Innovationen haben ihren Preis. Ihr Nutzen ist unbezahlbar. Der Mehrwert von medizinischem Fortschritt war Thema beim 15. Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress.
In der Diskussion über neue Therapien geht es vor allem um eines: Kosten. Was dabei häufig untergeht, ist der Nutzen – ein Fehler, waren sich Experten beim 15. Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress einig. In einer von Roche Austria initiierten Podiumsdiskussion zu dem Thema „Healthy Investments: Welchen gesellschaftlichen Wert hat medizinische Innovation?“ wurde klar: Neue, innovative Therapien dürfen nicht nur als reiner Kostenfaktor betrachtet werden. Vielmehr sollten sie als Investition verstanden werden – in Gesundheit, Lebensqualität und nicht zuletzt in die Entwicklung des Standorts.

Gewinn für Gesellschaft und Wirtschaft
Bernhard Rupp, Leiter der Gesundheitspolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich, forderte eine breitere gesundheitsökonomische Perspektive bei der Bewertung medizinischer Innovationen. Neue Therapien steigern nicht nur die Lebensqualität der Patienten und verlängern im besten Fall ihre Lebenszeit. Sie wirken sich auch positiv auf die Gesellschaft und die Wirtschaft aus: Weniger Krankheitslast bedeutet weniger Therapie- und Pflegebedarf, was das ohnehin überstrapazierte Gesundheitssystem entlastet und Ressourcen freisetzt. Gleichzeitig profitiert die Volkswirtschaft von weniger Krankenständen, höherer Erwerbsbeteiligung und gesteigerter Produktivität. Der Gesundheitssektor ist aber nicht nur ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, der durch mehr Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität Wertschöpfung schafft. Er verhindert auch soziale Ausgrenzung.
Einsparpotenzial in Millionenhöhe
Dabei ist Weitblick statt Kurzsicht gefragt. Denn die Wirkung innovativer Therapie entfaltet sich selten von heute auf morgen. Evelyn Walter, Geschäftsführerin des IPF Institut für Pharmaökonomische Forschung, präsentierte im Rahmen ihres Impulses konkrete Zahlen: Laut einer aktuellen Studie des IPF Institut für Pharmaökonomische Forschung könnten mit innovativen Therapien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Österreich langfristig rund 50 Millionen Euro eingespart werden. Jan Pazourek, Büroleiter im Dachverband der Sozialversicherungsträger, vertrat in der Diskussion die öffentliche Hand. Er verwies auf die Verantwortung, die begrenzten vorhandenen Mittel so einzusetzen, dass ein möglichst großer Nutzen für alle Versicherten entsteht.
Forschungsstandort Österreich unter Druck
Neben den gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Effekten diskutierten die Experten die Frage, wie wir medizinische Innovation in Österreich sicherstellen können. Josef Smolle, ehemaliger Nationalratsabgeordneter und Rektor der MedUni Graz, betonte die Bedeutung klinischer Studien: Sie bringen nicht nur innovative Therapien frühzeitig nach Österreich und machen diese für Patienten verfügbar, sondern stärken auch den Forschungsstandort. Mit jeder erfolgreich durchgeführten Studie steigt die Attraktivität des Landes für weitere Projekte – und davon profitieren letztlich die Patienten. Alexander Mülhaupt, Geschäftsführer von Roche Austria, gab einen Einblick in die forschende Pharmaindustrie: Die Rahmenbedingungen seien alles andere als optimal. „Die Entwicklung neuer Medikamente dauert im Schnitt 13 Jahre, und nur jede zehnte Innovation kommt auch tatsächlich auf den Markt“, schilderte er. Hinter jeder Innovation stehe daher ein hohes finanzielles Risiko für Unternehmen. Umso wichtiger seien faire Erstattungssysteme und die Kommunikation über den gesellschaftlichen Mehrwert – „und dieser reicht vom individuellen Nutzen für Patienten, für die Gesellschaft bis hin zur Steigerung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich“. Worum es gehe, sei, einen Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zu führen und gemeinsame Ziele zu definieren.
(red.)


