Die Bedeutung von „guten“ Gesundheitsinformationen

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Autor: Magdalena Hoffmann

Unklare Informationen und schlechte Kommunikation gehören zu den größten Risiken im Gesundheitsbereich. LKH-Univ. Klinikum Graz und Med Uni Graz setzen ein Projekt auf, das die Gesundheitskommunikation mit Patient:innen intensivieren wird.

Bis vor Kurzem bestand eine starke Informationsasymmetrie zugunsten der Behandler:innen, während heutzutage Technologien wie Large Language Models Patient:innen und deren Angehörigen den Zugang zu medizinischem Wissen stark erleichtern. Jedoch bleibt unklar, ob diese Informationen, die jederzeit leicht im Internet abrufbar sind, verlässlich und für die Betroffenen auch tatsächlich individuell anwendbar sind. Eine unkritische Nutzung von Suchmaschinen wie „Dr. Google“ und anderen nicht verifizierten Quellen kann zu Fehlentscheidungen für die eigene Gesundheit oder für andere führen. Im Gegenzug dazu sind verlässliche und geprüfte digitale Informationsressourcen eine vielversprechende Möglichkeit, viele Menschen mit „guten“ Gesundheitsinformationen zu versorgen.

Durch die steigende Zahl älterer Menschen mit Zunahme an chronischen Krankheiten kommt das Gesundheitssystem immer mehr an seine personellen Grenzen. Die Verfügbarkeit an professionell ausgebildeten Pflegepersonen kann den derzeitigen und kommenden Bedarf kaum abdecken. Daher fehlt es an ausreichender Betreuung und Zeit, womit besonders den Angehörigen aktuell und auch zukünftig eine zentrale Rolle in der Begleitung zukommt. Damit die immer älter werdenden Patient:innen gut versorgt sind, ist es unerlässlich, die Angehörigen miteinzubinden. Dazu braucht es neben Kommunikations- und Informationsstrategien auch die Befähigung aller Betroffenen, mit digitalen Gesundheitsanwendungen umzugehen. Es geht in diesem Zusammenhang darum, die Gesundheitskompetenz aller Beteiligten zu fördern und auch deren Digitalkompetenz zu stärken.

Direkte Ansprache.
Der Austausch zwischen Gesundheits­personal und Patient:in ist oft unvollständig. Spezielle Projekte sollen
die Qualität von Gesundheitsinformationen verbessern.

Kommunikation braucht „gute“ Gesundheitsinformationen

Eines der größten Risiken im Gesundheitswesen stellen mangelhafte Informationen und Kommunikationsdefizite dar. Ursachen dafür sind Zeitdruck, Missverständnisse, fehlende oder fehlerhafte Informationen und eine geringe Gesundheitskompetenz der Betroffenen. Eine unzureichende Gesundheitskompetenz der Patient:innen verschlechtert nachweislich die Compliance und den Therapieerfolg. In Deutschland und Österreich haben 46 % bzw. 56 % der Bevölkerung eine problematische oder unzureichende Gesundheitskompetenz, so eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH, basierend auf Daten des Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19) mit insgesamt 17 teilnehmenden Ländern.

Verlässliche, evidenzbasierte Gesundheitsinformationen sind daher essenziell, um die Kommunikation zu unterstützen, damit die Informationen auch nach dem Gespräch erhalten bleiben. Qualitativ hochwertige Quellen sind u. a. PubMed, Cochrane Library und Organisationen wie WHO oder das Robert Koch-Institut. Da diese Quellen nicht für alle gleichermaßen zugänglich sind, braucht es niedrigschwellige, leicht verständliche Informationsangebote, z. B. direkt von den Gesundheitseinrichtungen selbst.

