Kolumne Archives - gesundheitswirtschaft.at

Volkswirtschaft ist schwierig! Umso leichter ist es,
„BIP-Mythen“ und „Es-gibt-keine-Kostenexplosion-im-
Gesundheitssystem-Märchen“ zu erzählen, weil sie
kaum jemand widerlegen kann.

Im Jahr 2009 können wir festhalten: Fast alle niedergelassenen
Ärzte arbeiten weiterhin in Einzelpraxen. Die Versorgung
erreicht Spitzenwerte, weil wir im europaweiten Vergleich
am häufigsten im Spital liegen. Und die getrennte Finanzierung
ist der Weg in die Zukunft.

"Ich bin ein Clown und ich sammle
Augenblicke." So schrieb es
Heinrich Böll in seinen "Ansichten
eines Clowns".

Das Verwirrspiel und die Vernebelung rund um die tagesklinische
Versorgung in Österreich hat eine lange und nicht
minder falsche Tradition. Nach außen zum Wohl der Patienten,
nach innen aber eher zum Wohl der Strukturen.

Vorweg: Die Erfolge der Onkologie sollen nicht klein oder
schlecht geredet werden. Sie sind zweifellos vorhanden.
Andererseits dürfen Erfolge nicht dazu führen, dass man
gegenüber vorhandenen Defiziten unsensibel wird.

„We toured from continent to continent, until I became incontinent.“ Fred Knittle

„Der Einfluss von Geschichtenerzählen ist klein.
Der Gesamtplan aller kleinen Einflüsse hat einen Namen: Befreiung, Licht, gutes Leben.“ Peter Schumann

Dabei war es so schön und hätte so bleiben können, wenn da nicht in einem Bundesland jemand ein bisschen genauer gefragt
hätte. Und siehe da, Konkurs ist auch im Gesundheitswesen
eine Denkmöglichkeit. Oder?

Österreich hatte wirklich einmal visionäre Gesundheits-politiker. Schade nur, dass visionäre Gesundheitspolitik nichts mehr gilt und zur Bewahrung des Status quo nunmehr kurzfristige Erfolge statt längerfristiger Ziele wichtig sind. Muddling-Through wohin man schaut!

Das Jahr 2020 wird ein gutes Jahr werden. So es sein soll, werde ich dann gerade knapp über fünfzig Jahre alt sein und noch weiter mindestens 15 Jahre als Chirurg arbeiten können.

Dieter Göschl hat die Österreichische Krankenhauszeitung 1960 ins Leben gerufen. Da war ich noch nicht geboren. Dieter Göschl erfand auch das bekannte Handbuch der Sanitätsberufe, ein Medizinprodukteverzeichnis
und die Krankenhausmesse IKAL. Da war ich noch nicht im Verlagswesen. Vor allem aber fischte Dieter Göschl mit der Fliegenrute lange bevor ich diese Passion zur meinen gemacht habe.

Jubiläumsgrüße

Starke Worte,...
die nie gesagt wurden

Es war einmal ein kleines Land, das wollte sehr bedeutsam sein, aber es wollte nicht groß sein. Es hatte panische Angst vor einem Wasserkopf,
darum leistete es sich neun kleinere Köpfe...

Sozialromantik schwingt in den Zielen eines Gesundheitssys-tems. Doch Sozialromantik ist nicht real. Will man trotzdem an idyllischen Bildern festhalten, dann wird einem nichts anderes
übrig bleiben, als die Realität mit möglichst viel Farbe zu übermalen und darauf zu hoffen, dass der Betrachter es nicht merkt.

Der OECD-Bericht „Gesundheit auf einen Blick“ zeigt,
dass man es bei uns mit offiziellen Zahlen offenbar nicht sehr genau nimmt. Wessen Interessen sollen damit
geschützt werden?

Naiver Idealismus? Heldenhaft Albert Schweitzer nacheifern?
Etwas mit meinem Wissen retten wollen? Eine innere Stimme
hatte mich während meines Medizinstudiums immer wieder
nach Afrika gerufen. Jetzt war ich gelandet, im tiefsten
Tanzania. Für ein halbes Jahr.

In Afrika erkenne ich zusehends, dass die Naturwissenschaft ihre Grenzen hat, wenn es um bestimmte fragen des Patientseins, des Mensch-seins geht. Doch auch die Religion hat ihre Grenzen.

Trotz der vielleicht nicht immer perfekten Umsetzung wissen die Tanzanianer genau, dass die mitfühlende Geisteshaltung und das menschliche Verhalten des Gesundheitspersonals gesundheitsfördernd wirkt und Anteil am Heilprozess hat.

Ein guter Arzt hat etwas, das man nicht aus Büchern, Seminaren und Vorlesungen lernen kann: Erfahrungen und Erlebnisse, die man selbst macht und erspürt.

Nach einem halben Jahr in Tanzania ist es Zeit, resümee zu ziehen. Über die Fremdartigkeit und das Potenzial eines ganzen Kontinents.

Clare et distincte nennt der Philosoph die neutrale und objektive Erkenntnis,
die nicht nur durch sinnliche Wahrnehmung herrührt, sondern
auch gedanklich hergestellt wurde. Klar ist hell und hell ist weiß
auch, das kann kein Zufall sein...

Natürlich weiß jeder, dass eine offene Blende
weniger Schärfentiefe bringt. Was hat das
mit uns genetischen Ärztefreunden zu tun?...

Wenn meine Mutter früher sagte: „Fräulein,
ich würde Dir empfehlen, mal dein Zimmer
aufzuräumen.“, dann wusste ich, das war
keine Empfehlung, das war ein Befehl! Ein
Nichtbefolgen dieses Befehls war stets mit
Sanktionen verbunden...

Als Herr K. nach dem Zusammenstoß mit einem Auto zu sich kam, erzählte ihm eine Person, er hätte einen Unfall gehabt, es wäre Samstag Abend und er habe sich in einem Krankenhaus in der Notaufnahme einzufinden. Herr K. stieg in ein Taxi und ließ sich zur Notaufnahme führen, wo ihn der schwach beleuchtete Eingang begrüßte...

Ein Mann saß in einer Metrostation in Washington DC und begann, auf seiner Geige zu spielen, es war ein kalter Januarmorgen. Er spielte über eine ¾ Stunde sechs Stücke von Bach. Während dieser Zeit der „rush hour“ wurde berechnet, dass ca. tausend
Menschen durch die Station eilen, die meisten von ihnen auf dem Weg zur Arbeit...

Mutige Einführer von prozessigem Arbeiten in Gesundheitseinrichtungen weisen gerne darauf hin, dass endlich Schluss sein müsse mit dem „Kasteldenken“.

Der Konsulent - oder die Theorie ist wie die Praxis, allerdings nur in der Theorie, in der Praxis ist es anders...