eigenen Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickeln, und eine Vielfalt an Projekten zur Pilotierung bzw. Implementierung einzelner Maßnahmen, wie Gute Gesundheitsinformation Österreich, gesundheitskompetente Organisationen, Social Prescribing. Eine Vielfalt, die auch herausfordernd sein kann und die Antwort, was zentrale Maßnahmen im Aufgabenfeld sind, erschwert.

Um Licht ins Dunkel zu bringen, wurde daher im Rahmen des Projektes Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Gesundheitskompetenz in der Primärversorgung an einem Zukunftsbild und einer „Übersetzung“ der verschiedenen Blickwinkel auf eine gesundheitsfördernde Primärversorgung gearbeitet. Das Projekt begleitet im Auftrag des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger und des Fonds Gesundes Österreich seit 2017 die systematische Implementierung des Aufgabenbereichs.

Für die Entwicklung eines inhaltlichen Orientierungsrahmens und einer gemeinsamen Arbeitssprache wurden die Standards für gesundheitsfördernde Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, Standards der gesundheitskompetenten Gesundheitseinrichtungen sowie der „Checkliste Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz in der Hausarztpraxis“ als Basis herangezogen. Expert:innen der GÖG führten die Dokumente zusammen, fokussierten auf das Setting Primärversorgung und stellten die Aufgaben in einer einheitlichen Logik zusammen. Begleitend wurden Perspektiven von Expert:innen (DVSV, ÖGK, IfGP, BMASGPK, Vertretungen der Länder) eingeholt und mit diesen abgestimmt. Das Ergebnis wurde im Projektlenkungsausschuss des Projektes Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Gesundheitskompetenz in der Primärversorgung mit Vertretungen von BMASGPK, Dachverband der Sozialversicherungsträger und Projektleitungen bundesweiter Unterstützungsinitiativen im Bereich, wie dem ÖGK-Begleitprozess und der Plattform Primärversorgung, abgestimmt und in einem ersten Schritt finalisiert.

Das Ergebnis sind 15 Maßnahmen für drei Zielgruppen: Personal – Patientinnen/Patienten – Bevölkerung/Umwelt ergänzt um die Organisationsebene. Letzteres verdeutlicht, dass eine gesundheitsfördernde Primärversorgung sich durch einen Organisationsentwicklungsansatz auszeichnet und über die Aneinanderreihung einzelner Maßnahmen hinausgeht. Das Zukunftsbild bietet sowohl Personen in Politik/Verwaltung als auch in der Projektbegleitung einen inhaltlichen Orientierungsrahmen, was gesundheitsfördernde Primärversorgung umfasst und wie sie gestärkt werden kann.

Was kommt

Eine gesundheitsfördernde Primärversorgung braucht die Zusammenarbeit aller Akteure, um die Kräfte zu bündeln und an einem Strang zu ziehen. Das Zukunftsbild stellt einen ersten Orientierungsrahmen und Übersetzungsrahmen des Österreichischen Strukturplans Gesundheit, der Standards für gesundheitsfördernde und gesundheitskompetente Gesundheitseinrichten der Primärversorgung dar, der mit Stakeholdern abgestimmt wurde. In einem nächsten Schritt gilt es, ihn einem Praxischeck zu unterziehen und für die unterschiedlichen Formen von Gesundheitseinrichtungen der Primärversorgung – von der Einzelordination bis zur Primärversorgungseinheit – anzupassen.

Das Zukunftsbild für Praxis und Entscheidungsträger klärt, was eine gesundheitsfördernde Primärversorgung umfasst, und ermöglicht eine schrittweise Implementierung. Zudem kann es als Orientierungsrahmen für die Entwicklung von Unterstützungsmaterialien herangezogen werden. In einem ersten Umsetzungsschritt hat die Plattform Primärversorgung den Mitgliederbereich zu Gesundheitsförderung entlang des Zukunftsbilds aufbereitet. 

Quellen und Links:

Bundesgesetz über die Primärversorgung in Primärversorgungseinheiten (Primärversorgungsgesetz – PrimVG), BGBl. I Nr. 131/2017.

BMSGPK. Österreichischer Strukturplan Gesundheit 2017 inklusive Großgeräteplan gemäß Beschluss der Bundes-Zielsteuerungskommission vom 30. Juni 2017 inklusive der bis 7. Oktober 2022 beschlossenen Anpassungen. Wien; 2022.

International Network of Health Promotion Hospitals and Health Services. 2020 Standards für Gesundheitsfördernde Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen. Hamburg: International HPH Network; 2020.

ÖPGK. Selbsteinschätzungsinstrument für Gesundheitskompetenz in Gesundheitseinrichtungen. Version 2.0. Wien: Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz; 2020.

Gugglberger L, Schmotzer C, Mitglieder der AG GKO der ÖPGK. Checkliste Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz  in der Hausarztpraxis. Wien: Gesundheit Österreich GmbH; 2023.

Allgemeine Gesundheitsförderungsinformationen: primaerversorgung.gv.at/gesundheitsorientierung

Anna Wahl
ist Health Expert und arbeitet in der Abteilung Gesundheit, Gesellschaft und Chancengerechtigkeit bei der GÖG GmbH.
anna.wahl@goeg.at

Daniela Rojatz
ist promovierte Soziologin und Trainerin der Erwachsenenbildung. Sie arbeitet als (Senior) Health Expert und Projektleiterin bei der GÖG GmbH.
daniela.rojatz@goeg.at

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