Das Projekt „GO-SAFE“ zur Verbesserung der Gesundheitskommunikation und -information am LKH-Univ. Klinikum Graz und der Medizinischen Universität Graz ist ein Beispiel, wie gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Patientensicherheit umgesetzt werden können. Seit 2016 werden Kommunikations- und Informationsmängel analysiert, evidenzbasierte Gesundheitsinformationen erstellt, Kommunikationstrainings für Behandler:innen wie E-Learnings oder Workshops angeboten und Prozessoptimierungen durchgeführt. Zusätzlich wird nun in der Ausbildung der Ärzt:innen ein besonderer Schwerpunkt angeboten.

Immer verfügbar.
Screenshot aus dem Projekt „CoPilot-Gesundheit“ – eine Patient Journey APP.

Reden und verstanden werden

Gute Gesundheitsinformationen müssen verständlich, zielgruppenorientiert, werbefrei und wissenschaftlich fundiert sein. Dies sind nur einige Beispiele der 15 Qualitätskriterien der Guten Gesundheitsinformation der Österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz (ÖPGK). Zusätzlich müssen die Nützlichkeit und Verständlichkeit mit der Zielgruppe durch Feedbacks der Patient:innen und deren Angehörigen überprüft werden. Anschließend müssen diese „guten“ Gesundheitsinformationen den Behandler:innen durch ein Dokumentenmanagementsystem bereitgestellt werden. Durch ein strukturiertes Qualitätsmanagement soll zudem sichergestellt werden, dass diese Informationen auch regelmäßig evaluiert werden, damit sie stets aktuell bleiben. Nur so kann die Qualität nachhaltig sichergestellt werden.

Viele Menschen wünschen sich diese oben beschriebenen „guten“ Gesundheitsinformationen als sogenannte Merkblätter und Broschüren. Durch die Digitalisierung ergeben sich zusätzliche Vorteile für Behandler:innen und die Betroffenen. Neben der schnellen Verfügbarkeit, Auffindbarkeit und Möglichkeit der Aktualisierung der „guten“ Gesundheitsinformationen, gibt es auch die Möglichkeit, die Informationen in der richtigen Menge, im richtigen Format und zum richtigen Zeitpunkt an die Betroffenen zu übermitteln.

Sogenannte „Patient Journey Apps“ können solche Bedürfnisse abdecken. Sie bringen die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Format an die Betroffenen und auch an deren Angehörige, wenn gewünscht.

Als Beispiel sei hier die Patient Journey Applikation „CoPilot-Gesundheit“ erwähnt, ein Projekt der Medizinischen Universität Graz. Der CoPilot-Gesundheit fungiert als digitale Plattform und verbessert die Gesundheitskompetenz durch aufbereitete Informationen vor und nach Operationen.

Der CoPilot-Gesundheit bietet unter anderem Informationen, Aufklärungsvideos, Wissensabfragen und Fragebögen, mit denen Patient:innen und, wenn gewünscht, deren Angehörige ihre Behandlungserfahrungen und -ergebnisse selbst einschätzen können. Die digitale Transformation in der Gesundheitsinformation unterstützt die Patient:innen und ihre Angehörigen, weil sie das Verständnis des Behandlungsverlaufs fördern, sie durch z. B. telemedizinische Maßnahmen weniger oft ins das Krankenhaus kommen müssen und die Betreuung über die Grenzen der Krankenhaustüren weiter erfolgen kann. Durch die Projekte GO-SAFE und CoPilot-Gesundheit wird das Vertrauen in verifizierte Gesundheitsinformationen gestärkt. Ziel ist es, Patient:innen zur richtigen Zeit mit verlässlichen Informationen zu versorgen, um ihre Gesundheitskompetenz nachhaltig zu verbessern und den Behandlungserfolg über die Grenzen des intra- und extramuralen Bereichs zu verbessern. 

Autorin:

Priv. Doz. Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MBA, MSc
Stabsstelle für Qualitäts- und Risikomanagement, Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.,
LKH-Univ. Klinikum Graz
magdalena.hoffmann@uniklinikum.kages.at

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